Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
Unverständnis. Sein Verhalten fiel auf. Nur noch in Aimees Augen flackerte die Hoffnung wie ein trübes Licht – die restliche Gemeinde geriet in Aufruhr. Der Chor verstummte, die Musikanten stellten ihr enervierendes Spiel ein.
    »Was ist...?«, flüsterte einer seiner Gehilfen Germain zu. »Geht es Euch... nicht gut?«
    Germain zögerte.
    »Doch«, antwortete er schließlich gepresst. »Wartet auf mich. Ich bin gleich wieder da...«
    »Warten?«, kam es ungläubig zurück.
    Der Grand Commandeur achtete nicht mehr darauf. Er kehrte Altar und Gemeinde den Rücken und stakste hölzern davon. Dorthin, woher er Minuten zuvor gekommen war.
    In seine Kammer. Den Raum, den niemand außer ihm betreten durfte.
    Und wo er...
erwartet wurde!
     
     
    Bis zuletzt glaubte Heaven nicht, es schaffen zu können. Der dunkelhäutige Priester widersetzte sich ihrem magischen Einfluss mit aller Vehemenz.
    Er war stark. Dies hier war kein fauler Zauber irgendwelcher geistig Verwirrter, die ihre Beschwörungen und Verschwörungen zelebrierten. Es war Religion.
    Und mehr...
    »Schließ die Tür!«
    Er gehorchte. Im Gegensatz zu Heaven war auf seinem Gesicht kein einziger Schweißtropfen zu erkennen. Hart, wie aus dunklem Granit gemeißelt wirkten die negroiden Züge, die zwischen dem Weiß des kapuzenlosen, kuttenartigen Gewands und dem ebensolchen Weiß der schlichten Kappe zu schweben schienen.
    »Verriegele sie!«
    Auch diesem mündlichen Befehl kam er nach. Dann lehnte er sich gegen das dicke Holz der Tür. Nicht nur mental, auch von seiner Physis her war er ein Koloss. Heaven spürte die Vibrationen, die von ihm ausgingen und ihr
seinen
Willen aufzuzwingen versuchten.
    Er wehrte sich. Er war längst nicht besiegt.
    »Bist du ein Vampir?«, fragte sie.
    Er lachte heiser. Und allein, dass er dazu fähig war, verriet, wie fragwürdig die Kontrolle war, die Heavens Geist ihm aufzwang und unter der die Halbvampirin ihn sich wünschte. Um ein Leben zu retten.
    »Nein«, sagte er.
    »Nein?«
    Sie war auf der Suche nach Vampiren, die das Massaker der vorletzten Nacht überlebt haben mochten. Den Sippenführer und seinen Kontrahenten hatte sie bereits unschädlich gemacht, ebenso wie die gut drei Dutzend untoten Dienerkreaturen, die sich aus den trockengelegten Sümpfen erhoben hatten. Aber bevor sie nicht sicher war, dass wirklich alle Vampire hier in New Orleans ausgerottet waren, wollte sie der Stadt nicht den Rücken kehren.
    Im Grunde war es keine Frage des Wollens, sondern ein Muss. Das Tattoo in ihrer Hand ließ ihr keine Wahl. Es erinnerte sie stets an den Auftrag, den sie am Anbeginn der Zeit, im Zentrum der Schöpfung, erhalten hatte.
    Doch inzwischen gab es auch Momente, in denen sie sich fragte, ob sie den Lohn, den Gott ihr versprochen hatte, falls sie ihn nicht enttäuschte, überhaupt
anstrebte
. Ob der Verlust ihres vampirischen Anteils – und der damit verbundenen Durchsetzungskraft – denn wirklich erstrebenswert war.
    Konnte jemand wie sie, der sich so lange Zeit dem Kampf gegen übernatürliche Gefahren gewidmet hatte, überhaupt noch auf ein normales Leben umschalten? Würde ihr Verstand es eines Tages verkraften, ohne die mit diesen Gefahren verbundene Herausforderung zu leben...?
    Aber jedes Mal, wenn sie ihre Zähne ins Fleisch eines Vampirs senkte, wenn sie dessen übelschmeckendes Blut trank, um zu überleben, schob sie solche Zweifel beiseite.
    Dann wollte sie
dieses
Los um jeden Preis abstreifen.
    Aber ein Trunk aus menschlichem Blut...? Zu genau erinnerte sie sich noch an den Geschmack, den sie so sehr vermisste. Und sie war drauf und dran –
    »Wer... bist... du?«, Schwerfällig rann die Frage über die aufgeworfenen Lippen des Priesters.
    Heaven hatte die Zeremonie minutenlang verfolgt, ehe sie eingeschritten war. Die pure Logik in ihr hatte längst begriffen, dass sie keinen Unterschlupf von Vampiren entdeckt hatte, sondern einem Akt pseudoreligiösen Wahns beiwohnte.
    Die Südstaaten der USA waren schon seit der Ankunft der ersten Siedler ein Nährboden, auf dem abstruse Ideen, Rassismus und Fanatismus gediehen. Der Süden, das war Ku-Klux-Klan, gesetzlich überwachte Prüderie und eine im Sommer mitunter unerträgliche Schwüle, die Farmer und Städter gleichermaßen kirre machte...
    »Wer ich bin?«, Die Frage bewies endgültig, dass ihr der dunkelhäutige Zeremonienmeister nicht willenlos ausgeliefert war, und Heaven hoffte nur, dass er ihrem Ruf nicht nur deshalb gefolgt war, um die Quelle zu finden.

Weitere Kostenlose Bücher