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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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draußen auf dem dämmrigen Korridor ein stattlicher Mann in kostbarer Robe, bei dem es sich nur um Jaroslav Martinic handeln konnte – zumindest gelangte Wenzel sofort zu dieser Einschätzung, obwohl er dem Grafen noch nie begegnet war.
    Begrüßung und Vorstellung des Besuchers verliefen fast unhöflich knapp.
    "Ich weiß, Ihr seid gewiss müde von der beschwerlichen Reise", beendete Martinic die wenigen Floskeln, wobei er auf dem Flur stehenblieb und über Wenzels Schulter hinweg auf Justus schaute, der sofort den Blick zu Boden richtete und die hageren Schultern sinken ließ. Einen Augenblick lang erinnerte diese Pose an eine Schildkröte, die sich vollständig in ihren Panzer zurückzog, weil sie dem Irrglauben anhing, sich dadurch unsichtbar für die Außenwelt machen zu können.
    "Aber mir läge viel daran", fuhr Martinic in bemüht unverfänglichem Ton fort, "wenn Ihr sie Euch heute wenigstens noch ansehen und mir Eure erste Meinung über sie sagen könntet...", sein Blick fand zu Wenzel zurück, "...
Inquisitor
!"
    Matthäus Wenzel nickte. "Dann gehen wir gleich." Er gab Justus einen Wink.
    Martinic verzog das feiste, nicht sehr vertrauenerweckende und von morbider Dekadenz gezeichnete Gesicht. "Ich hielte es nicht für ratsam, einen Jüngling dabeizuhaben, der..."
    Wenzel schüttelte den Kopf.
    "Ich bin alt", erklärte er zunächst in einem Tonfall, als handele es sich um keine sehr bedeutungsvolle Feststellung. Dann jedoch hob er seine Stimme an, und der Graf erhielt eine vage Vorstellung von der zwingenden Kraft, die in Wenzel wach wurde, sobald es erst um Dinge ging, für die zu fechten es sich aus seiner Sicht lohnte: "Justus ist mein
Schüler
. Eines Tages wird er vielleicht meinen Platz einnehmen – und wie sollte er dies, wenn ich ihn von allen wirklichen Beschwernissen und Prüfungen fernhielte?"
    Martinic zuckte unverhohlen mürrisch mit den Schultern und wandte sich ohne einen weiteren Versuch des Widerspruchs zum Gehen.
    Matthäus Wenzel hörte ihn leise fluchen, nickte Justus noch einmal zu, und dieser schloss sich ihm mit kaum weniger Widerwillen an, als es der Graf gezeigt hatte.
    Draußen auf dem Gang empfahl sich Jaroslav Martinic mit den Worten: "Ich muss mich entschuldigen, dass ich Euch nicht selbst geleiten kann. Aber Slavata erwartet mich. Wir müssen noch einen Erlass an die Stände verfassen..."
     
     
    In den Tiefen der weitverzweigten Burg nistete klamme Kälte, und das verschlungene Gewölbe erschien Justus wie eine eigenständige Welt von erdrückender Fremdheit, die nicht das geringste von dem verschwenderischen Prunk ein paar Treppen darüber erahnen ließ.
    Martinic hatte ihnen drei Soldaten seiner Leibgarde zur Verfügung gestellt. Einer von ihnen war Justus schon aufgefallen, als er sich auf den Burghöfen umgesehen hatte: ein knochiger, hochgeschossener Mann mit einem kaum zu missdeutenden brutalen Zug um den Mund. Er sprach nur das Nötigste und ging voraus, während die beiden anderen die Nachhut bildeten.
    Schon frühzeitig waren Schreie zu hören, aber je weiter sie hinabstiegen, desto mehr überlagerte ein ganz bestimmter alle anderen. Er war von solcher Qual gefärbt, dass es Justus fast so eng ums Herz wurde wie droben, als er Zeuge der Verbrennung des Leichnams geworden war...
    Die bloße Erinnerung daran weckte Übelkeit.
    Wie oft hatte er sich vorgestellt, Matthäus Wenzel einfach davonzulaufen. Doch das Unbekannte hatte ihn bei diesem Mann ausharren lassen. Wenn man so wollte, empfand Justus ihn einfach als das
kleinere
von zwei wählbaren Übeln. Und mochte sich Wenzel auch etwas anderes einbilden, so sah Justus selbst in ihm keineswegs den Vaterersatz. Manchmal verabscheute er ihn regelrecht – natürlich nicht dafür, dass er sich um Essen, Unterkunft und Ausbildung kümmerte, sondern dafür, dass er Justus mit allen erdenklichen menschlichen Abgründen und Perversionen konfrontierte.
    Es gab wenig, was Justus in Wenzels Dunstkreis erspart blieb. Kaum eine größere Stadt, die nicht von Hexen oder Satanstreuen unterwandert war. Überall in den Landen wurden heikle Prozesse geführt, und nicht einmal kleine Kinder waren gegen Anfeindungen oder die folgenschwere Anklage gefeit, mit dem Teufel gebuhlt zu haben. Justus hatte aber auch absurden Gerichtssitzungen und noch absurderen
Hinrichtungen
beigewohnt, einmal der eines störrischen Gauls, unter dessen Hufschlag sein Besitzer ums Leben gekommen war, und bis heute begriff Justus nicht, warum sein Ziehvater

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