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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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noch
ihr
Wille es gewesen war, der der rothaarigen Truckerin die Augen offen hielt. Denn obwohl es Kitty Brody war, die den schweren Sattelzug durch die Nacht lenkte, hatte Heaven die Richtung und das Tempo bestimmt.
    Dass sie die Strecke in so kurzer Zeit geschafft hatten, kam der Halbvampirin wie ein Wunder vor. Und vielleicht war es das ja auch.
    Der Ruf, das Locken waren mit jeder Meile drängender geworden – und stärker. Der Gedanke, sich ihm zu verweigern, der anfangs noch wie ein fahler Blitz in Heaven aufgezuckt war, hatte im gleichen Maße an Kraft verloren und war schließlich vollends erloschen.
    Dennoch hatte sie sich verboten, die Augen zu schließen, nicht einmal, um nur zu dösen. Sie wollte nicht noch einmal träumen, nicht von
ihm
. Denn sie fürchtete, aus dem Traum nicht mehr zu erwachen.
    Dass dieser Wunsch im Grunde dem widersprach, weswegen sie sich hierher hatte bringen lassen, wusste Heaven wohl, aber sie war machtlos dagegen. Verwirrung war alles beherrschend in ihr – und in diesem Durcheinander erstickte jeder Gedanke der Vernunft.
    Sie fühlte sich erschöpft, zerschlagen, als sie im Licht des noch jungen Tages aus dem Truck stieg. Woher sie die Klarheit für ihre Abschiedsworte nahm, wusste sie nicht. Aber für einen ganz kleinen Moment war sie einfach wieder sie selbst, Herr über ihr Tun und Denken, als sie zu Judy in die Kabine des Trucks hinaufsah und sagte: "Es tut mir leid."
    Die blonde Truckerin nickte ihr zu, lächelnd. Und Heaven ließ ihr das Lächeln; solange jedenfalls, bis Judy vergessen hatte, was in dieser Nacht geschehen war. Sie wendete das Gespann und fuhr davon. Heaven sah dem Truck nicht nach. Sie wandte sich ab, nun wieder geführt von etwas Fremdem. Sie sah sich inmitten eines Ortes stehen, von dem sie wusste, dass er nicht ihr Ziel war. Nur, dass er ihm nahe lag. Das Ziel war –
    – dort oben.
    Ihr Blick fand das trutzige Bauwerk am Berghang wie von selbst und löste sich nicht mehr davon.
    Die Halbvampirin trat von der Straße, schlüpfte in die Gasse zwischen zwei Häusern, und ein paar Sekunden später stieg ein flatternder Schatten daraus empor.
    Eine schrillen Laut ausstoßend, flog die Fledermaus auf Kilchrenan Castle zu.
     
     
    "Wo steckt denn Clarence? Hat er gestern zu viel getankt?"
    Garry Troake schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, veredelte das schwarze Gebräu mit einem Schuss "Lebenswasser" und nahm dann am Tresen im "Blue Moose" Platz. Wie er es jeden Morgen tat, bevor die Boote wieder in den Hafen einliefen und er mithalf, sie zu entladen. Und eigentlich war Troake es gewohnt, an jedem Morgen auf dem Hocker neben Clarence Mirvish zu sitzen.
    Shaun McLaughlin zuckte die breiten Schultern. Doch die Gleichgültigkeit, die er damit ausdrücken wollte, erreichte sein rundes Gesicht nicht. Zu hartnäckig nistete die Sorge darin.
    "Was ist los?" fragte Troake misstrauisch. Seine Hand mit der Tasse blieb auf halbem Weg zwischen Tresen und Mund hängen.
    McLaughlin seufzte und hörte endlich auf, blitzblanke Gläser zu polieren.
    "Clarence war nicht ganz bei sich gestern Abend", sagte er dann.
    "Und?"
    "Er ließ sich nicht davon abbringen, auf den Berg hinaufzusteigen."
    "Warum das denn?"
    McLaughlin lachte trocken auf. "Suchte Gespenster, der alte Clarence."
    "Gespenster?" echote Troake.
    Der Wirt nickte. "Ja. Glaubte Lichter gesehen zu haben in dem alten Kasten da oben, und wollte der Sache auf den Grund gehen."
    "Verdammt, der ist irre, in der Nacht da raufzuklettern. Und jetzt ist er nicht da. Mann, McLaughlin, weißt du, was das bedeutet?"
    "Ich weiß, was es heißen
könnte
", erwiderte McLaughlin.
    "Wir müssen ihn suchen. Vielleicht liegt Clarence da oben irgendwo, ist vielleicht verletzt..."
    "Wenn er Glück hat", unkte McLaughlin.
    "Ich werd' mal bei ihm zu Hause vorbeischauen. Vielleicht liegt er ja doch in seiner Koje und ruht sich aus von seiner Nachtwanderung", erklärte Garry Troake. Er wies auf seine Tasse. "Schreib's an, ja?"
    McLaughlin nickte.
    Troake glitt vom Hocker, doch ehe er sich in Bewegung setzen konnte, um den "Blue Moose" zu verlassen, donnerte draußen ein glänzendes Monstrum die Straße entlang, wie man es in Meat Cove nicht alle Tage sah.
    "Verdammt, was wollen die Südstaatler hier bei uns?" fragte Troake, während er dem auffällig lackierten Truck nachsah, der ein Stück weiter anhielt. Jemand stieg aus, dann wurde das Gespann gewendet und fuhr zurück.
    "Ich frag' mich, was solche Weiber bei uns verloren haben?"

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