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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Prunk und Aura einer im Realen unwiederbringlich verlorengegangenen Zeit.
    Aber dann wurde ihm die Freude verdorben.
    ER SPÜRTE ES!
    Spürte, wie etwas die Grenzen seines kleinen kalten Reiches überschritt... Etwas beinahe so Abnormes wie er selbst...
    Und er reagierte.
     
     
    Darren Tewes wusste nicht, ob die Nacht auch anderswo in der Weise einfiel, wie sie es in Osceola tat. Weil er nie
anderswo
gewesen war – nicht bei Tag, und schon gar nicht bei Nacht. Kaum jemand, der das Pech hatte, in Osceola geboren zu werden, und somit dazu verdammt war, hier zu leben, war je
anderswo
gewesen.
    Weil
etwas
sie alle Beweggründe vergessen ließ, im gleichen Moment, da sie die Grenzen ihrer kleinen Stadt hinter sich lassen wollten...
    Darren Tewes wunderte sich einen Augenblick lang darüber, dass es ihm gelang, diesen
verbotenen
Gedanken festzuhalten. Dann wurde er ihm auch schon entzogen, entglitt ihm wie etwas Schmieriges, das einem durch die Hände schlüpfte, kaum dass man den Griff darum verstärkte, und versank in Vergessen – oder in jenem Abgrund, in dem alle Gedanken verschwanden, die zu denken Osceola nicht der rechte Ort war...
    Darren Tewes stand im Dunkeln am Fenster und sah hinaus. Wie er es so oft getan hatte in den sechsunddreißig Jahren seines Lebens.
    So oft? Ein freudloses Lächeln, nicht mehr als ein flüchtiges Verziehen der Lippen, huschte über sein kantiges Gesicht.
In jeder verdammten Nacht
, dachte er,
in der Hoffnung, dass sie verstreichen möge, ohne dass etwas geschah...
    Wie immer hatte Darren Tewes beobachtet, wie der Tag im Kampf mit der Nacht unterlegen war. Und wenngleich ihm die Vergleiche fehlten, so ahnte er doch auf eine Art, die an Gewissheit grenzte, dass es
anderswo
nicht so war. Dass anderswo das Licht der Dunkelheit freiwillig das Terrain überließ, sich der Tag friedlich zurückzog, um der Nacht Platz zu machen.
    In Osceola indes schien in der Zeit der Dämmerung ein fürchterlicher Krieg zu toben; kurz, aber mit brutaler Allgewalt geführt. Die Finsternis schlich nicht unmerklich heran, sondern stürzte sich auf die kleine Stadt, aus der das Licht nicht weichen wollte. Doch die Nacht
vernichtete
den Tag, riss Bastionen nieder, die er gegen den Ansturm der dunklen Schwester errichtet hatte.
    Und wenn dies geschehen war, senkte Dunkelheit sich nicht einfach über Osceola, sondern ergriff Besitz von allem, fraß, was der Tag eben noch besessen hatte, verschlang alles, was zuvor noch Leben gewesen war – um es am Morgen auszuspeien als etwas, das ein bisschen weniger lebenswert schien als am Tag zuvor: das Leben in Osceola...
    So war es immer gewesen.
Immer
.
    In dieser Nacht jedoch war etwas anders.
    »Mami wird sterben, nicht wahr?«
    Die Stimme kam flüsternd aus dem trüben Zwielicht, mit dem eine einzelne Lampe das Zimmer hinter Darren Tewes füllte. Er hatte sie kaum gehört über den leidvollen Schreien, die durch das Haus wehten wie körperlose Gespenster, deren einziger Zweck es war, eben diese Schreie bis in den letzten Winkel zu tragen. Doch selbst die Schreie hatte Tewes aus seinem Kopf ausgesperrt gehabt, solange er in seine allabendlichen Gedanken versunken gewesen war.
    Jetzt wandte er sich um. Sah hin zu der kleinen Gestalt, die wie verloren auf dem Sofa saß, tapfer versuchend, des Zitterns Herr zu werden, das den schmalen Körper durchlief.
    »Nein, Geordi«, sagte er dann, so beruhigend er konnte, »Mami wird nicht sterben. Es ist – wie damals...«
    »Wie damals?«, fragte der kleine Junge.
    »Als sie... dich zur Welt brachte«, antwortete er seinem Sohn. »
Als sie dir das Leben schenkte«
, hatte er eigentlich sagen wollen. Doch ein Leben in Osceola war kein Geschenk.
    »Können wir ihr denn nicht helfen?«, fuhr Geordi fort. Sein Gesicht wirkte weinerlich, als würden ihm die Schreie seiner Mutter nicht nur in den Ohren wehtun, sondern auch an anderer Stelle seines kleinen Körpers schmerzen, viel tiefer in ihm.
    Darren Tewes sah wieder zum Fenster hinaus.
    »Wir müssen auf Doc Manners warten«, sagte er. »Er kann ihr helfen. Es wird alles gut, mach dir keine Sorgen, Geordi.«
    »Ja, Dad.«
    Seine Worte entsprangen hörbar nicht echter Überzeugung, sondern allein kindlichem Gehorsam.
    Draußen fraß etwas einen Tunnel aus schmutzig weißer Helligkeit in die Dunkelheit. Darren Tewes schloss geblendet die Augen, als der Wagen in die Auffahrt zum Haus einbog und das Licht der Scheinwerfer für den Bruchteil einer Sekunde auf der Scheibe vor ihm

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