BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
letzte ist, was ich tue! Das schwöre ich...!«
Para-Träume
Der Kampf musste mit animalischer Wildheit geführt worden sein. Und das Finale, der wahrhaft
mörderische
Höhepunkt, stand unmittelbar bevor.
Die Schwarzhaarige war nur noch in Fetzen gekleidet. Ihre verzerrten Züge erinnerten an ein Raubtier. Und wie ein solches mochte sie sich zur Wehr gesetzt haben. Vergebens...
Sie war die Unterlegene dieser Auseinandersetzung. Sie lag am Boden, auf dem Rücken, und das heisere Fauchen, das sie dem über ihr Knienden entgegen zischte, war nicht mehr als ein trotziger Versuch, über die eigene Todesangst hinwegzutäuschen.
Beeindruckend waren allenfalls die beiden dolchartig gekrümmten Eckzähne, die dabei sichtbar wurden. Aber auch diese Drohgebärde konnte den Mann nicht davon abhalten, es zu Ende zu bringen...
Die zurechtgeschnitzte Spitze des hölzernen Pflocks, den er in seinen Fäusten hielt, berührte durch eines der Löcher in der Kleidung die bleiche, nackte Haut der wilden Schönen, kaum zwei Fingerbreit unter ihrem in hastigen Atemzügen wogenden Busen.
Er sah ihr noch einmal tief in die Augen, als wollte er sie stumm um Vergebung bitten.
Dann warf er sich förmlich mit seinem ganzen Gewicht und all seiner Kraft auf das stumpfe Ende des Pflocks!
Der Pfahl bohrte sich tief in die Brust der Schwarzhaarigen und musste ihr Herz regelrecht aufspießen.
Ihr Brüllen war nur im allerersten Moment das einer waidwunden Bestie. Alle Abscheulichkeit floss aus ihren Zügen, und dann war es eine junge und betörend schöne Frau, die ihren Todesschmerz in die Dunkelheit schrie. Vier oder fünf Sekunden lang. Bis ihre Stimmbänder mürbe wurden und ihre Stimme im wahrsten Sinne des Wortes
brach
...
Und wenig später erinnerte kaum noch etwas an das, was eben hier stattgefunden hatte.
Von der Vampirin blieb nicht mehr übrig als Asche, die der Wind in den ewig gierigen Schlund der Nacht trieb.
Der Mann, der Richter und Henker in einem gewesen war, sah dem verwehenden Staub nach, bis er seinen Blicken entschwand. Dann erst wandte er sich zum Gehen, den Pflock noch immer in Händen.
Schwer wie Blut aus einer furchtbar schmerzenden Wunde tropften die Worte von seinen Lippen.
»Verzeih mir... Heaven.«
Tage vorher
Rom, Petersplatz
»Wissen Sie eigentlich, wie sehr ich es hasse, Sie zu treffen?«
Kardinal Alessandro Caracolli blieb stehen, bevor sein Fuß den Rand des dunklen Schattens übertrat, den der mitten auf dem riesigen Platz stehende Obelisk in der Frühsonne warf. Als hoffte Seine Eminenz, das noch kraftlose Licht des Morgens könnte die Schauder vertreiben, die ohne Unterlass über seinen Rücken krochen. Wie Spinnen mit eiskalten Beinen, die sich nicht entscheiden konnten, in welche Richtung sie seinen Körper verlassen sollten.
Dabei waren es normalerweise die anderen, in denen seine Gegenwart solcherlei Unbehagen weckte. Der Kardinal war ein korpulenter Hüne. Seine Augen lagen wegen der buschigen Brauen stets im Schatten und fielen nur deshalb auf, weil es in ihnen fortwährend blitzte – selten vergnügt, oft energisch und manchmal erzürnt. Autorität umwehte ihn auf Schritt und Tritt, einer Aura gleich, die in anderen schon den bloßen Gedanken an Widerspruch erstickte.
Es mochte kaum eine Handvoll Menschen auf der Welt geben, die ihrerseits ein solches Gefühl in Alessandro Caracolli zu schüren imstande waren.
Und von dieser
möglichen
Handvoll war der Kardinal bislang nur zweien
tatsächlich
begegnet.
Einer dieser beiden war Seine Heiligkeit selbst.
Dem anderen stand er nun gegenüber.
»Ich kann es mir vorstellen. Aber ich hoffe, es hat nicht wirklich etwas mit meiner Person zu tun«, erwiderte dieser andere auf die Frage des Kardinals, obwohl Seine Eminenz vielleicht gar keine Antwort erwartet hatte.
»Nein«, sagte Caracolli, seines Zeichens Präfekt der Heiligen Ritenkongregation, »ich nehme an, das hat es nicht.«
Wenngleich er sich dessen auch nicht vollkommen sicher war. Obwohl der andere auf den ersten Blick keinen Anlass bot, ihm mit Misstrauen oder gar Vorbehalten gegenüberzutreten – er war einen halben Kopf kleiner als Caracolli, sein Gesicht war Beweis dafür, dass sich in seinen Adern das Blut vieler Völker dieser Erde mengte, und sein gepflegtes Äußeres ließ an einen Geschäftsmann denken, der seinen Erfolg zwar zur Schau trug, dies aber nicht auffällig tat; seine schlanken Hände lagen auf dem Knauf eines unübersehbar
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