BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
sagte Benji fast emotionslos.
»Richtig. Aber das ist kein Problem. Sobald ich meine Nachkommenschaft geboren habe, werde ich selbst für sie auf Nahrungssuche gehen. Die Situation draußen hat sich beruhigt. Die Wogen haben sich geglättet. Ich werde reiche Beute machen. Ein ganzes Dorf voller Fürsorger wartet auf meine Kinder.«
Benji begriff, was passieren würde. Er nickte und ließ sich von seinem Herrn in die Arme nehmen.
»Ich bin bereit«, sagte er.
»Etwas von dir wird in mir und meiner Brut weiterleben«, sagte Proteus. »Ewig.«
Benji brauchte solchen Trost nicht. Benji hatte schon lange nicht mehr gelebt.
Aber alles kam anders, als Proteus es angekündigt und versprochen hatte. Denn am nächsten Tag, lange bevor sich das erste Kind in seinem Leib entwickeln konnte, klopfte es an die Tür der Hütte.
Proteus schrak ebenso zusammen wie Benji. Vielleicht noch ärger.
Das Klopfen konnte unmöglich von einem Tier stammen, dafür war es zu... taktvoll.
Proteus huschte zur Tür und zog sie auf.
»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte ein Junge von anderem Kaliber als Benji. Ein Junge, dessen Blick die Glut in Proteus' Augen mit grauer Asche überzog und gefrieren ließ.
Und Benji traute seinen Ohren nicht, als der Gott neben ihm auf die Knie sank und winselte: »Nein, Herr – natürlich nicht. Womit auch immer ich Euch dienen kann, ich werde es tun...«
Gegenwart...
... und Zwischenspiel
Wie eine Insel aus purem Gold lag die Altstadt da, umspült von den erstarrten Wogen eines schwarzen Ozeans. Noch jetzt in der Nacht warf die gewaltige Kuppel des Felsendoms ihren Glanz über den alten Teil der heiligen Stadt, das Licht des Mondes reflektierend, und es schien, als hielten die trutzigen Mauern um das Gassenlabyrinth den goldenen Schimmer zurück wie die Klippen um eine Bucht, so dass er die neuen Bezirke Jerusalems nicht erreichen konnte.
Ein ebenso zauberhaftes wie bezauberndes Bild...
Dennoch fröstelte Heaven.
Nicht aus Ehrfurcht oder Ergriffenheit, sondern klammer Furcht wegen, die nicht von ihr wich, so sehr Heaven sich auch mühte, ihr endlich ledig zu werden. Vergebens, denn sie konnte sich nicht von dem einen Gedanken lösen, der wie ein nie verstummen wollendes Echo durch ihren Kopf wisperte.
Ich kann nicht glauben, dass er tot ist.
Schaudernd schlang Heaven die Arme um sich, senkte den Blick, kniff die Lider so fest zu, bis es schmerzte.
Nicht mehr daran denken
, hämmerte sie sich ein.
NICHT MEHR DARAN DENKEN! Denn ich habe ihm selbst den Todesstoß versetzt! Endlich, nach allem was er mir – und so vielen anderen – angetan hat...
Aber – konnte eine Kreatur von seiner Macht je tot sein? Konnte er wirklich sterben? Heaven ächzte wie in einem Alptraum, ohne die Augen zu öffnen.
Ich habe ihn umgebracht! Sardon ist tot.
Tot!
TOT!
Ein Schrei, leise nur und wimmernd wie der eines verängstigten Kindes, erschreckte Heaven. Zwei, drei Sekunden verstrichen in Atemlosigkeit, dann erst entspannte sie sich, als sie die Stimme erkannte – als ihre eigene...
»Was ist nur mit mir los?«, fragte sie sich leise. Sie ließ den Kopf vornüber sinken, berührte das Glas des Fensters. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre Stirn wie von Fieber erhitzt war. Die Kühle der Nacht, die von draußen gegen das Fenster drängte, tat gut, und Heaven merkte, wie auch ihr brodelndes Denken sich darunter beruhigte.
Schon im nächsten Moment aber schreckte sie von neuem auf!
Jemand hatte sie berührt, eine Hand, kälter noch als die Nacht...
Seufzend entließ Heaven den aufgestauten Atem und ergab sich den starken Armen dessen, der lautlos aus dem Dunkel der Suite hinter sie getreten war.
Augenblicklich fühlte sie sich geborgen, in Sicherheit vor allem, was in der Welt draußen ihrer harren mochte. Ihre Gedanken flossen in ruhigere Bahnen, als habe jemand die Weichen ihres Denken mit unsichtbarer Hand neu gestellt.
»Woran denkst du?«, flüsterte Anums Stimme dunkel an ihrem Ohr. Sein Atem strich über ihren Hals und bescherte Heaven ein neuerliches Frösteln, angenehm diesmal, wunderbar und herrlich.
Sie genoss nur und schwieg.
»An ihn, nicht wahr?«, fragte er.
Sie nickte sacht.
»Sardon ist Vergangenheit«, sagte Anum, genau den Triumph in seiner Stimme, den Heaven in sich so vermisste. »Vergiss ihn. So wie ich schon vergessen habe, dass ich je einen Bruder dieses Namens hatte.«
»Nun, da er tot ist, fürchte ich ihn fast mehr als zu seinen Lebzeiten«, drang es leise und
Weitere Kostenlose Bücher