BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Ton, der für menschliche Ohren nicht hörbar gewesen wäre.
Etwas zerbarst – irgendwo.
Endlich ist es geschehen,
dachte Gabriel.
Der Damm ist zerbrochen. Was mich entsandte, ist nicht länger
hinter
der Schwelle gefangen. LUZIFER... LUZIFER kommt...!
Es war der Augenblick, in dem Heaven den Teufel erreichte.
Und ihm klarmachte, dass die Schlacht noch nicht geschlagen – und erst recht nicht entschieden war.
Zwischenspiel
Der Tod des Adlers
"Vorsicht!"
Hidden Moon wankte leicht, als er die sich windende, um sich schlagende und tretende Bestie gewahrte, die aus dem Nichts zwischen Chiyoda, Makootemane und Esben Storm erschienen war.
Es dauerte, bis er begriff, dass das Trio dieses geifernde Monster
geholt
hatte – und überhaupt realisierte, um wen es sich dabei handelte.
"Rona...?"
Es war Chiyoda, der versuchte, sich mit eindringlicher Stimme ins Bewusstsein der Werwölfin zu bringen. Aber es schien noch endlos lange zu dauern, bis sich Ronas Körper seines Fluchs entledigte und ein dem Anschein nach menschliches Wesen auf dem Erdboden zur Ruhe kam.
Der greise Chiyoda kniete neben ihr nieder und sagte, während seine Hand zärtlich über die Wange der zierlichen Frau strich: "Sie hat das Bewusstsein verloren – gut so. Sie braucht Ruhe, Schlaf und viel Zeit, um darüber hinwegzukommen, was ihr angetan wurde..."
"Angetan?" echote Hidden Moon.
Niemand schien ihn zu hören. Niemand schien Anteil an der Qual zu nehmen, die in
ihm
brannte.
"Es ist zweifelhaft, ob sie je über das hinwegkommen wird, was sie getan hat. Sie hat ihre Brüder und Schwestern in den Untergang getrieben!" Makootemanes Einwand erweckte den Eindruck, als wüsste auch er alles über die Hintergründe der Strapazen, die die Werwölfin gezeichnet hatten.
Hidden Moon stöhnte unterdrückt. Reflexartig fuhr er sich mit der Hand in den Nacken – und meinte, in eine schwärende, entzündete Wunde zu greifen.
Gemartert schrie er auf.
Und endlich richteten sich die drei Augenpaare auch auf ihn, glitten weg von der besinnungslosen Frau, für die Hidden Moon noch nie sonderlich viel übrig gehabt hatte. Und an der jetzt – in diesem Moment – sogar etwas haftete, was ihn schier um den Verstand brachte.
Ein Geruch – eine Ausstrahlung, die...
Manitu, neeeiiiinnn!
Zitternd presste der während einer Mondfinsternis getaufte Vampir die Faust gegen den Mund.
"Was ist mir dir?" fragte Makootemane.
So wie jetzt, fand Hidden Moon, hatte sein Ziehvater ihn noch nie angesehen. Nicht einmal in den ärgsten Krisen.
Ich weiß es nicht!
wollte Hidden Moon ihn anbrüllen. Aber sein Mund blieb stumm. Obwohl ein furchtbarer Schmerz – schlimmer als jede Verletzung, die der Arapaho je erfahren hatte – in seinem Schädel zu wüten begann.
Dumpf röchelnd riss er die Arme empor.
"Wyando..."
Gewiß war es Makootemane, der ihn mit seinem Namen rief, der noch aus der Zeit stammte, als er noch kein blutsüchtiger Vampir, kein von Magie belebter Untoter, kein...
Knecht des Satans
gewesen war!
Er hatte geglaubt, Gabriel entkommen zu sein. Aber er hatte sich geirrt. Der Teufel hatte ihm etwas eingepflanzt, das lange Zeit in ihm geschlummert hatte, nun aber – vielleicht durch die Witterung, die Rona mitgebracht hatte, zum endgültigen Ausbruch kam.
Etwas, das ihn nicht nur um den Verstand bringen, sondern auch
umbringen
sollte.
Hidden Moon fühlte eine Hand an seinem Arm. Sie wollte ihn stützen, während durch seinen Nacken und Kopf bereits elektrisierender Strom rann.
"Wyando!"
Die wogenden Nebel, die seinen Blick trübten, lösten sich nur zögerlich noch einmal auf. Er sah hin zu Chiyoda, der sich von der reglos am Boden liegenden Frauengestalt gelöst hatte und unterwegs war, um es Makootemane gleichzutun und nach Hidden Moon zu sehen.
"Es ist nichts, alles in Ordnung, lasst mich...", log er, wie unter Zwang.
Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Makootemane hatte ihm den Rücken gekehrt. Chiyoda kam genau auf ihn zu. An beiden vorbei starrte Hidden Moon auf Esben Storm, den Aboriginal.
Er ist der einzige, der etwas ahnt,
dachte er.
Da kam auch schon der neue Schub.
Helft mir,
dachte er.
So helft mir doch...
Etwas verheerte von innen heraus sein Gehirn, seinen Verstand. Als würden sich Wurzeln einen Weg durch Erdreich hindurch suchen, so bohrten sich... winzige, hungrige Tentakel in
ihn
!
Dass der Gefiederflaum in seinem Nacken verschwunden und von etwas ersetzt worden war, das wie dunkler Schorf aussah, merkte
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