BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
eines
Kampfes
?
Moses Pray riss die Augen auf, und er registrierte, dass ihm diese Bewegung um ein Vielfaches leichter fiel als die vorhin noch das Schließen der Lider. Zugleich schien die Taubheit regelrecht aus seinen Gliedern zu fließen. Kribbelnd kehrte das Gefühl in ihn zurück.
Und als er endlich dorthin sah, woher die Geräusche kamen, war es schon fast vorüber.
Der Vampir kämpfte.
Um sein Leben.
Seinen Gegner nahm Pray im ersten Moment nur als wirbelnden Schatten wahr. Erst als die dunkel gekleidete Gestalt mit einem Sprung Distanz zwischen sich und den hünenhaften Blutsauger brachte, konnte Moses Pray sie deutlicher sehen – und als Frau identifizieren!
Er schätzte sie auf knappe Dreißig. Ihr Gesicht war unübersehbar das einer Asiatin. Und sie war schön. Daran änderte auch die schwarze Klappe, die ihr rechtes Auge verbarg, nichts...
Reglos stand sie da und rührte sich auch dann nicht, als der Vampir mit leicht abgespreizten Armen und breitbeinig auf sie zustürmte.
Sie passte genau den Moment ab, da der andere sich mit vollem Gewicht auf sie stürzen wollte.
Sie sprang aus dem Stand und mit einer Kraft, die man ihrem eher zierlichen Körper niemals zugetraut hätte, hoch, streckte noch in der Bewegung die Beine vor und schlang sie dem Vampir um den Hals.
Die ruckende Bewegung ihrer Schenkel war kaum zu sehen, und der dabei entstehende Laut klang ein bisschen wie das weit entfernte Brechen eines morschen Astes. Beinahe lauter war da schon das dumpfe Geräusch des Aufpralls, mit dem die Körper der Kämpfenden zu Boden schlugen.
Doch während die Asiatin mit katzenhafter Gewandtheit wieder auf die Beine kam, blieb der Vampir bewegungslos liegen.
Und wenig später war von ihm nur ein weiteres Kleiderbündel übrig, aus dem der Wind graue Asche blies.
Moses Pray hatte der kurzen, aber eindrucksvollen Auseinandersetzung ebenso reg- wie sprachlos zugesehen. Und er blieb auch dann noch statuenhaft stehen, als die Frau auf ihn zukam. Jede ihrer geschmeidigen Bewegungen ließ das Leder ihres Overalls leise knirschen, und Prays Blick verlor sich fast in dem Tal ihrer Brüste, die wegen des bis zum Nabel geöffneten Reißverschlusses kaum verhüllt waren.
»Wer...«, setzte er dann an, als die Schöne vor ihm stehenblieb und ihn mit ihrem unversehrten Auge seltsam teilnahmslos musterte. »Wer sind Sie?«
»Eine Gesandte.«
Ihre Stimme klang spröde und stand in krassem Gegensatz zu ihrem rassigen Äußeren. Was indes nicht verhinderte, dass Moses Prays Phantasie wilde Kapriolen schlug.
»Eine Gesandte?«, wiederholte er.
»Folgen Sie mir«, verlangte die Asiatin leidenschaftslos und doch in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Gerne, bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss
, hätte Moses Pray seiner Retterin am liebsten geantwortet, tatsächlich aber sagte er: »Ich... ich kann nicht... ich...«
»Sie
müssen
mitkommen«, behauptete die Schöne.
»Sie... Sie können mich doch nicht zwingen...«, erwiderte Pray verwirrt.
Aber er irrte sich.
Sie konnte.
Und sie tat es.
Salem's Lot
Heaven wusste im Grunde nicht recht,
weshalb
sie es getan hatte. Aber sie wünschte sich, sie hätte es
nicht
getan.
Sie saß im
Dell's
, einer Kneipe, in der die Luft vom Zigarettenrauch so dick war, dass man sie in Würfel hätte schneiden und zur Tür hinausschieben können. Doch das war es nicht, was Heaven störte.
Viel unangenehmer waren ihr die Blicke aus fast zwei Dutzend Augenpaaren. Von ebenso vielen schweißfeuchten Händen auf der nackten Haut betatscht zu werden, konnte nicht sehr viel schlimmer sein.
Vielleicht hatte sie gehofft, etwas mehr über das Haus auf dem Hügel und dessen unheimlichen Bewohner zu erfahren, nachdem sie in einem leer stehenden Schuppen am Stadtrand bis vorhin geruht hatte und sich nun zumindest halbwegs fit fühlte, wenn sie auch von ihrer Normalform noch Meilen entfernt war.
Sie benötigte die Informationen nicht für das, was sie vorhatte. Nach dem Tod des Vampirs wäre es eh ohne Belang. Aber sie war eben zur Hälfte Mensch und als solcher neugierig. Und in einer Kneipe, so hatte sie angenommen, musste am ehesten etwas in Erfahrung zu bringen sein.
Doch mit ihrem Betreten des
Dell's
waren erst einmal sämtliche Gespräche verstummt, und seither hatten die Gäste, von denen einige neben ihr am Tresen und die meisten an den kleinen Tischen ringsum saßen, kaum mehr als zehn Worte miteinander gewechselt, und auch das nur so leise, dass Heaven
Weitere Kostenlose Bücher