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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Jahrhunderte
auf Eis gelegt und steckten in Kanopen, die in Kissimee lagerten.
    An einem schwülen Mittwoch ließen wir die Füße über den Rand des Bootspiers baumeln, an dem der Raddampfer Liberty Belle vertäut war, und sahen im Mondlicht zur Fahne der Konföderierten hinüber, die schlaff über Fort Langhorn auf Tom Sawyers Insel hing. Das Magische Königreich war geschlossen. Die letzten Gäste hatten wir gerade durch das Bahnhofstor an der Hauptstraße gescheucht. Jetzt konnten wir endlich erleichtert aufatmen, einen Teil unserer Kostümierung ablegen und uns entspannen, während die Grillen zirpten.
    Ich war zwar mehr als ein Jahrhundert alt, aber es hatte immer noch etwas Magisches, bei Mondlicht den Arm um die zarten, warmen Schultern eines Mädchens zu legen, fern vom Gewusel der Putzkolonnen an den Drehkreuzen, und die warme, feuchte Luft zu atmen. Lil ließ den Kopf an meine Schulter sinken und drückte mir einen hauchzarten Kuss unters Kinn.
    » Her name was McGill« , sang ich leise.
    » But she called herself Lil« , sang sie, und ich spürte ihren Atem an meinen Schlüsselbeinen.
    » And everyone knew her as Nancy« , sang ich.
    Ich war erstaunt, dass sie die Beatles kannte. Schließlich waren sie schon in meiner Jugend ein alter Hut gewesen. Aber ihre Eltern hatte ihr eine
gründliche – wenn auch eklektische – Ausbildung zukommen lassen.
    »Willst du mich auf meiner Runde begleiten?«, fragte sie. Diese Runde zählte zu den Pflichten, die ihr am liebsten waren. Sobald die Touristenmeute verschwunden war, leuchtete sie mit der Taschenlampe jeden Zoll der Fahrgeschäfte ab, für die sie verantwortlich war. Wir sahen uns beide gern an, welcher Mechanismus hinter dem vordergründigen Zauber steckte. Vielleicht war das auch der tiefere Grund dafür, dass ich an unserer Beziehung, trotz aller Magie, gern herumkrittelte.
    »Ich bin ziemlich kaputt. Falls du nichts dagegen hast, würde ich hier gern noch etwas sitzen bleiben.«
    Sie gab einen theatralischen Seufzer von sich. »Na, meinetwegen, du alter Mann.« Als sie eine Hand ausstreckte und mir leicht in die Brustwarze kniff, zuckte ich wohlig zusammen. Ich glaube, der Altersunterschied machte auch ihr zu schaffen, obwohl sie mich neckte, wenn ich darauf zu sprechen kam.
    »Ich glaube, eine kleine Besichtigung des Spukhauses schaffe ich noch, wenn sich meine müden Knochen vorher ein bisschen ausruhen dürfen. « Ich spürte ihr Lächeln an meiner Brust. Sie mochte das Spukhaus sehr, so sehr, dass sie im Ballsaal gern ihre Runden mit den Gespenstern drehte und auf dem staubigen Parkett Walzer mit
ihnen tanzte; und sie legte sich auch gern mit den Marmorbüsten in der Bibliothek an, deren Blicke einem beim Vorbeigehen folgten, und versuchte sie niederzustarren.
    Mir gefiel es dort auch, aber am liebsten saß ich mit ihr einfach so da und betrachtete das Wasser und die Bäume. Ich wollte mich gerade aufraffen, als ich in meiner Hörschnecke ein leises Ping vernahm. »Mist«, sagte ich. »Ich bekomme gerade einen Anruf herein.«
    »Sag einfach, du bist beschäftigt.«
    »Mach ich.« Ich nahm den Anruf im subvokalen Modus entgegen. »Julius hier.«
    »Hallo, Julius. Hier ist Dan. Hast du einen Moment Zeit?«
    Ich kannte zwar tausend Dans, doch diese Stimme konnte ich sofort zuordnen, obwohl unser letztes gemeinsames Besäufnis im Stukka zehn Jahre her war. Ich stellte mein Subvokal-Modul auf Warteschleife. »Lil, es ist ein wichtiger Anruf. Macht’s dir was aus, wenn ich …?«
    »Aber nein, natürlich nicht«, erwiderte sie mit sarkastischem Unterton, setzte sich aufrecht hin und entzündete ihre Crack-Pfeife.
    »Dan?« Ich ging wieder auf Subvokal-Modus. »Lange nichts von dir gehört.«
    »Ja, Junge, das kannst du laut sagen.« Seine Stimme brach plötzlich und er begann zu schluchzen.

    Ich wandte mich Lil zu und bedachte sie mit einem so eindringlichen Blick, dass sie die Pfeife sinken ließ. »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte sie leise, aber ohne zu zögern. Ich winkte ab und schaltete das Telefon in den Freisprechmodus. In der von Grillen durchzirpten Stille klang meine Stimme unnatürlich laut.
    »Wo steckst du, Dan?«
    »Hier in Orlando. Ich hänge gerade auf der Insel der Freuden fest.«
    »Gut, dann würde ich sagen, wir treffen uns im Abenteurerclub, oben auf dem Sofa an der Tür. Ich bin in …« Ich warf Lil einen Blick zu. Sie kannte die Wege, die nur das Personal benutzte, besser als ich und streckte zehn Finger hoch. »Bin in zehn

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