Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
brachte sie das Kunststück fertig, zu schmunzeln.
    Sie waren immer noch frisch verliebt wie am ersten Tag, und letztlich war es das, was sie die selbst aufgebürdete Mühsal mit Lachen ertragen ließ.
    Das Lachen sollte ihr schnell vergehen. Kaum dass sie den Gipfel erreicht hatten, von dem aus ihnen nicht nur Jerusalem zu Füßen lag. In entgegengesetzter Richtung reichte der Blick bei klarer Witterung bis nach Jericho.
    »Was sagst du jetzt?«
    Emerson machte eine Geste, die sämtliche Lichter der Stadt einschloss; sie schienen einen Kontrapunkt zum Sternenzelt zu bilden.
    »Ich...
Vorsicht!«
    Emerson zuckte zusammen. Er wirbelte herum und blickte dorthin, wohin auch Leann gerade den Kopf gedreht hatte, bevor sie erstickt aufgeschrien hatte. Während sich seine Frau furchtsam an ihn klammerte, begriff auch Emerson, dass dieser späte Ausflug vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war.
    »Hallo!«, rief er der Gestalt in einiger Entfernung mit rauer Stimme zu. »Genießen Sie auch die Aussicht?«
    Ein Wind – eiskalt, fast einem Sog gleich – zerrte plötzlich an seinem Hemd und stach zugleich wie mit Eisnadeln in die schweißnasse Haut darunter.
    Der Fremde im Dunkel reagierte nicht. Er trug eine schlichte Kutte, wie sie Pilger tragen mochten.
    »Komm...« Leann versuchte Emerson fortzuziehen. »Suchen wir uns ein anderes Plätzchen.« Sie fröstelte. »Mir ist der Typ – unheimlich...«
    Mir auch,
dachte Emerson Fitzgerald klamm, gleichwohl er sich etwas lächerlich dabei vorkam. Denn die Gestalt, die dort in einigen Schritten Entfernung stand, tat eigentlich nichts, was ihnen hätte Furcht einjagen dürfen. Sie spähte hinab auf die Stadt. So regungslos, dass das frischvermählte Paar Zweifel bekam, ob es sich nicht sogar um eine hier aufgestellte Statue handelte.
    Doch weder Emerson noch Leann zogen diese Möglichkeit länger als ein paar Atemzüge in Betracht.
    Nein, der Fremde – zweifellos war er männlichen Geschlechts – stand dort in ähnlicher Pose, wie auch Emerson es noch Sekunden zuvor getan hatte: Beide Hände waren auf den Lauf der Absperrung gestützt, der Oberkörper gerade, der Kopf leicht nach unten geneigt.
    »Lass uns gehen. Bitte –«
    Emerson Fitzgerald vernahm die Stimme seiner Frau, als dringe sie von weit her zu ihm, obwohl Leann doch direkt neben ihm stand. Ihre Hand legte sich um seinen Oberarm, die langen Fingernägel drückten sich durch den Stoff des Hemdes in sein Fleisch. Er spürte leisen Schmerz, und doch konnten weder Leanns Worte noch ihre Berührung Emerson aus der seltsamen Starre lösen, in die er verfallen war.
    Wie gebannt fixierte er die seltsame Gestalt, die dort am Geländer stand.
    »Er... er tut irgendwas«, flüsterte Emerson lahm.
    »Unsinn«, gab Leann ebenso leise zurück. »Aber ich möchte nicht warten,
bis
er etwas tut. Komm schon!«, Sie zog an Emersons Arm.
    Er streifte ihre Hand ab und ging einen Schritt auf den Fremden zu.
    »Ich kann es... spüren.« Emerson klang heiser. Zögernd streckte er die Hand in Richtung des Kuttenträgers aus, als fühle er nach etwas Unsichtbarem. »Merkst du denn nichts?«, Er warf Leann einen raschen Blick zu.
    »Nein. Wovon redest du eigentlich?«, Sorge und Furcht färbten ihre Stimme dunkel. »Emerson, was tust du denn? Komm zurück!«
    Aber er ging wie im Zwang einen weiteren Schritt auf den Fremden zu, der sich noch immer nicht rührte. Reglos starrte er auf die Stadt hinunter – zumindest schien es so, denn sein Gesicht lag im Schatten seiner Kapuze verborgen.
    Emerson wagte sich so nahe an ihn heran, dass er ihn mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können. Aber er tat es nicht. Er hielt nur die Hand leicht erhoben – und spürte es noch immer: ein leichtes Kribbeln, als sei die Luft von schwacher Elektrizität erfüllt.
    »Emerson!«, Leann gab sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Sie wollte nur noch weg von hier, ohne zu wissen, was konkret ihr solche Angst einjagte. Ein Fremder, der nichts anderes tat, als sich nicht zu bewegen und auf ihre Worte nicht zu reagieren, konnte doch unmöglich der alleinige Grund sein für solche Panik, oder?
    Leann schluckte hart und knetete nervös ihre Finger.
    Spürte sie vielleicht auch etwas, ohne sich dessen bewusst zu sein? Empfand sie es nur anders als Emerson? Schürte es (was immer
es
auch sein mochte) in ihr die Angst, während es in Emerson nur Neugier weckte?
    Sie kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen, denn etwas geschah – etwas
Sichtbares
– mit

Weitere Kostenlose Bücher