BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
hier.«
»Wo ist er? Kannst du ihn ... orten?«, fragte die Halbvampirin, spürend, dass der Durst in ihr sich erneut Bahn brechen wollte, alles verzehrend, womit sie ihn noch mühsam beherrschte.
»Er ist...«
Hidden Moons Blick flackerte, irritiert und beunruhigt in einem.
»...
überall
!«
Heaven folgte der ständig wechselnden Blickrichtung des Arapaho, ohne eine Erklärung für seine seltsame Aussage zu finden.
»Was bedeutet das: überall?«, fragte sie verwirrt.
»Ich spüre seine Präsenz, als wäre er an jedem Ort in dieser Stadt zugleich.«
»Das ist nicht möglich«, behauptete Heaven. »Du musst dich irren. Es sei denn, es wären mehrere, und selbst dann müssten sie ganz in der Nähe sein. Und auch ich müsste sie zumindest
sehen
können.«
Hidden Moon schüttelte bestimmt den Kopf.
»Es ist ein einzelner. Ich spüre nur... eine einzige Aura. Aber sie ist allgegenwärtig. Sie fließt um uns her wie die Strömung eines gewaltigen Flusses, der voller Strudel ist. Es ist...«
Heaven bemerkte den Unterton in Hidden Moons Stimme. Er klang mit einem mal gehetzt, gequält, als würde ihn das, was er empfing, zutiefst verwirren – und gegen seinen Willen
locken
...
Rasch streckte sie die Hand aus, berührte ihn an der Schulter. Der Kontakt kostete sie Überwindung, denn augenblicklich spürte sie das zähe Fließen unter seiner Haut, das die Begierde in ihr von neuem weckte. Dennoch ließ sie ihn nicht los, weil sie sah, wie sein Blick sich unter ihrer Berührung klärte, das unruhige Beben seines Körpers verebbte.
Und noch etwas geschah –
etwas
schien von ihm auf sie überzugehen. Etwas Dunkles, Unangenehmes...
»Es ist vorbei«, sagte er.
»Was?«, fragte sie.
»Ich spüre nichts mehr. Die Präsenz ist verschwunden. Er scheint sich zurückgezogen zu haben«, erklärte der Arapaho, und in seiner Stimme schwang verhalten Erleichterung mit. Er entspannte sich, ein wenig zumindest.
Der Wagen war währenddessen weiter die Main Street entlang gerollt.
Und
etwas
hatte sich verändert – oder sich vielmehr jenen Dingen hinzugesellt, die auch Heaven schon zuvor wahrgenommen hatte. Etwas, das zu spüren es keiner vampirischer, nicht einmal
halb
vampirischer Sinne bedurfte. Jeder Mensch, der auch nur über ein Quäntchen Sensibilität verfügte, hätte es bemerkt.
Blicke.
Wie die Berührungen kalter Hände auf der Haut.
Heaven fröstelte unwillkürlich und sah sich noch im gleichen Moment um.
Sie standen da draußen im Dunkeln, überall, reglos und nur schwer auszumachen, wie Schatten, die sich in Schatten hüllten. Und doch waren sie da. Heaven hätte es auch dann gewusst, wären die Konturen der Männer und Frauen dort nicht zu erahnen gewesen. Sie spürte ihre starrenden, bohrenden Blicke, und sie spürte vor allem, was in diesen Blicken zu ihr getragen wurde.
Ablehnung, die sie in Gedanken nur deshalb nicht als Hass bezeichnete, weil sie nicht wusste, weshalb diese Menschen sie hätten hassen sollen.
Weil sie spüren, wer du bist...
Was du bist...
Dass du keine von ihnen bist...
Bastard...!
Ihre eigenen Gedanken schienen Heaven vor Hohn triefend. Einmal mehr wurde ihr die ewige Einsamkeit, in der sie gefangen war, schmerzlich bewusst. Trotzdem sie nicht allein war, zum ersten Mal seit langer, sehr langer Zeit jemanden an ihrer Seite wusste, der ihr nicht nur körperlich nahe war. Was ihm – wie anderen vorher – zum Verhängnis werden konnte. Wenn auch auf andere Weise.
Selbst über die räumliche Distanz, die zwischen ihr und Hidden Moon bestand, glaubte sie den trägen Rhythmus seines dunklen Blutes zu hören, zu fühlen...
Blut, Blut, BLUT!
Im gleichen Takt pochte dieses eine Wort lautlos, aber ungeheuer mächtig in ihren Ohren, zwischen ihren Schläfen – überall!
Heaven ballte die Fäuste. Ihre Nägel wuchsen, bohrten sich in die eigenen Handballen. Der selbst zugefügte Schmerz brachte sie zur Besinnung. Aber für wie lange?
Sie zermalmte den Gedanken und alles, was in seinem Gefolge war.
Für wie lange...?
»Siehst du sie?«
Es war nichts anderes als der Versuch, sich mit dem Klang der eigenen Stimme abzulenken. Denn sie hatte längst bemerkt, dass auch Hidden Moons Blick die reglosen Beobachter in Winkeln und Ecken beiderseits der Straße entdeckt hatte.
»Ja«, sagte er langsam. »Und sieh dorthin.«
Er deutete durch die Windschutzscheibe und über die Motorhaube des Wagens nach vorne. Heaven folgte seinem Fingerzeig.
So bar aller Bewegung, fast allen
Weitere Kostenlose Bücher