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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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tatsächlich keinen Toten auf die
Ardent
.
    Sondern den Tod selbst.
     
    Der Mann, den sie aus den eisigen Fluten gezogen hatten, war kein Inuit, wie die Eskimos sich selbst nannten. Körperbau und Gesichtszüge waren die eines – wenn auch nicht gerade
schönen
– Europäers mit auffallend bleicher Haut und schulterlangem, dunklem Haar.
    Gideon Lavrakas hatte recht gehabt. Der Mann war zweifelsfrei tot. Und tief in sich hatte auch Foxglove nicht daran gezweifelt, dass sie den Nackten nur noch tot würden bergen können.
    Aber wer der Tote auch sein mochte, er hatte zumindest ein anständiges Begräbnis verdient. Hier draußen wäre er nur ein Fraß des Meeresgetiers geworden. Und ein solches Ende gönnte Trimble Foxglove seinem ärgsten Feind nicht. Er hatte schon eine ganze Reihe angefressener Leichen gesehen und selbst mit aus dem Wasser gefischt – während der Krebsfangsaison verloren alljährlich Hunderte von Männern ihr Leben vor den Küsten Alaskas, wenn meterhohe Wellen sie über Bord spülten oder ganze Crabber unter dem Gewicht eisiger Panzer kenterten. Verdammt kein schöner Anblick...
    Foxglove spuckte aus.
    Ausgestreckt lag der Tote auf dem Boden der Kabine, steif und nackt. Vermutlich hatten die scharfkantigen Eisschollen im Wasser ihm die Kleidung regelrecht vom Leib gefetzt. Seine Haut hatte die Farbe von Porzellan, und wie Foxglove beim Hereintragen der Leiche festgestellt hatte, fühlte sie sich auch so an, hart und glatt. Widerlich.
    Er würde froh sein, wenn sie ihren makabren Fund in Barrow wieder von Bord schaffen konnten. Aber das würde noch eine Weile dauern. Noch zwei Tage. Wenn sie Glück hatten.
    Das Wetter und die See waren zu dieser Jahreszeit unberechenbar. Aus dem Nichts konnte ein Sturm aufkommen und sie im Zeitplan um Stunden zurückwerfen. Wenn sie ihn überhaupt überstanden. Auch damit musste man hier rechnen – dass jede Fahrt die letzte sein konnte.
    Bisher hatten Trimble Foxglove und Gideon Lavrakas mit der
Ardent
noch jedem Unwetter getrotzt. Foxglove hatte schon vor langem aufgehört, für jeden überstandenen Sturm eine Kerbe in die Reling zu schlagen. Weil zu befürchten war, dass er die Bordwand damit irgendwann ruiniert haben würde.
    Seit fast dreißig Jahren bildeten die beiden Inuit ein Team, ein Zwei-Mann-Unternehmen. Ihr Geschäft bestand darin, die Arbeiter und Mannschaften von weit abgelegenen Forschungscamps und Bohrinseln mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen. Begonnen hatten Foxglove und Lavrakas damit Ende der sechziger Jahre, als in Alaska das Ölgeschäft boomte. Die Firmen hatten damals nur ihren Profit im Kopf gehabt; die Versorgung ihrer Arbeiter war ihnen erst in den Sinn gekommen, als man festgestellt hatte, dass es kaum Wege und Möglichkeiten der Nachschublieferung gab.
    Trimble Foxglove und Gideon Lavrakas hatten die Marktlücke damals erkannt und geschlossen, soweit es ihnen möglich gewesen war. Von ihrem eigenen Volk waren die beiden Inuit mit Verachtung gestraft worden, weil sie dem
Naluaqmiu
, dem weißen Mann, zuarbeiteten.
    Heute, nachdem ihr Geschäft seit Jahren mehr oder weniger florierte, wussten Foxglove und Lavrakas, dass ihre Entscheidung die richtige gewesen war. Denn ein Großteil ihrer Stammesbrüder und -schwestern lebte heute von der Sozialhilfe oder von dem wenigen, was die Natur ihnen noch zu geben bereit war. Ansonsten trauerten sie den Traditionen nach, die Zeit und Fortschritt verschlungen hatten.
    Jetzt waren sie mit der
Ardent
, dem Kutter, der ihnen seit Jahr und Tag treue Dienste leistete, unterwegs nach Icy Cape, wo amerikanische Wissenschaftler, die sich der Erforschung der verschiedenen Schichten der arktischen Eisdecke widmeten, auf frische Lebensmittel und technisches Gerät warteten.
    Foxglove sah erneut auf die Leiche hinab und seufzte schwer.
    In Icy Cape würden sie den Toten nicht lassen können. Sie mussten ihn mit zurück nach Barrow nehmen, um ihn dort den Behörden zu melden. Man würde dann versuchen, ihn zu identifizieren.
    »Verflucht, wenn nur das Wetter hält«, grummelte Trimble Foxglove, doch es klang nicht annähernd so missmutig, wie er es sich gewünscht hätte – sondern mehr ängstlich.
    Er wusste nicht, weshalb der Anblick des Toten ihm solches Unbehagen einflößte. Es war nicht die erste Wasserleiche, die er sah, und es war auch nicht die erste, die sie an Bord der
Ardent
hatten. Es lag auch nicht daran, dass feiner Dampf den bleichhäutigen Leichnam umwaberte wie Nebel. Das war ein

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