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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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hatte den Verlust gleich zweier Angehöriger erstaunlich gefasst aufgenommen, vor allem Sung und seine Geschwister. Die Bindung zum Vater war nie sonderlich eng gewesen. Man hatte ihn selten zu Gesicht bekommen, und wenn, nie etwas über die Gedanken erfahren, die ihm im Kopf herumgingen. Morgens war er vor allen anderen aufgestanden und aus dem Haus gegangen, und abends meist erst heimgekehrt, wenn fast alle wieder schliefen.
    Sung dachte nicht oft an seinen Vater. Er hatte ja seinen Großvater.
    »Ja, ja, geh ruhig. Herr Hoo wird dir schon zeigen, ob er dich brauchen kann oder dich lieber grün und blau prügelt!«
    Das passierte ab und an. Doch Sung machte sich nichts daraus.
    »Aber vor dem Dunkelwerden bist du wieder daheim!«
    »Versprochen.«
    Sung trottete hinkend vom Haus weg. Dem Großvater hinter dem Fenster winkte er noch einmal zu. Dann hatte er nur noch Gedanken für das, was er in der Schmiede Neues sehen und erleben würde. Das Feuer in der Esse. Die Funken, die Herrn Hoo bei jedem Schlag wie kleine Sterne umtanzten. Tiere, die beruhigt werden mussten...
    Kein Mensch im Dorf besaß ein Auto, geschweige denn einen Traktor oder andere nützliche Maschinen. Es gab nicht einmal Strom über ein Leitungsnetz, nur über den uralten Gemeindegenerator, der aber die meiste Zeit des Jahres kaputt war.
    In Sungs Welten – der äußeren wie der inneren, die für ihn gleichrangig existierten – war die Zeit stehengeblieben.
    Minuten später erreichte der Krüppel den Rand des Dorfes, wo die Schmiede zwischen schattigen Bäumen lag. Herr Hoos Stimme scholl ihm entgegen, als dieser seinen Gesellen wieder einmal wegen seiner Tölpelhaftigkeit zum Teufel wünschte.
    Sung kicherte leise. Es bereitete ihm ein Wohlgefühl, wenn Herr Hoo grob mit dem faulen Han umsprang.
    Sein Blick strich an der Schmiede vorbei in die Weite, die sich dahinter auftat und wo keine Häuser mehr standen. Nur Wiesen und Äcker bis zum Horizont...
    Es dauerte eine Weile, bis Sung klar wurde, worum es sich bei dem pfeilschnellen Schatten handelte, der sich aus der Ferne näherte. Und als er es wusste, fing er an zu rennen. An der Schmiede vorbei über die frisch gemähte Wiese, auf der sich Heuhaufen türmten.
    Was für ein wunderschönes Exemplar,
dachte er.
    Der Adler wurde immer größer. Er musste auch Sung längst entdeckt haben, aber er wich nicht aus. Schnurgerade hielt er auf ihn zu!
    Atemlos blieb Sung stehen. In der Nähe graste ein Wasserbüffel, der verschreckt den Kopf hob und dann langsam in Richtung seines Stall trottete.
    Auch Sung überlegte, kehrtzumachen und zur Schmiede zu rennen, um Herrn Hoo auf den imposanten Greifvogel aufmerksam zu machen. Es war der größte, den Sung je gesehen hatte. Sein schwarzes Gefieder glänzte, als wäre es völlig durchnässt. Im Nacken prangte ein weißer Fleck.
    Dass ihm selbst solche Details auffielen, verwunderte Sung nicht. Es geschah nicht bewusst. Bewusst war ihm nur, dass der Adler
immer noch
auf ihn zuhielt, und er sich jetzt – jetzt! – zu Boden werfen musste, wollte er nicht Bekanntschaft mit dem sanft gebogenen Schnabel oder den scharfen Krallen des Vogels machen!
    Zitternd vor Aufregung stand Sung da, und noch während er zögerte, hatte der Adler ihn erreicht, mit seinen Flügeln gestreift, so dass er instinktiv die Augen zusammenkniff und den Schmerz erwartete, der gleich folgen musste, in welcher Weise auch immer. Aber der Adler strich an ihm vorbei, und als Sung die Augen wieder öffnete, stand ein Mann vor ihm.
    Ein fremder und fremdartig aussehender Mann!
    Sung wollte aufschreien, doch der Blick des Mannes versiegelte seine Lippen.
    »Es ist gleichgültig, wer ich bin, gleichgültig, woher ich komme«, sagte er, und jedes Wort schien von etwas getragen zu werden, was sich in Sungs Verstand festbeißen wollte, dort aber keinen Halt fand. »Wichtig ist nur, dass du schnell handelst und zurück in dein Dorf rennst, um die anderen zu warnen! Hör genau zu und sei
überzeugend
, wenn du meine Warnung weitergibst!«
    Nach diesen einleitenden Worten erzählte der Fremde, dessen Aussehen Sung an die Indianer aus den Wildwestfilmen im Fernsehen erinnerte, dass sich eine gefährliche Räuberbande dem Dorf näherte. Brutale, gewissenlose Kerle, die auch vor Mord und Vergewaltigung nicht zurückschreckten!
    Mit trommelndem Herzen hörte Sung zu. Noch immer spürte er das »Tragende« der Worte, die auf ihn einhagelten. Aber je länger der Fremde mit ihm plauderte, desto sicherer

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