BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
sie von ihm zu tun erwartete. Jake nickte, als hätte sie ihn um nicht mehr als die Uhrzeit gebeten.
»Okay«, sagte er. »Dauert aber 'n Moment.«
»Schicken Sie Ihre Kollegen vorher zu mir«, rief Heaven ihm nach, als er davon stiefelte.
»Wird gemacht.«
Vier weitere Jungs in Jakes Größenordnung, aber unterschiedlichen Alters kamen wenig später heran. Heaven überzeugte auch sie davon, dass sie ihren eigentlichen Job für eine Weile vergessen konnten.
»Ich sagte doch, Jake ist ein umgänglicher Bursche. Mit dem kann man reden«, meinte Levar grinsend.
Ein paar Minuten später erwachten in einiger Entfernung Ungeheuer brüllend zum Leben. Riesenhafte Augenpaare begannen in weißer Glut zu strahlen. Rumpelnd und ächzend näherten sich fünf Tank-Trucks dem ungleichen Trio.
»Sind Sie sicher, dass der Boden dort draußen die Laster trägt?«, fragte die Halbvampirin an Zefrem gewandt.
Der Alte nickte.
»Die Trockenlegungsarbeiten sind weit genug fortgeschritten. Außerdem kenne ich die festen Wege dort draußen. Hatte ja lange genug Zeit, sie ausfindig zu machen.«
»Gut«, sagte Heaven. »Dann steigen Sie als Lotse in den ersten Wagen; die anderen sollen ihnen folgen.«
Sie kletterten in die Kabinen der Trucks. Türen schlugen zu, dann donnerten die gewaltigen Laster hinaus auf den Highway.
Und wenig später in die Sumpfgebiete hinein.
Ein stechender Geruch hing über den Sümpfen.
»Sind Sie sicher, dass der Kreis groß genug gezogen wurde?«, vergewisserte Heaven sich zum mindestens dritten Mal, seit die Trucks nach getaner Arbeit verschwunden waren.
»Ja. Außerhalb der Linie gibt es kein Loch, in dem die Kreaturen sich verkriechen könnten«, bestätigte Zefrem zum ebensovielten Male.
»Sie kommen!«
Levar wies nach Norden. Heaven und Zefrem folgten der Richtung seines ausgestreckten Armes mit Blicken. Seltsam verzerrte Silhouetten zeichnete sich gegen den heller werdenden Horizont ab.
»Dann kann's ja losgehen«, meinte Heaven. »Kommt mit.«
Sie trat als erste über den gut drei Meter breiten, stinkenden und feuchtglänzenden Streifen hinweg, den die Tanklaster hinterlassen hatten. Zefrem und Levar folgten ihr.
Im Innern des gewaltigen Kreises bat sie den Jungen um Streichhölzer.
»Kann ich nicht...?«, maulte er.
»Messer, Schere, Feuer, Licht...«, setzte Heaven an.
»Haha.«
Widerwillig reichte er ihr die kleine Schachtel. Heaven riss ein Hölzchen an und schnippte es davon. Es erlosch, bevor es den nass glänzenden Streifen erreichte.
»Verdammt.«
»Soll ich nicht doch...?«
»Ruhe!«
Das nächste Streichholz tat seine Wirkung. Eine Flammenwand wuchs brüllend meterhoch empor und verlängerte sich in rasendem Tempo nach beiden Seiten.
Das Prasseln des Feuers dröhnte in ihren Ohren. Die Hitze wurde so unerträglich, dass sie Kühlung im feuchten Boden suchen mussten.
Für die Kreaturen aus dem Sumpf gab es keinen Schutz. Eingeschlossen zwischen zwei Feuerbarrieren musste sie erleiden, wie ihre Körper, beschleunigt noch durch die Hitze, immer weiter und schneller austrockneten, wie der schützende Schlamm in Bruchstücken von ihnen abfiel und das tote Fleisch darunter verdorrte.
Als sich die Sonne am Horizont ankündigte, erstarben die letzten Schreie der sterbenden Dienerkreaturen. Ein wenig konnte Heaven die Qualen der Verlorenen da draußen nachvollziehen, denen der Weg ins rettende Sumpfgrab verwehrt war.
Staubschlieren trieben in der Luft, als Heaven, Zefrem und Levar schließlich den nur noch niedrig brennenden Feuerring verlassen konnten.
»Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Levar.
»Ich fahre zurück nach New Orleans«, sagte Heaven. »Dort wartet jemand auf mich.« Sie wandte sich an Zefrem. »Und was Sie betrifft...«
»Geben Sie sich keine Mühe«, sagte der Alte, und seine Stimme klang noch brüchiger als zuvor. »Es ist ohnehin zu spät – und das ist gut so. Ich habe die Zeit viel zu lange betrogen.«
Er wies auf den orangeroten Horizont, und Heaven verstand. Sie bemerkte Levars Erschrecken, ohne ihn ansehen zu müssen.
»Aber es ist nicht zu spät!«, begehrte der Junge auf. »Komm schnell, wir...«
Zefrem löste die kleine Hand, die an seinem Ärmel zerrte, und sah dem Jungen in die Augen.
»Darum geht es nicht«, sagte er. »Ich
will
es. All die Jahrzehnte hat mich die Hoffnung belebt, meinen Meister zu sehen. Jetzt wünschte ich, es hätte mich nicht so lange vom Sterben abgehalten.« Er wandte sich Heaven zu. »Nehmen Sie ihn
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