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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Petersplatz.
    »Beeindruckend«, konnte der Kardinal sich nicht verkneifen zu sagen, auch wenn nicht einmal halb so viel Spott in dem einen Wort lag, wie er es beabsichtigt hatte.
    Der andere überging die Bemerkung einfach.
    »Gehen Sie zu ihm und sagen Sie ihm, dass die Gesandten umgehend losgeschickt werden.«
    Seine vage Kopfbewegung und die kaum merklich veränderte Blickrichtung seiner Augen galten dem Vatikanischen Palast.
    Alessandro Caracolli zwang sich, den anderen sekundenlang regelrecht anzustarren. Er spürte, wie etwas ihn dazu bewegen wollte, den Blick abzuwenden, aber er widersetzte sich diesem Drang mit Erfolg. Und dieser kleine Sieg über – was-auch-immer-es-war verlieh seiner Stimme die Festigkeit, die er sich wünschte und die vonnöten war, um seine Worte nicht albern klingen zu lassen – und deren Fehlen seine wahre Beunruhigung verraten hätte.
    »Ich glaube, ich weiß, warum ich diese Treffen hasse«, meinte er.
    Die linke Augenbraue des anderen rutschte eine Winzigkeit nach oben.
    »Ja?«
    Der Kardinal nickte.
    »Ja. Es liegt wohl daran, dass ich dabei immer das Gefühl habe, es ginge um ein bisschen mehr als nur um Leben und Tod.«
    Um die Lippen des anderen legte sich eine neue Abart seines freudlosen Lächelns, doch in seine Züge stahl sich eine Spur von Nachdenklichkeit, von der Caracolli fast überzeugt war, dass sie sich gegen seinen Willen dort einnistete. Und es dauerte eine kleine Weile, bis der andere antwortete.
    »Ja, Sie haben recht, Eminenz. Es geht um ein bisschen mehr als nur um Leben und Tod«, sagte er leise und fuhr dann in beinahe leutseligem Tonfall fort: »Es geht um den Fortbestand der Welt, wie wir sie kennen.«
    Und als er daraufhin eine fast schon komische Mischung aus Entsetzen und Verwirrung in Caracollis Gesicht bemerkte, setzte er leichthin dazu: »Aber das muss Sie nicht kümmern, Eminenz. Für diesen Job sind andere zuständig.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als er auch schon um die Ecke des Obelisken herum verschwand, auf seinen Stock gestützt und das rechte Bein kaum merklich nachziehend.
    Fast eine Minute lang stand Kardinal Alessandro Caracolli mit halb geöffnetem Mund da, reglos wie die Heiligenfiguren, die die Kolonnaden rings um den Petersplatz krönten. Dann endlich kam wieder Leben in ihn. Doch als er selbst um den Obelisken herumtrat, um nach dem anderen Ausschau zu halten, war der längst verschwunden – vielleicht untergetaucht zwischen den Menschen, die den Platz nun in größerer Zahl bevölkerten, oder eins geworden mit den Schatten der Säulengänge.
    Caracolli wusste es nicht, und er suchte auch nicht länger nach einer Erklärung, weil er im Grunde froh war, dass er von der beklemmenden Gegenwart des anderen einmal mehr erlöst war.
    Aber er wusste eines: Dass er diese Treffen hasste...
    ... lag sehr wohl zum allergrößten Teil an dieser impertinenten Person.
     
     
    Doch keinem gab die Natur
    das Vorrecht der Unsterblichkeit
    »Macbeth«
     
    Wer es auch gewesen sein mochte, der einst den Begriff 'gottverlassen' geprägt hatte – er musste dabei genau diesen Landstrich vor Augen gehabt haben.
    Nahezu so eben wie ein Brett erstreckte er sich von Horizont zu Horizont, in optischer Endlosigkeit, und es war für jemanden, der hier unterwegs war, schwer vorstellbar, dass sich jenseits der imaginären Grenzlinie zwischen Himmel und Erde diese Einförmigkeit auch nur um einen Deut ändern mochte.
    Kein Strauch, kein Baum setzte einen grünen Tupfer in das Muster aus allen möglichen Gelb- und Brauntönen, denen die nahende Gewitterfront einen Stich ins Schweflige verlieh. So düster und drohend quollen die bleigrauen Wolken heran, dass man glauben konnte, das Land müsste vergehen, wenn sie ihre Sturmgewalt erst einmal entfesselten.
    Und vielleicht würde es wirklich so sein.
    Vielleicht schickte Gott einen Sturm, mächtig genug, diesen Landstrich vom Antlitz der Erde zu waschen, nachdem er ihn einst verlassen und zuvor vergessen hatte, ihn mit wirklichem Leben zu bestücken...
    Ein Lächeln auf den farblosen Lippen, trat Moses Pray das Gaspedal des altehrwürdigen Ford Kombi ein bisschen tiefer.
    Bevor dieser Teil der Welt unterging, wollte er noch ein paar Geschäfte machen. Und keine andere Gegend schien ihm geeigneter für seine Art von Geschäften. Denn wo hätte das Wort des Herrn mehr notgetan als in dieser Ecke hier, der Gott vor Urzeiten den Rücken gekehrt zu haben schien? Die Menschen mussten doch förmlich nach der himmlischen

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