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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Sturm in McDermotts Innerstem legte sich, noch ehe er wirklich begonnen hatte. Lethargie überkam ihn, und mit ihr eine dumpfe Nüchternheit, wie tiefe Erschöpfung sie bescherte.
    Seine Züge erschlafften, und müde sah er in das Gesicht des anderen. Es wirkte wie das eines jener Gentlemen, die McDermott stets in den alten Clubs Londons vermutet hatte: aristokratisch, distinguiert...
    Dass sich hinter dieser Maske ein wahrer Teufel verbarg, hatte Morgan McDermott schon wieder vergessen dürfen.
    Dieser Mann war es gewesen, der jene Heerschar weißgekleideter Menschen zu seinem Hof geführt hatte, wie ein General seine Truppen. Vier weitere Männer in ganz alltäglicher Kleidung hatten ihn begleitet. [4] Die Masse war von den fünfen in Scheune und Stallungen getrieben und wie folgsames Vieh darin eingeschlossen worden. Türen und Tore hatten die fünf Männer verriegelt.
    Seine vier Getreuen hatte dieser Mann dann zum Wachdienst abkommandiert, den sie draußen versahen, indem sie über den Hof und um die Gebäude patrouillierten, während er selbst sich am Herd der McDermotts ein absonderliches Frühstück zubereitet hatte – aus zwei Herzen, die er mitgebracht hatte und die der Größe nach von Schweinen hätten stammen können.
    »Ihre Frau scheint mir recht mitgenommen, Mr. McDermott«, unterbrach Milton Banks' Stimme seine Gedanken. Er beugte sich zu Selma hinab. Seine schmalen Finger mit den langen dunklen Nägeln malten unsichtbare Linien auf ihren Leib, wie ein Chirurg, der Vorbereitungen für eine plastische Operation traf, indem er die Schnittstellen für das Skalpell auf der Haut markierte.
    »Sie ist nur müde«, sagte McDermott lahm und ohne darüber nachzudenken.
    »Des Lebens müde scheint sie mir, mein Bester«, erwiderte Milton Banks. »Ich könnte ihr helfen –«
    Dass Morgan McDermott aufgestanden war, kam ihm selbst erst zu Bewusstsein, als er schon hinter Milton Banks stand. Und noch eine halbe Sekunde brauchte er, bis er bemerkte, dass er den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, hoch über den Kopf schwang –
    - und auf Milton Banks herab sausen ließ!
    Und das wiederum begriff McDermott erst, als Banks schon aufstöhnend zur Seite kippte und still liegenblieb. Blut lief ihm über das Gesicht, füllte träge das Muster der Falten darin.
    So behutsam, als könne eine zu heftige Bewegung ihn beschädigen, stellte Morgan McDermott den Stuhl an den alten Platz zurück.
    Dann verließ er das Schlafzimmer.
    Als sei nichts geschehen. Und als gebe es nichts, was er fürchten müsste.
    Denn Angst kannte er nicht mehr.
     
     
    Bazon Thorne fluchte und biss sich noch im selben Atemzug so heftig auf die Lippen, als könne er die unflätige Bemerkung damit noch ersticken.
    Das Licht war aber auch geradezu beleidigend schlecht!
    »Andererseits«, sagte Bazon Thorne im Selbstgespräch und lächelte, »ist es eine Herausforderung für den wahren Künstler, auch unter schlechtesten Bedingungen das Beste zu erschaffen.«
    Dabei flog seine rechte Hand leicht wie eine Feder über das Papier, und das Kohlestück zwischen seinen Fingern hinterließ Striche und Schatten darauf, die sich nach und nach zu einem Bild fügten.
    Die feuchte Luft des Kellerverschlags, den Bazon Thorne sich zum behelfsmäßigen Atelier erkoren hatte, legte sich über das Papier und ließ manche Linie verwischen. Erst hatte Thorne sich darüber geärgert, jetzt aber, da das Werk Gestalt annahm, empfand er die feuchten Flecke als reizvollen Effekt, der ihm von bloßer Hand allein nie gelungen wäre.
    Nach der langen Zeit der erzwungenen Abstinenz hatte Bazon Thorne es kaum mehr erwarten können, endlich wieder künstlerisch tätig zu werden – seiner ganz eigenen Kunst zu frönen!
    Den Augenblick unmittelbar vor der Mortifikation, dem Absterben von Organen und Gewebe also, einzufangen und zu konservieren über alles Vergängliche hinaus, dies war Bazon Thornes Leidenschaft – die Schönheit, die der Tod bedeuten kann, zu zeigen!
    Dass er die künstlerische Freiheit dabei strapazierte, gestand er sich durchaus ein. Doch schließlich war das der Sinn solcher Freiheit – sie zu interpretieren, für den eigenen Zweck auszulegen und zu nutzen.
    Insofern sah er es jetzt sogar als vorteilhaft an, mit Kohle arbeiten zu müssen. Dieses Werk würde sich allein auf die Wirkung von Schwarz und Weiß beschränken müssen – und damit die Phantasie des Betrachters beflügeln:
Was mag bloß Schatten sein auf diesem Bild?
würde er sich fragen,
– und

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