BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
wenn sie zu Schreien zu werden drohten. Und schließlich – endlich! – wurden sie ganz eins und blieben es, solange sie beide die Lust im Zaum halten konnten. Wieder und wieder verharrten sie, kurz bevor sie gemeinsam den Höhepunkt aller Leidenschaft erlangten – stumm, ohne Absprache, sich allein mit Sinnen verständigend, wie es nur zwei Menschen konnten, die pure Harmonie waren.
Und irgendwann, spät, sehr spät in dieser Nacht, wehte ein weiteres Mal ein Schrei aus zwei Kehlen durch die kleine Pension. Und wer ihn hörte, musste fürchten, dass er nie enden würde.
Dann, nach einer Weile, in der nur sich langsam beruhigende Atemzüge zu hören waren, versuchte Heaven noch einmal, eine Antwort auf ihre Frage zu bekommen.
»Nicht heute, Liebes«, flüsterte Raphael Baldacci, die Augen noch geschlossen. »Morgen ist auch noch ein Tag, hm?«
Heaven nickte. Schweigend.
Ja, morgen war auch noch ein Tag.
Aber sie würden ihn nicht gemeinsames erleben...
Wie goldener Dampf sickerte das Licht des Morgens durch die dünnen Vorhänge und breitete sich über das leere Bett.
Raphael Baldacci zog seinen dunklen Mantel über. Sekundenlang blieb er dann stehen und sah hinab auf die zerwühlten Laken, und er sah noch immer,
wie
sie sie zerwühlt hatten.
Er und Heaven.
Heaven, die verschwunden gewesen war, als er aufwachte.
Seine Hand hatte ihre warme Haut gesucht und nur Leere gefunden. Und minutenlang hatte Raphael überlegt, ob er nicht alles nur geträumt hatte. Bis er Heavens Duft wahrgenommen hatte, der noch immer – auch jetzt noch – im Zimmer lag.
Nein, es war kein Traum gewesen. Leider...
Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn er die Wunder dieser Nacht nur geträumt hätte.
Raphael seufzte, und jetzt zwang er sich, an einen Traum zu glauben. Denn in Träume konnte man sich nicht wirklich verlieben...
Fast gewaltsam riss Raphael Baldacci sich von dem Anblick des leeren Bettes los und wandte sich um. Sein eigenes Denken und Fühlen mussten hintanstehen. Er war nicht um seinetwillen in Salem's Lot; andere Dinge hatten ihn hierher geführt.
Andere Dinge
standen auf dem Spiel
, und nur sie hatten sein Tun zu bestimmen.
Er war ein Gesandter, und als solcher hatte er einzig und allein im Interesse jener Macht zu handeln, die ihn
entsandt
hatte – die sein Leben war...
Raphael verließ die kleine Pension, ohne zu frühstücken. Draußen blieb er stehen und atmete tief durch. Die würzige Morgenluft half ihm, Klarheit zu erlangen. Ein bisschen wenigstens. Denn der 'Traum' hielt sich in seinen Gedanken, weil sie sich längst in diesem Gespinst verfangen hatten...
Wohin mochte es verschwunden sein, dieses traumhafte Geschöpf, für das er auf den ersten Blick etwas empfunden hatte, das er sich selbst besser verboten hätte? Und vor allem: Warum hatte Heaven ihn ohne ein Wort verlassen?
Es war müßig, sich diese Fragen zu stellen. Denn alle Macht, die in ihm war, konnte ihm nicht helfen bei der Suche nach den Antworten darauf. Und überdies gab es genügend andere Fragen, die zu klären ihm wichtiger sein musste.
Ach, wäre es doch nur so einfach gewesen, Heaven zu vergessen...
Baldacci straffte die Schultern.
Besinne dich!
mahnte er sich, und er sammelte seine Konzentration und lenkte sie zu dem hin, weswegen er nach Salem's Lot gereist war.
Zu dem, was er im Geist des Träumers gefunden hatte.
Es war nicht sehr viel, aber erschreckend gewesen. Eindrücke, die von Grauen und Chaos kündeten, von Dingen, die die Welt verändern und vielleicht in den Untergang stürzen konnten. Es waren nicht wirkliche Bilder gewesen, sondern etwas wie 'bildhafte Empfindungen'. Raphael hätte sie nicht beschreiben können, und doch entsetzten sie ihn, wenn er nur daran dachte, wie er sie gefunden hatte.
Der Träumer hatte ihm den Weg gewiesen. Den Weg hierher, nach Salem's Lot. Aber nichts in den Visionen, die Federico empfangen hatte, war ein Zeichen dafür gewesen, wie er, Raphael, hier auf die Quelle der Warnungen stoßen konnte. Sie zu finden war allein seine Aufgabe. Und erst ihre Bewältigung würde beweisen, dass Raphael Baldacci des Amtes eines Gesandten würdig war.
Nur – ihm fehlte die Erfahrung, wie er eine solche Aufgabe angehen musste. Niemand hatte ihm gesagt, wie Spuren zu finden und zu deuten waren. Aber er bezweifelte auch,
dass
man es ihm jemals gesagt hätte, selbst wenn seine Ausbildung abgeschlossen war.
Das Wissen darum musste seit jeher in ihm sein. Sonst hätten
sie
ihn nicht zu
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