BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
geht hier vor?" verlangte Baldacci mit harter Stimme zu wissen, obgleich er noch immer Mühe hatte, das Konglomerat unterschiedlichster Gefühle, das in ihm tobte, niederzuzwingen. "Was hast du mit diesem Kind zu schaffen, Vampir, und was sind das für grauenhafte Kreaturen?"
"Kind?" Heaven glitt vom Bett und machte einen Bogen um den Widderköpfigen herum, der starr verharrte und seinen Blick nicht von Baldacci wandte.
Der Gesandte wies mit dem Kinn in Richtung des Jungen. "Ist es nicht schlimm genug, dass deine Art Leid über die Welt bringt? Müsst ihr euch selbst an Kindern vergreifen?"
Er spürte etwas in sich emporsteigen, eine Ahnung des Hasses und der Kraft, die ihn schon übernommen hatten, als er Heaven letztes Mal gegenübergestanden hatte. Und noch immer wusste er nicht, wo sie herrührten. Sie waren einfach da, und Heavens Gegenwart schien sie zu nähren, war wie Öl in die Flammen eines fast erloschenen Feuers.
Eines lange niedergebrannten Feuers...
Etwas drängte sich zwischen Hass und Macht, eine Erinnerung. Doch was sie trieb, war nicht stark genug, um länger als einen Augenblick zu bestehen. Zu kurz, um zu erkennen, was sie in sich barg...
"Ich verstehe nicht...", flüsterte Heaven, und die Verwirrung in ihren Worten war zweifelsohne echt.
"Ich glaube, dass tust du wirklich nicht", erwiderte Raphael. In ihm stritten seltsam widersprüchliche Kräfte miteinander. Da war jene, die ihn dazu treiben wollte, sich auf die Vampirin zu stürzen; und eine gänzlich andere, eine Kraft, die ihn wärmte, ja, verbrennen wollte. Doch es war ein süßer Schmerz, der damit einherging, und Raphael genoss ihn, weil jedes Pochen dieses Schmerzes in an jene eine Nacht erinnerte, die er mit Heaven im Feuer der Leidenschaft verbracht hatte...
Sie stand jetzt neben ihm, und wie er sah sie zu dem anderen hin, der in ihren Augen nach wie vor groß war und einen Widderschädel auf den Schultern trug. Aber Baldaccis Worte hatten etwas in ihr berührt...
Was hast du mit diesem Kind zu schaffen...
Heaven entsann sich ihrer Träume, in denen der Widderköpfige aufgetaucht war. Und daran, dass sie etwas im Blick seiner Augen gesehen zu haben glaubte. Etwas wie –
– die Unschuld eines Kindes
?
Was geschah hier? Was geschah mit ihnen?
"Was siehst du?" fragte Heaven kurzerhand.
Baldacci sah sie erstaunt an.
"Was ich sehe? Nichts anderes als du", sagte er.
"Das glaube ich eben nicht." Sie schaute sich kurz suchend um und wies dann auf jenes Gemälde an der Wand, das nur die Aussicht in einen leeren Himmel zeigte.
"Erinnerst du dich an das Bild?" fragte sie den jungen Mann im schwarzen Mantel.
Er nickte.
"Ich sehe den, der darauf abgebildet gewesen war", erklärte Heaven. "Und du?"
Raphaels Blick flackerte einen Moment lang unstet, ging hin und her zwischen dem veränderten Bild, Heaven und dem –
"Kind", flüsterte er. "Ich sehe ein Kind. Nicht mehr."
Heaven lächelte schwach. Aber es war nichts Fröhliches daran.
"Schade."
Es war die Stimme eines Kindes, eines kleinen Jungen, die aus dem Widdermaul kam, und sie hatte nichts mehr mit dem rauen, animalischen Organ gemein, mit dem er zuvor zu Heaven gesprochen hatte.
Und dann fuhr sie fort: "Greift sie euch, meine Freunde!"
Die Untoten setzten sich in Bewegung. Und plötzlich schienen sie sehr viel gelenker.
Weil eine abartige Vorfreude sie trieb.
Die Kreaturen kamen über Heaven und Raphael wie eine Horde Tiere. Geifernd und knurrend stürzten sie sich auf die beiden, wie ihr Herr es ihnen geheißen hatte.
Ein Kampf entbrannte, den Gabriel vergnügt beobachtete.
Der junge Mann stand wie ein Fels in der Brandung der heran wogenden Leiber, deren Gestank einer Welle gleich über ihm und Heaven zusammenschlug. Er rührte sich nicht; nur seine Augen bewegten sich, und das Zucken zweier Adern an seinen Schläfen verriet eine Konzentration, deren Stärke spürbar im Raum lag.
Wie von unsichtbaren Händen gepackt und geschlagen wirbelten ein paar der Untoten davon. Sie brachen in die Knie, und bevor sie sich wieder erheben konnten, war das Unsichtbare bei ihnen. Doch es attackierte sie nicht länger mit Fäusten, sondern mit Klingen, die ebenso wenig zu sehen – aber tödlich waren.
Vertrocknete Köpfe wurden von Schultern getrennt. Der Gestank wurde schlimmer.
Heaven nahm sich nur eine halbe Sekunde Zeit, sich über Raphaels "Kampfstil" zu wundern. Dann ging sie auf ihre Weise gegen die untote Brut vor.
Die Bestie in ihr gehorchte der
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