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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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kannte diese Scheu nicht. Zu oft war er mit tatsächlichen oder vermeintlichen Ausgeburten der Hölle konfrontiert worden.
    Trotzdem zögerte er, sich die Frau jetzt schon vorzunehmen.
    Um Justus' willen.
    "Genug!“, sagte er. "Wir kommen ein anderes Mal wieder! Ich will noch diese Stunde mit dem Grafen konferieren!"
    Für die Soldaten mochte dies ein Zeichen von Schwäche sein – vielleicht hielten sie ihn für zu feige, sich der satanischen Sünderin zu nähern.
    Matthäus Wenzel war es egal. Er trat zurück, legte den Arm um Justus' Hüfte und führte ihn wie einen von Krankheit Geschwächten, der seiner Stütze bedurfte, nach oben. Nach so viel geballter Finsternis wollte auch er zurück ans Licht...
     
     
    Zur gleichen Zeit, unten in der Stadt
    Hieronymus Neruda beobachtete das Treiben in der rauchgeschwängerten Stube mit unverhohlener Skepsis – und das wiederum quittierten die meisten seiner Standesgenossen mit Unverständnis. Aus manchem Blick glaubte er sogar Feindseligkeit herauszulesen. Aber das bewies nur, wie empfindlich die Vertreter der protestantischen Stände, zu denen auch Neruda zählte, auf den Versuch der katholischen Liga reagierten, den Majestätsbrief zu umgehen, der unter anderem das Recht auf freien Kirchenbau garantierte.
    Die Atmosphäre, unter der diese Zusammenkunft stattfand, war ein fruchtbarer Nährboden für Fanatismus. Aber zu diesem wollte Neruda sich nicht bekennen. Er glaubte immer noch, dass der König und seine Vasallen auf dem Verhandlungsweg zum Einlenken gebracht werden konnten. Und auch wenn es während der hitzig geführten Dispute nicht immer so deutlich wurde: Seine Meinung hatte Gewicht in der Runde, und gerade deshalb nahmen es ihm viele übel, sich nicht offen zu einer notfalls auch gewaltsamen Konfrontation mit den Königstreuen zu bekennen...
    "Mit deinem Zögern machst du dich nur zu ihrem Handlanger!“, musste er sich sagen lassen.
    Es war noch das Harmloseste, was man ihm an den Kopf warf.
    Diejenigen, die selbst noch zauderten, schwiegen. Sie hatten weder genügend Courage, Neruda demonstrativ beizustehen, noch sich unmissverständlich auf die Seite der einen oder anderen Partei zu schlagen.
    "Wenn wir jetzt nachgeben und uns dieses verbriefte Recht nehmen lassen", sagte einer der anderen Sprecher gerade, "werden sie uns auch noch andere Rechte beschneiden!"
    Mit "sie" meinte er König
und
Statthalter.
    "Das darf nicht geschehen!"
    "Niemals!"
    Wieder gingen die Rufe kreuz und quer.
    Plötzlich stand Neruda auf, und sofort wurde es still, weil man offenbar zunächst glaubte, er wollte sich Gehör für eine Rede verschaffen. Doch er hob nur grüßend die Hand, knöpfte sein Wams vor der Brust zu und wandte sich zur Tür.
    "Du willst gehen?
Jetzt?"
    "Frische Luft schnappen, ja. Und dasselbe rate ich jedem von euch, bevor ihr uns hier alle um Kopf und Kragen redet!“, Mit diesen Worten entriegelte er die von innen verschlossene Tür und ging nach draußen.
    Ein paar empörte Rufe folgten ihm. Doch schon bald verfiel die Kulisse wieder in ihr unterbrochenes Fahrwasser zurück. Heftig wurde das Für und Wider eines Marsches zur Burg erörtert, um dem berechtigten Begehren Nachdruck zu verleihen.
    Indes lenkte Hieronymus Neruda seine Schritte bereits über das nass schimmernde Pflaster der Zeltnergasse, in Sichtweite des Hauses
Zu den drei Königen
, dessen hölzerner Dachstuhl noch aus dem 14. Jahrhunderts erhalten geblieben war.
    Neruda kannte alle verborgenen Schätze der Stadt, in der er geboren war und die er liebte. Und genau deshalb wollte er nicht zulassen, dass sie wegen der fast schon traditionellen Eifersüchteleien zwischen Katholiken und Protestanten zu irreparablem Schaden kam. Ein Aufstand konnte nicht nur ans Leben Einzelner gehen, sondern auch Kleinode architektonischer Kunst unwiederbringlich vernichten. Brände waren schnell gelegt...
    Schon nach wenigen Schritten änderte er plötzlich seinen Entschluss und entschied, an diesem Abend nicht mehr in die hitzige Diskussion einzugreifen. Die Sonne war hinter den Dächern versunken, und kühle Luft umfächelte Nerudas rosiges Gesicht.
    So lenkte er seine Schritte heimwärts.
    Vielleicht, so rechtfertigte er sein Verhalten, brachte gerade sein
Fernbleiben
den ein oder anderen doch noch zur Besinnung. Eine kühne Hoffnung...
    Neruda wohnte in einem Haus in der Nähe des Pulverturms, an der Grenze zwischen Alt- und Neustadt. Zu dem Haus gehörten ein Garten und ein Stall, in dem er neben Hühnern

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