BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
beistehen, falls ich unrecht haben sollte und die Sperre auch auf dich feindselig reagiert.
– Versprichst du es?
– Ich verspreche es.
– Und auch, dass du nie mehr eine Taufe vollziehen wirst, wenn ich scheitere?
– Ja. Wenn du im Gegenzug versprichst, dein Blut für künftige Taufen zu geben, wenn es gelingt...
Trotz eines unguten Gefühls, trotz der Ahnung, womöglich einen furchtbaren Fehler zu begehen, willigte Heaven in den Handel ein, der dem Teufel selbst zur Ehre gereicht hätte...
Rahel fühlte Davids Hand an ihrem Arm. Er rannte los und riss sie förmlich mit sich. Ohne eine Erklärung. Aber die war auch nicht nötig. Rahel verstand seine Absicht stumm und gab ihren reflexartigen Widerstand sofort wieder auf. Bevor sie mit ihrem Bruder aus der Wohnstube im zweiten Stock des Elternhauses hetzte, warf sie noch einen furchtsamen Blick über die Schulter.
In Richtung der Frau, die mit ihnen gesprochen hatte.
Heaven – ja, Heaven war ihr Name. Rahel war ihr nicht erst in den Katakomben der Stadt, dem unterirdischen Labyrinth der Gänge und Schächte und Räume begegnet, sondern schon vorher – in diesem Haus!
Für die Dauer eines Herzschlags fragte sich das Mädchen, ob Heaven es aufrichtig mit ihnen meinte, oder ob sie aus purer Berechnung die Unterhaltung mit den Waisen gesucht hatte.
Rahel blieb abrupt stehen. Noch vor dem Passieren der Tür.
Waisen...
Das Wort traf sie bis in die Wurzeln ihrer Seele.
David fluchte. »Was ist? Bleib nicht stehen! Begreifst du immer noch nicht...?«
Er zerrte fast brutal an ihrem Arm.
Hinter ihnen spielte sich eine ebenso unglaubliche wie gespenstische Szene ab.
Ein purpurfarbener Wirbel rotierte um die in ein hautenges Kleid gehüllte Frau. Der Wirbel war über eine »Schnur« mit der Kammer verbunden, deren Tür immer noch verschlossen, die zugleich aber auch durchlässig für das Phänomen war, das Heaven geisterhaft umgarnte.
Als Rahel klar wurde, dass sie noch Stunden hier hätte stehen können, ohne die Natur dieses Geschehens zu durchschauen, gab sie ihre Erstarrung auf. In halsbrecherischem Tempo hastete sie mit David die Treppe hinunter in den Gang, von dem aus jeweils eine Tür ins Geschäft, in den Keller, den Hof und hinaus auf die Straße führten!
David orientierte sich zur Vorderfront des Gebäudes.
Rahel folgte.
Doch dann zerrten sie vergeblich an der Haustür. Zuerst glaubten sie, sie sei abgeschlossen. Aber der Schlüssel steckte, und ihn zu drehen änderte nicht das Geringste daran, dass die Tür blockierte!
»Egal!«, David stürmte zur Hoftür. Doch dort erlebten sie dasselbe Dilemma.
Der Laden!
Die Zwischentür
in
den Geschäftsraum, wo sämtliches Gemüse in den Auslagen welkte, war noch problemlos zu öffnen. Die ins Freie führende Ladentür nicht. Obwohl auch da der Schlüssel steckte und sich drehen ließ, so oft sie es wollten.
»Verdammt! Wir schlagen die Scheibe ein!«, David war nicht mehr zu stoppen.
Rahel erhob keine Einwände. Es war vollkommen gleichgültig, ob sie den Laden verwüsteten oder nicht. Es waren nur Sachen, die hier zu Bruch gingen. Glas. Das Holzbord, das David bereits aus den Wandhalterungen riss, um damit wuchtig auf das linksseitige Schaufenster einzuschlagen.
Rahels Augen folgten dem Hieb, in den David all seine Kraft legte, als fürchtete er, keine zweite Chance zu erhalten.
Seine Schwester meinte bereit das Krachen zu hören, mit dem die Scheibe sich in tausend Scherben auflöste. Doch außer einem dumpfen Ton, der sich anhörte, als hätte David mit der Faust in einen Sandsack geboxt, blieb es still. Das Bord wurde ihm wie von einem übermächtigen Rückschlag aus den Händen gerissen und zersplitterte am Boden zwischen zwei Verkaufsregalen.
David schrie gequält auf. Sein Blick suchte Rahel. Doch noch ehe er sie fand, zuckte er in die Richtung, aus der er mit seiner Schwester gekommen war. Zur Verbindungstür, die auf den Gang im Erdgeschoß führte.
Und von wo aus eine Stimme sagte: »Sinnlos. Kehrt um. Ihr vergeudet nur Kraft. Anum traf Vorsorge, dass niemand von hier entkommt.«
Auch Rahel drehte sich zu der Frau um, die ihnen gefolgt war. Für einen Moment hatte das Mädchen den Eindruck, noch Reste des purpurfarben flirrenden Gespinstes zu bemerken, das Heaven umgarnt hatte. Doch wahrscheinlich spielte hier die Einbildung Rahel einen Streich.
»Du bist so verlogen wie er!«, hörte sie ihren Bruder schreien. Seine Enttäuschung suchte ein Ventil. »Wolltest du uns nicht
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