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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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helfen zu entkommen?«
    Rahel suchte nach Anzeichen, dass der Appell ihres Bruders fruchtete. Vergebens.
    Statt dessen sagte Heaven deprimierend gefühllos: »Ich habe mich überzeugen lassen. Er hatte recht. Es gibt einen Weg, die Sperre des Lilienkelchs zu überlisten. Ich habe es ebenso wie Anum gefühlt, wie nahe ich dem Kelch stehe. Er – hat mich akzeptiert. Etwas in ihm hat mich
erkannt.
Ich bin vollkommen sicher...«
    »Sie ist vollkommen
übergeschnappt
!«, rief David seiner Schwester zu. »Hilf mir!«
    Er sah sich nach einem anderen Gegenstand um, den er gegen die Scheibe schmettern konnte.
    Da tat Heaven etwas, womit sie auch noch den letzten Rest Vertrauen und Hoffnung, den die Geschwister in sie gesetzt hatten, verspielte.
    »
Gib auf!«,
stoppte sie Davids Bemühen mit sanfter, einschmeichelnder Stimme.
»Kehr um!«
    Rahel fiel der glasige Blick ihres Bruders erst auf, als dieser sich bereits mit herabgesunkenen Schultern gehorsam in Bewegung gesetzt hatte...
     
     
    Inzwischen...
    Das Dorf döste in der Mittagshitze. Nur von seinem Rand her, wo die Schmiede lag, tönten metallene Schläge. Weit hallend wie eine Glocke sang das Eisen, das auf dem Amboss geformt wurde. Dazwischen mischte sich von Zeit zu Zeit das grelle Wiehern eines störrischen Mulis, dessen Hufe der Schmied und sein Geselle neu beschlugen.
    »Ich gehe noch ein bisschen zu Herrn Hoo«, sagte der Lahme zu seiner Mutter. Er hieß Sung und träumte davon, selbst ein Schmied zu sein. Die stiebenden Funken, wenn der Hammerkopf auf rote Glut traf, hatten es ihm angetan. Manchmal verjagte Herr Hoo seinen ungebetenen Zuschauer, aber an anderen Tagen hatte Sung ihm schon zur Hand gehen dürfen, dann, wenn der eigentliche Gehilfe wieder einmal krank und zu Hause geblieben war.
    Han war ein fauler Geselle, der seinen Meister nicht achtete, sonst hätte er seine Arbeit ernster genommen.
    Der lahme Sung hingegen war ein Tagträumer, der dennoch zupacken konnte und wollte. In Nächten, wenn er wach in seinem Bett lag, weil das linke Bein wieder schmerzte, das er sich bei einem Sturz in der Kindheit mehrfach gebrochen hatte und das danach nicht wieder richtig zusammengewachsen war, stellte er sich vor, Herr Hoo würde eines Tages zu ihm sagen: »Sung, mein Junge, ich bin alt und werde mich zur Ruhe setzen. Wenn du willst, kannst du die Schmiede übernehmen. Du hast geschickte Hände. Darauf allein kommt es bei unserer Kunst an – ob dein Bein lahmt, ist völlig egal!«
    Sung lächelte.
    »Hast du die Arbeiten, die dir aufgetragen wurden, gewissenhaft verrichtet?«, riss ihn die strenge Stimme seiner Mutter aus der Welt, in die niemand außer ihm selbst Zutritt hatte. Auch das krumme Weib nicht, das ihn und seine anderen Geschwister mit ihrer Hände Arbeit ernährte, seit der Vater von einer Fahrt in die nächste Stadt nicht mehr zurückgekommen war. Die Leute tuschelten, er säße im Gefängnis. Er hätte sich ein schweres Verbrechen zuschulden kommen lassen. Aber Sungs Mutter hatte ihren Kindern erzählt, der Ernährer sei gestorben.
    Es musste wohl stimmen, denn Sungs Mutter fuhr nie mit dem wöchentlichen Bus in die Stadt, und das hätte sie gewiß getan, wenn der Mann, der Sungs Vater gewesen war, noch am Leben gewesen wäre.
    »Ich hab' alles erledigt«, antwortete Sung. »Großvater hat mich gelobt.«
    Sung lebte mit Mutter, Großvater und drei jüngeren Geschwistern –
Mädchen!
– in einem kleinen strohgedeckten Haus am Rande des Marktplatzes, wo auch der Dorfbrunnen lag. Sein Großvater war alt und kränklich. Er konnte die Familie beim Broterwerb nicht unterstützen. Und die paar Münzen, die Herr Hoo Sung in die Tasche steckte, wenn er – was selten genug vorkam – einigermaßen guter Laune war, rangen der Mutter nur ein bitteres Lächeln ab.
    Dabei betete Sung jeden Abend, dass sie Anlass erhalten würde, stolz auf ihn zu sein. Sie sah so verhärmt, so verlebt aus, dass er bald einen Weg finden musste, die Ernährerrolle zu übernehmen, sonst...
    »Es stimmt«, erklang die Stimme des Großvaters aus dem offenen Fenster des Hauses. »Er ist ein guter Junge. Er hat sich Mühe gegeben. Sei nicht so streng. Lass ihn gehen!«
    Sungs Großmutter war im selben Jahr gestorben wie sein Vater. Im Winter davor hatte eine böse Erkältung sie ans Bett gefesselt, von der sie sich nur scheinbar wieder erholt hatte – doch nach einem anstrengenden Tag auf den Feldern hatte ein heftiger Rückschlag sie binnen Stunden dahingerafft.
    Die Familie

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