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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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dunklen Loch in seinem Hals entströmte, riss Bahid sich los. Im Sturz schaffte er es, sich umzudrehen, so dass er den Angreifer sehen konnte. Und
als
er ihn sah, vergaß er beinahe den Schmerz, der glühend in der Wunde tobte, die sich nur quälend langsam zu schließen begann.
    Wie auch ich konnte Bahid den anderen nur offenen Mundes anstarren. Endlos lange.
    Aus dem Nichts war er aufgetaucht. Es konnte nicht anders sein, denn wir hatten uns zuvor in der Grabkammer umgesehen, und nichts war unseren Augen verborgen geblieben.
    Und doch...
    Aber das
wie
zählte im Moment weniger als das
wer
.
    Die Antwort lag auf der Hand. Trotzdem war sie... unglaublich.
    Dieses
Wesen
erinnerte in keinem Detail, in
nichts
an den großen Barabbas!
    Was da vor uns stand, war nicht mehr als eine Hülle; ein ausgedörrter Kokon, in dem sich
irgendetwas
eingenistet hatte, das ihn auf den wie mit Pergament umwickelten Beinen hielt. Die noch dürreren Arme hielt das nackte
Ding
kraftlos vorgestreckt, die knöchernen Klauen vollführten kleine, fast nervös wirkende Bewegungen. Der haarlose Schädel wirkte in Form und Beschaffenheit wie aus spröde gewordenem Lehm modelliert, noch dazu von recht ungeschickten Händen. Und wenn je Augen darin gewesen waren, so hatten sie sich vor langer Zeit in die Schwärze ihrer Höhlen zurückgezogen.
    Trotzdem bestand für uns kein Zweifel daran, dass es sich bei der mumifizierten Gestalt um einen der unseren handelte. Die aus dem fleischlosen Kiefer ragenden, fast fingerlangen Augzähne waren unleugbares Zeichen unserer Verwandtschaft zueinander.
    Konnte es denn sein...?
    »Barabbas?«
    Meine Frage wehte einem Hauch gleich durch die Grabesstille.
    Am Grund der finsteren Schächte, die nicht einfach in den ledrigen Schädel hineinreichten, sondern noch viel tiefer zu führen schienen, glommen blutige Punkte auf, winzig klein erst und dann rasch größer werdend, als würde ihre Quelle aus Jenseitssphären in die Wirklichkeit herüber finden.
    Zugleich lüftete sich das Geheimnis, woher der Mumienhafte gekommen war. Die Zeichen uralter Sprache auf den Wänden formierten sich neu, und einen Lidschlag danach verblasste die Illusion. Das scheinbare Mauerwerk verschwand und gab den Blick frei auf Schwärze, die selbst unsere Augen nicht durchdrangen.
    Doch diesem Phänomen widmeten wir nur den geringsten Teil unserer Aufmerksamkeit. Die dürre Kreatur fesselte unser Interesse.
    Denn sie sprach.
    Mit einer Stimme, die nicht aus dieser Welt zu kommen schien, sondern vielmehr aus der Finsternis, die ringsum die Felswände verschlungen hatte.
    »Barabbas... Wie lange hat mich niemand mehr so genannt...«
    »Dann bist du es?«, fragte ich.
    »Ich bin es. Und doch nicht. Nicht
mehr

    Die Worte quollen dumpf und dröhnend aus der Schwärze, während sich die krustigen Lippen der Mumie asynchron dazu bewegten.
    »Was meinst du damit?«, wollte ich wissen. Mein Blick wechselte unsicher zwischen der Gestalt und einem imaginären Punkt in der Finsternis dahinter.
    »Der Barabbas, den ihr kanntet, verging in dem Augenblick, da er seiner Pflichten enthoben wurde. Als ein anderer an seine Stelle trat.«
    »Dieser andere ist tot. Der Platz an der Spitze der Kairo-Sippe ist wieder frei. Du könntest ihn erneut einnehmen«, erwiderte ich.
    Lachen klang auf, und es kam nicht aus der unergründlichen Dunkelheit, in der die Grabkammer zu schweben schien. Ich brauchte ein paar Sekunden, ehe ich merkte, dass es Bahid war, der da lachte.
    »Du musst verrückt sein, Bruder«, grinste Bahid. »Wie soll diese jämmerliche Figur unsere Sippe führen können? Der da –«, er wies mit abfälliger Geste auf die Mumie, »– wird aus eigener Kraft kaum diese Kammer verlassen kön... Aaarrrgghh!«
    Zum zweiten Mal in kurzer Zeit verstummte Bahid ungewollt. Das eben vernarbte Gewebe an seiner Kehle brach von neuem auf; und diesmal bedurfte es dazu noch nicht einmal einer Berührung. Ein Schwall schwarzen Blutes schoss aus der Wunde, und Bahid brach röchelnd in die Knie, während er den Strom mit bloßer Hand zu dämmen trachtete.
    »Diese 'jämmerliche Figur' könnte dir ohne große Anstrengung den Hals brechen, mein Sohn. Wenn der
Kodex
es mir nicht verbieten würde«, hörten wir Barabbas' Stimme, die mit einem Mal frischer klang als eben noch. Als hätte das gezeigte Kunststückchen sie belebt.
    Die rotglühenden Augen des mumifizierten Schädels wandten sich von Bahid ab und mir zu.
    »Wie kommst du auf den Gedanken, ich könnte

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