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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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insbesondere aber, wenn man sich auf Boden wie diesen begab. Unterwegs hatten die Nachrichten, die sich mit der hohen Politik befassten, Wenzels geheime Befürchtungen mehr und mehr bestätigt: Ein explosives Gemisch braute sich in der Stadt an der Moldau zusammen!
    Matthäus Wenzel war von Natur aus ein vorsichtiger Mann, aber Vorsicht allein genügte längst nicht immer, um sich vor den Unbilden und Auswüchsen einer immer mehr ins Sinnlose eskalierenden Gewalt zu schützen.
    Prag, das hatte sich schon auf dem Weg, mehr aber noch bei der Ankunft bestätigt, glich einem gigantischen Pulverfass. Möglicherweise genügte ein winziger Funke, um nicht nur den in dieser Stadt schwelenden Konfliktstoff, sondern auch zwischen Böhmen und dem Hause Habsburg generell zur fatalen Entladung zu bringen.
    Seit geraumer Zeit rebellierten die Stände der Stadt immer heftiger und unverblümter gegen die Beschneidung ihrer Rechte; dabei pochten sie auf einen neun Jahre zuvor erlassenen Kaiserlichen Majestätsbrief, der ihnen Glaubensfreiheit und bei Bedarf einen aus Protestanten zusammengesetzten Ausschuss für Verhandlungen mit ihrem Monarchen zubilligte.
    König Ferdinand indes hatte dieses Recht schon wiederholt mit Füßen getreten, und von Seiten Slavatas und Martinics, so hörte man allenthalben, gab es keine Bereitschaft, zwischen Herrscher und Volk zu vermitteln. Beide königliche Statthalter hatten sich auf den harten Kurs ihres Herrn eingeschworen, und über kurz oder lang
mussten
die Stände darauf reagieren...
    Matthäus Wenzel hoffte, dass er Prag wieder den Rücken gekehrt haben würde, wenn der sich abzeichnende Konflikt ausbrach. Trotz einer fünfköpfigen Gefolgschaft konnte er sich ausmalen, was ein wütender Mob anzurichten vermochte, und irgendwo erschreckte ihn das menschenverachtende Kalkül (oder war es einfach nur Unverstand?), mit dem einige Statthalter des Königs buchstäblich auf die Katastrophe zuarbeiteten.
    Er drehte sich um. Es hatte an die Tür seiner Unterkunft gepocht.
    "Tretet ein!“, rief er, in Erwartung des Grafen Martinic.
    Matthäus Wenzel war nicht wirklich überrascht, als statt dessen sein Ziehsohn Justus eintrat. Der siebzehnjährige, schlanke Knabe begleitete ihn überall hin, seit Wenzel die Pflegschaft übernommen hatte.
    Justus' Augen schimmerten so überquellend, als wollten jeden Moment Tränen daraus hervorschießen, und es hätte den Reisenden im Auftrag der Heiligen Inquisition nicht weiter verwundert, wenn dies tatsächlich geschehen wäre. Der Junge war bekanntermaßen extrem zart besaitet – wiewohl er inzwischen genügend gesehen und erlebt haben sollte, um etwas abgestumpfter auf das die Welt prägende Leid reagieren zu können. Manchmal fragte sich Wenzel, wie Justus es anstellte, sich diese Unschuld des Herzens zu bewahren. Und manchmal beneidete er ihn gar darum, insgeheim, versteht sich.
    "Was hast du?"
    Mehr brauchte Wenzel nicht zu fragen, denn schon brach das, was Justus bedrückte, aus ihm hervor. Mit heiserer und schwankender Stimme sagte er: "Ich sah mich ein wenig in den Burghöfen um, Ihr hattet es mir erlaubt..." Er blickte scheu, wie um sich zu versichern, und Wenzel nickte geduldig.
    "Auf einem war man gerade zugange, eine Frau zu verbrennen – ihren Leichnam. Sie muss erst kürzlich geköpft worden sein. Angeblich soll sie eine Hexe gewesen sein..."
    "Angeblich?"
    "Sie war so... unschuldig schön – selbst im Tode noch!"
    "Du lässt dich also immer noch von solcher Oberflächlichkeit narren." Matthäus Wenzel machte kein Hehl aus seiner Enttäuschung.
    "Nein, nein!“, widersprach Justus etwas
zu
heftig, um es glaubhaft scheinen zu lassen. Mit gespreizten Fingern fuhr er sich leidenschaftlich über das glatte Gesicht, auf dem noch immer nicht das geringste Anzeichen eines Bartwuchses zu entdecken war.
    Er hat die Haut eines Mädchens,
dachte Wenzel bei solchen Gelegenheiten üblicherweise, und dann staunte er meist über die Engelsgeduld, die er dem Sohn seines verstorbenen Freundes entgegenbrachte – er, der sonst so harte, unbestechliche Richter...
    "Nein!“, wiederholte Justus. "Ihr habt mir selbst erzählt, wie oft es vorkommt, dass Unschuldige von ihren Mitmenschen denunziert werden! Ich bin sicher, bei ihr handelte es sich –"
    Er verstummte, weil es von draußen gegen die Tür klopfte.
    Matthäus Wenzel begnügte sich diesmal nicht mit einem Zuruf. Er ließ Justus stehen und ging, um aufzumachen.
    Seine Ahnung trog ihn nicht: Diesmal stand

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