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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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normaler Vorgang, wenn steifgefrorene Leichen in der »Wärme« (die nur ein paar Grad über Null lag) der Kabine »auftauten«, und hatte nichts mit »sich verabschiedenden Lebensgeistern« oder etwas anderes in der Art der Geschichten zu tun, die die
Angatkuq
, die Schamanen, erzählt hatten.
    Und doch – etwas war anders an diesem Toten. Etwas, das sich mit jedem Blick, den Foxglove auf ihn warf, kaum merklich verstärkte und inzwischen schon eine Intensität erreicht hatte, die es ihm unmöglich machte, das daraus erwachsende Gefühl zu ignorieren.
    Vielleicht, überlegte Foxglove, hatte es ja schon begonnen,
bevor
sie den Körper aus dem Wasser holten. Denn eigentlich hätte er Lavrakas' Ansicht, dass der Mann tot wäre, teilen müssen. Aber er hatte es nicht getan. Als hätte ihm jemand eine gegenteilige Meinung eingeflüstert...
    Foxglove fröstelte bei dem Gedanken, und er schüttelte sich regelrecht, als er ein weiteres Mal auf den Toten hinabsah. Die fast unsichtbaren Schwaden, die von seiner Haut aufstiegen, schufen die Illusion unnatürlicher Bewegung.
    Nur die Illusion?
    Trimble Foxglove zuckte zusammen wie unter einem schwachen elektrischen Schlag, und für eine endlose Sekunde grub das Erschrecken tiefe Spuren in sein flaches Inuit-Gesicht.
    Und für die Dauer genau dieser Sekunde hätte Foxglove Stein und Bein geschworen, dass der Tote die Lider geöffnet und ihn aus nachtfarbenen Augen angestarrt hatte!
    Der Inuit blinzelte, doch als er wieder hinschaute, lag der Tote so auf dem Boden, wie er und Lavrakas ihn abgelegt hatten. Starr und steif, mit geschlossenen Augen – tot eben.
    Hastig warf Trimble Foxglove einen Blick zur Uhr, die an der Wand der zweckmäßig eingerichteten Kabine hing. Es war an der Zeit, Gideon am Ruder abzulösen. Und so sehr es Foxglove vor der beißenden Kälte da draußen graute – er hätte im Moment nichts auf der Welt lieber getan, als den Platz dort oben in dem zugigen Unterstand einzunehmen. Es war immer noch besser, als hier unter Deck zu bleiben – und stückchenweise den Verstand zu verlieren.
    Er knöpfte den Parka aus Karibufell zu, zog die Mütze über die Ohren und steckte die Hände in lederne Fäustlinge. Dann stapfte er die Stufen zum Ausstieg hoch, öffnete die niedrige Tür –
    – aber er kam nicht mehr dazu, die Kajüte zu verlassen.
    Hände krallten sich von hinten in seinen Parka.
    Foxglove stürzte die Stiege hinab und prallte irgendwo hart mit dem Kopf auf.
    Die Welt um ihn herum wurde dunkel. Und als sie nur noch aus Schwärze bestand, entdeckte Trimble Foxglove an ihren Rändern mächtige weiße Zähne, nadelspitz und widernatürlich lang.
    Dann schwand auch dieser Anblick.
    Schmerz trat an seine Stelle.
    Schmerz, der für Trimble Foxglove irgendwann vergessen war.
    Ebenso vergessen wie sein Leben vor diesem Schmerz.
     
     
    Gegenwart
    Las Vegas, Nevada
    Die Luft selbst schien zu glimmen und zu blitzen und jedes noch so kleine Licht in dem riesigen Saal zu reflektieren. Der verwirrende Effekt betäubte die Sinne der Besucher – wenn sie nicht ohnedies schon völlig aufgegangen waren in dieser irrealen Welt des »Caesars Palace«. Hier hatte jeder Gedanken an die Wirklichkeit fast etwas Frevelhaftes.
    Die verspiegelten Wände ringsum ließen den geradezu verschwenderisch großen Showpalast ins schier Unermessliche wachsen. Jede Bewegung fand darin ein Echo – nun,
fast
jede...
    »
Unforgetable, that's what you are. Unforgetable, so near or far...«
    Die Stimme, die den alten Nat King Cole-Song ins Mikrofon hauchte, schien nicht allein von der Bühne am Kopfende des Saals zu kommen, sondern von überall her. Sie füllte den mit marmornem Prunk ausstaffierten Raum, und das rauchige Timbre darin löste im Publikum so manchen wohligen Schauder aus.
    Nur einen Zuhörer ließ sie offenbar unbeeindruckt. Er saß jenseits des Rampenlichts in Schatten gehüllt, und nur die kreuzförmige Narbe auf seiner Wange war in der Dunkelheit zu erahnen. Als würde sie schwach unter einem inneren Feuer glosen.
    Sein Haar war im Nacken zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden, und seine Kleidung ging mit den Schatten ein finsteres Bündnis ein. Einer Aura gleich lag etwas spürbar Düsteres über ihm, das selbst den Widerschein der Lichtkaskaden verschlang.
    Der Mann schaute nur scheinbar interessiert zur Bühne. Hätte ihn jemand beobachtet, so hätte er unschwer erkannt, dass seine schwarzen Augen im Moment Dinge sahen, welche sich allein ihnen offenbarten.
    Dinge,

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