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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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unbekanntes totes Mädchen kaum noch schätzbaren Alters über sich gezogen hatte und an den aufgeschlitzten Stellen des Leichnams wie an einem Gefäß von nur zufällig menschlicher Form saugte, lachte schallend über den vermeintlichen Scherz.
    Heaven musste sich eingestehen, sich getäuscht zu haben. Das war nicht das Oberhaupt der hiesigen Sippe. Dieser Vampir litt unübersehbar an der Seuche.
    Mit ausdruckslosem Gesicht drückte sie die Tür vollständig auf und betrat das Horrorzimmer.
    Es gab nicht nur diese eine Leiche. Heaven zählte drei – und einen Lebenden. Einen Mann von etwa vierzig Jahren. Er starrte apathisch vor sich hin. Vielleicht war er hypnotisiert, vielleicht auch nur völlig erledigt von dem, was er hatte mit anschauen müssen.
    Heaven hatte ähnliche Szenarien schon gesehen. Leichter wurde es dadurch nicht, sich in sie
hinein
zubegeben, Teil von ihnen zu werden...
    »Aber ich«, sagte sie. »
Ich
beiße. Gibt es Gründe, weshalb ich dich
nicht
beißen sollte?«
    Er wusste nicht, mit wem er es zu tun hatte. Er hatte keine Ahnung.
    »Dafür gibt es tausend Gründe«, entgegnete er. »Ich nenne dir einen: Du willst dir doch nicht die Krätze holen? Ich habe die Krätze... oder irgendetwas in dieser Art. Es juckt. Es
brennt
. Wärest du an meiner Stelle, würdest du meinen, mit einem Glas Wasser in der Hand zu verdursten... Wo hast du überhaupt gesteckt?«, Erneut produzierte er einen gekünstelten Heiterkeitsausbruch. »Wie konnte ich dich nur übersehen? Wie heißt du?«
    »Und du?«
    Er unternahm einen linkischen Versuch, sich vom Boden hochzustemmen. Es misslang. Unweit eines Fensters fand er sich damit ab und blieb mit dem Rücken gegen die Wand sitzen.
    Offenbar hatte er den Polizisten von diesem Zimmer aus die Sache mit den Geiseln diktiert, und vermutlich war ihm selbst in seinem Zustand nicht verborgen geblieben, dass es von hier aus keinen Weg mehr in die Freiheit gab.
    Höchstens ins Gefängnis.
    Sehr viel wahrscheinlicher als dies war es jedoch, dass ihm die Kugel eines Scharfschützen das Rückgrat zerschmetterte und ihn einäscherte.
    »Mein Name ist Hyram.«
    »Sind alle aus deiner Sippe so... durstig wie du geworden, Hyram?«
    Er nickte übereifrig. »Ja. O ja. Trinken. Ich platze vor Blut. Aber meine Kehle ist trocken. Mein Gefühl fordert mehr. Immer mehr...«
    »Gefühl? Einer wie du hat keine Gefühle – und am wenigsten verdient er Mitleid, Hyram, das wirst du verstehen...« Sie war nur noch drei Schritte von ihm getrennt.
    Der Mann, der auf der anderen Zimmerseite auf dem Boden kauerte, nahm immer noch keine erkennbare Notiz von ihr. Trotzdem fragte sie: »Wer ist das? Warum hast du ihn noch nicht leergetrunken?«
    »Ich habe ihn mir aufgehoben. Ab und zu darf er ein paar Worte hinaus plärren, damit sie mich noch ein bisschen in Ruhe lassen. Er ist mein letztes Pfand.
    Aber wie heißt du? Bitte, ich
liebe
Namen. Es kommt auf den Namen an...
Sag ihn mir!
«
    »Wenn du unbedingt willst.« Heaven lächelte. »Du hast meinen Namen sicher schon gehört. Ich heiße Heaven. Der Zwitter. Der Bastard. Der Wechselbalg. Mein Name ist ein Schimpfwort unter deinesgleichen, nicht wahr?«
    »Heaven...« Hyrams Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er um ihre Rolle wusste. Alle künstliche Heiterkeit war daraus gewichen.
    »Nun, die Zeiten ändern sich, Hyram«, fuhr Heaven fort und machte einen weiteren Schritt. »Bald werden nicht mehr viele da sein, die auf meinen Namen spucken können.«
    Hyram starrte sie an. Aber er empfand keine Furcht. Warum auch? Höchstens Bedauern, dass ausgerechnet die Verfluchte es sein würde, die seiner Existenz ein unrühmliches Ende setzte.
    »Wer weiß – vielleicht wirst du sogar dem Schöpfer gegenübertreten«, sagte Heaven. »Aber sei gewiss: Es wird kein angenehmes Treffen.«
    Und mit diesen Worten warf sie sich auf ihn.
    Der Wahnsinn machte ihn stark.
    Trotzdem hatte er keine Chance. Weil Heaven es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
    Vielleicht hätte man das, was sie hier praktizierte, als eine Abart humanitärer Sterbehilfe bezeichnen können. Immerhin erlöste sie ein Monster, dem das Ende ohnehin schon ins Gesicht geschrieben stand. Die Qual grinste aus jeder einzelnen Falte, die sich im Laufe der Wochen in Hyrams Züge gegraben hatte.
    Eine Landkarte der Zeit. Der sichtbare Beweis, dass es Unsterblichkeit nicht
gab
. Irgendwo endete jeder Weg aus diesem oder einem anderen Grund.
    Das tote Mädchen auf seinem Schoß

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