BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
beinahe gegen ihren Willen über Heavens Lippen.
Sardon, der einstige Hüter des Lilienkelches, war das Damoklesschwert über ihrem Leben gewesen. Von ihrer Geburt an hatte er Heaven bedroht, und selbst diese Geburt hatte er schon zu verhindern getrachtet.
Er hatte ihren Vater ermordet und noch im Tode gequält, indem er Sean Lancasters Kopf am Leben ließ und gleichsam als Trophäe mit sich führte, und er hatte Beth MacMoore, Heavens Freundin und Lebensgefährtin, für seine perfiden Zwecke missbraucht.
Er hatte Heaven mit seinem Hass verfolgt, hatte sie belogen und betrogen, ihr Leben gestohlen –
– und jetzt endlich den Preis für all dies zahlen müssen: seine Unsterblichkeit!
Heaven hatte Sardon gepfählt! Seine Asche lag begraben in den Ruinen des alten Jerusalems. Niemand würde je auch nur auf seine Überreste stoßen. [3]
Warum aber kann ich mich nicht darüber freuen?
ging es Heaven wieder durch den Sinn.
Warum verspüre ich weder Triumph noch Genugtuung? Hätte ich nicht jeden nur denkbaren Grund, Sardons Tod mit einem Freudenfest zu feiern?
Sie erhielt eine Antwort auf ihre Fragen. Eine Stimme, in ihr und doch fremd, flüsterte:
Weil du dich mit seinem Tod deiner Nemesis beraubt hast! Sardons Hass und die Verfolgung durch ihn waren deine Gründe, alles zu rechtfertigen, was du getan hast. Tod und Gewalt, die du über andere brachtest, schienen dir entschuldbar, weil es Sardon gab – weil er Schlimmeres tat als du. Aber diese Entschuldigung zählt fortan nicht mehr.
Denn Sardon ist nicht mehr...
»Das musst du nicht«, flüsterte es an Heavens Ohr. »Sieh in die Zukunft.« Seine Hand löste sich von ihr und wies hinaus in die Nacht. »Sieh
unsere
Zukunft.«
»Oh, Anum«, hauchte Heaven, und sein Name kam ihr zart wie ein Kuss von den Lippen, »ich wünschte, ich könnte deine Zuversicht teilen – dass alles gut wird.«
Darauf blieb er ihr eine Erwiderung schuldig...
Stumm trat er zurück, ohne Heaven loszulassen. Sanft zog er sie mit sich, führte sie durch die weitläufige Suite bis hin zu dem prächtigen Bett, das sie teilten, seit sie jene unterirdische Kirche verlassen hatten, wo die Vampirsippe Jerusalems gehaust hatte und Sardon zu Tode gekommen war.
Das Bett wie die ganze Suite war eines Königpaares würdig, und wie ein solches wurden Heaven und ihr faszinierender Begleiter im
American Colony Hotel
, einem altehrwürdigen Palast aus dem vorigen Jahrhundert, auch behandelt. Das Personal las ihnen alle Wünsche von Augen und Lippen ab, und selbst die absonderlichsten wurden ihnen erfüllt. Nach ihrer Liquidität indes fragte niemand...
»Sardon war die letzte Hürde auf meinem Weg in die Zukunft«, sagte Anum, derweil er Heaven auf den nackten Boden drängte. »Du hast dieses Hindernis für mich beiseite geräumt, und dafür möchte ich diesen Weg mit dir an meiner Seite beschreiten.«
»Wo wird er uns hinführen, dein Weg?«, wollte Heaven wissen und erschauerte unter seinen kühlen Küssen, die ihre Haut dort berührten, wo der Symbiont sie nicht bedeckte. Bereitwillig zog sich das wandelbare Kleidungsstück noch weiter zurück, schrumpfte, bis es nurmehr als schmaler Gürtel um Heavens Hüften lag.
»
Unser
Weg«, verbesserte Anum, nicht innehaltend, jeden Zoll ihrer Haut mit seinem Atem und seinen Lippen zu berühren, »wird uns in eine Zeit führen, da ein großer Plan sich letztlich doch noch erfüllen wird. Obwohl Sardon, dieser Kretin, ihn schon verdorben hatte.«
Anums Gesicht tauchte in Heavens Schoß, seine Zunge (selbst sie schien ihr muskulös wie sein ganzer Leib) berührte sanft ihre Scham, kostete sie, wurde dann verlangender, ungestümer.
Ein großer Plan...
Heaven fragte nicht weiter danach, nicht jetzt. Jetzt war anderes wichtiger – und hundertfach schöner, als alles andere sein konnte!
Zumal Anum ihr auf diese Frage, wohl auch nicht geantwortet hätte. Andere Fragen indes hatte er ihr beantwortet, im Rausch ihrer Nächte, und manche hatte sie nicht einmal aussprechen müssen.
So wusste sie, dass Anum Sardons Bruder gewesen war, und wie er hatte auch Anum dereinst den Gral der Alten Rasse, den Lilienkelch, verwaltet, als erster sogar in einer langen Reihen von Hütern, die ihm noch folgen sollten. Deren zwanzig sollten den Kelch von Sippe zu Sippe tragen, ein jeder von ihnen tausend Jahre lang. Und dann –
Sardons Weigerung jedoch, das Amt des Hüters der Bestimmung gemäß zu übergeben, hatte allem einen anderen Verlauf gegeben...
Anum hatte
Weitere Kostenlose Bücher