BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
die von furchtbarem Sterben kündeten, von tiefster Verzweiflung – und von heillosem Zorn. Und all das manifestierte sich im Blick des Unheimlichen in einer Stärke, die kein Mensch ertragen hätte, ohne darüber dem Wahnsinn zu verfallen.
Manchmal glaubte sich Sardon all dem selbst kaum mehr gewachsen...
Der mächtigste der Vampire, dessen Leben nach Jahrtausenden zählte, stöhnte unter der Last der jüngsten Vergangenheit; die Geschehnisse weniger Wochen waren ihm zum Joch geworden.
Er zerbrach fast am Tod seines Volkes.
Die Alte Rasse starb. Sardon zweifelte nicht länger daran. Alles, was er in den vergangenen Wochen gesehen und erlebt hatte, war untrüglicher Beweis für den Untergang der Vampire.
Er hatte eine Vielzahl von Städten auf dem nordamerikanischen Kontinent bereist, und überall hatte sich ihm das gleiche grauenhafte Szenario geboten: Die Vampirsippen waren allerorten in einen wahren Blutrausch verfallen. Sie tranken ihr lebenserhaltendes Elixier nicht mehr, sie
soffen
es! Doch ihr Durst war unstillbar geworden, und das Blut ihrer Opfer vermochte sie nicht mehr zu kräftigen. Die Vampire alterten rapide, verfaulten bei untotem Leibe – und gingen kläglich zugrunde.
Allein die Oberhäupter der Sippen blieben verschont.
Wie auch Sardon selbst.
Eine Erklärung für all das hatte er indes noch nicht gefunden.
Nach wie vor war Sardon auf Vermutungen angewiesen, und auf das, was sich aus dem Aneinanderreihen von Fakten ergab. Es war wenig. Doch dieses Wenige genügte, um ein Entsetzen zu schüren, das Sardon mit blanker Wut niederzuringen versuchte – vergebens, denn es gab nichts Greifbares, gegen das er seinen Zorn hätte richten können.
Außer – gegen den Kelch...
Denn mit dem Lilienkelch hatte alles begonnen.
So
vielversprechend
begonnen...
Bis vor annähernd drei Jahrhunderten war Sardon als Kelchhüter inkognito von Sippe zu Sippe gezogen, um mit dem Unheiligtum der Alten Rasse für »Nachwuchs« zu sorgen. Die Sippenführer gaben ihr eigenes Blut in den Kelch, geraubte Menschenkinder tranken es daraus – und starben an dem schwarzen Trunk. Um schließlich vom Tode aufzuerstehen – als Vampire.
Doch dann, nach tausend Jahren, war Sardon der Lilienkelch geraubt worden. Der Hüter wurde zum Jäger des Grals. 268 Jahre lang verfolgte er jeden noch so geringen Hinweis auf den Verbleib des Kelches, ohne den es keine neuen Vampire geben konnte. Nur wenn Sardon ihn wiederfand, konnte er den Fortbestand seines Volkes sichern.
Am Ausgang des Korridors durch die Zeit hatte er das Unheiligtum endlich gefunden. Der Kelch lag da, als hätte ihn jemand dort für ihn hingelegt.
Im Nachhinein wusste Sardon, dass allein die Einfachheit dieses Wiederfindens sein Misstrauen hätte wecken müssen. Doch das war nicht geschehen. Im Gegenteil – regelrechte Euphorie hatte ihn beseelt und ihn dazu gedrängt, den Kelch wieder seinem ursprünglichen Zweck zuzuführen.
Und unter diesem Einfluss hatte Sardon es getan, ohne zu zögern.
Er hatte den Kelch benutzt, um die fast schon ausgelöschte Vampirsippe von Kairo »neu zu beleben«.
Und das Verhängnis hatte seinen Lauf genommen...
Einfach alles war falsch gewesen an der Zeremonie. Sardon hatte es gespürt, kaum dass das Ritual begann. Aber es war zu spät gewesen, um es abzubrechen. Das Kind, das der erste neue Vampir hatte werden sollen, war nicht wieder erwacht. Statt dessen hatte
etwas
den Kelch verlassen.
Etwas wie ein Keim, ein Virus, der sich auf Wegen, die selbst Sardon verschlossen blieben, verbreitet hatte. Über den ganzen Globus. Er hatte statt vampirischem Leben den Tod erweckt – den Tod für die Blutsauger in aller Welt.
Wie Sardon auf seiner bisherigen Reise festgestellt hatte, schienen allein die Oberhäupter von dieser tödlichen Seuche ausgenommen. Das ergab nur Sinn, wenn sie die Träger des Keims waren. Sie, deren Blut einst in den Kelch geflossen war, auf dass neue Kinder ihres Volkes daraus erstanden. Nun mochten sie dazu verdammt sein, eben diese Kinder des Lilienkelches mit dem todbringenden Keim zu infizieren.
Ein Kreis schloss sich.
Ein Kreis, aus dem es kein Entkommen gab.
Dies schien Sardon nach allem, was er mit angesehen und erfahren hatte, offensichtlich.
Auf die Frage indes, wer oder welche Macht dahintersteckte, hatte er noch keine Antwort gefunden.
Wie auch nicht auf jene düstere Ahnung, dass er selbst, Sardon, zum Todesboten geworden war... Trug auch er den Keim in sich? Würde er ihn von nun an auf
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