BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
behinderte sie ein wenig. Doch er schleuderte es selbst von sich, um sich dem Angriff zu erwehren.
Ein Reflex, der klarmachte, dass er immer noch an seiner Existenz hing. Dass er nicht aufgeben würde, bis sein vergreister Körper unter der Gewalt, die Heaven ihm antat, zerbrach.
Oder dass er nicht wollte, dass ausrechnet
sie
ihn tötete.
Heavens Zähne fanden den Weg in seinen schrumpeligen Hals. Bohrten sich hinein und infizierten ihn mit dem Keim – mit
Heavens
Keim, der sich grundlegend von dem unterschied, was Hyram und andere Vampire übertrugen.
In dem Moment, da er sich in Hyrams Blut entfaltete, war der unersättliche Vampir ihr verfallen.
Heaven hätte alles von ihm verlangen können – aber sie wollte nur eines von ihm: »Wo finde ich das Oberhaupt eurer Sippe? Weißt du es?«
Ein Schwall schwarzen Blutes quoll über Hyrams Lippen, während er sie mit nachtschwarzen Augen ansah.
»Ja. Er hält sich...« Hyram hustete. Spuckte noch mehr Blut. Aber das war es nicht, was ihn hinderte, weiterzusprechen.
Aus den Augenwinkeln heraus registrierte Heaven eine Bewegung. Doch es war schon zu spät, das Folgende zu verhindern. Hyram wurde ihr förmlich aus dem Arm gerissen.
»Verräter!«, klirrte eine Stimme.
Hyrams Mund blieb stumm. Die einzige, dem er noch geantwortet hätte, wenn ihm die Zeit geblieben wäre, war Heaven. Aber seine Uhr war abgelaufen. Endgültig.
Zwei Meter von Heaven entfernt wurde ihm von dem, der ihn so unwiderstehlich mitgerissen hatte, der Nackenwirbel gebrochen und das Gesicht auf den Rücken gedreht. Der Wahnsinn konservierte sekundenlang ein jenseitiges Lächeln auf Hyrams Zügen.
Dann wurde er fallengelassen.
Heaven rührte sich noch immer nicht. Ihr Blick schien die aus dem Nichts erschienene Gestalt fixieren zu wollen.
»Wenn du wirklich so scharf darauf bist, den Begründer der Bangor-Sippe zu finden, Bastard«, höhnte der Unbekannte, »ist es dir hiermit gelungen!«
Während Hyram von derselben Magie verzehrt wurde, die ihn einst getauft und aus dem ersten Tod zurückgeholt hatte, schlenderte sein Oberhaupt scheinbar beiläufig zu dem apathischen Menschen, den Hyram sich als 'Notration' und Faustpfand aufgehoben hatte.
Heaven war noch zu sehr damit beschäftigt, ihre Überraschung zu verdauen, um vorauszuahnen, was der Vampir vorhatte.
Blitzschnell bückte er sich und wickelte die Faust um den Hemdkragen des Opfers. Dann riss er ihn ebenso brutal in den Stand und hielt ihn wie einen Schild zwischen sich und Heaven.
»Ich habe von dir gehört, Wechselbalg!«, schnarrte er. »Du hast schon an vielen Orten für die Dezimierung unserer Rasse gesorgt – schon damals, als man es noch ein
stolzes
Volk nennen durfte!
Das ist vorbei. Die Stolzen sind nur noch ein verschwindend kleiner Rest. Die meisten saufen Blut ohne Sinn und Verstand. Saufen, bis ihre morschen Knochen nachgeben... Wie dieser hier!«
Er nickte zu Hyrams Asche, denn mehr war nicht von ihm geblieben.
»Und deshalb hast du ein Mitglied deiner eigenen Sippe beseitigt?«, fragte sie, unbeeindruckt von seiner Sicht der Dinge.
»Nein, nur um die Verhältnisse nicht noch mehr zu komplizieren. Die Medien haben mir den Weg gewiesen. Ich wusste sofort, dass nur einer der meinen hinter dem Blutbad stecken konnte. Dich hier zu finden, habe ich nicht erwartet, obwohl es heißt, du wärest zurückgekehrt...«
»Zurück von
wo
?«, versuchte Heaven ihn zum Weiterreden zu animieren.
»Das weiß niemand. Aber einige glauben,
du
wärst verantwortlich für das große Sterben.«
»Und was,
wenn
ich es bin?«
»Selbst dann glaube ich nicht, dass man dich zwingen könnte, es rückgängig zu machen...«
»Womit du recht haben könntest!«
»... deshalb macht es auch keinen Sinn, es überhaupt versuchen zu wollen! Ich werde jetzt gehen – und du solltest es auch tun, denn...«
»Denn?«, fragte Heaven. Im gleichen Moment registrierte sie den Rauchgeruch.
»Es wird hier gleich etwas ungemütlich«, sagte der Vampir, dessen Name noch nicht gefallen war. »Sehr ungemütlich.«
Indem er seine starrblickende Geisel weiter wie einen lebenden Schutzschild vor sich herschob, versuchte er zur Tür zurückzugelangen, durch die er offenbar auch gekommen war.
»Wenn auch nur ein wenig von dem stimmt, was man sich über dich erzählt, wirst du kein Menschenleben gefährden. Lass mich also ziehen, und ihm hier –«, er schüttelte den Wehrlosen durch, »– wird nichts geschehen. Ich lasse ihn auf dem Dach frei.
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