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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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DURFTE!
    Er versuchte die Kälte, die ihn fesselte und seine Lippen knebelte, von sich zu schütteln.
    Die Lampe stand in Armnähe auf einem Schemel. Ihr in Petroleum getränkter Docht brannte...
    Während es vor Hieronymus Neruda fauchend atmete und pulsierte und die Membran, die den Inhalt der Hülle von der Außenwelt trennte, immer dünner, immer durchscheinender wurde, während all dies einem schauerlichen Höhepunkt entgegentrieb, sammelte der Protestant alle Kräfte, alle Konzentration, um die Nacht, die sich in ihm ausbreitete, noch einmal zurückzuschlagen. Noch einmal die Gewalt über den eigenen Körper zurückzuerobern!
    Er sprengte das ihn lähmende Korsett!
    Mit einem dumpfen Aufschrei schwenkte er die ausgestreckten Arme dorthin, wo die Lampe stand, bekam sie zu fassen, zog den Stopfen vom Einfüllstutzen und schüttete den Petroleum über das zuckende Etwas, das sich beim Aufprall der Feuchtigkeit noch heftiger zu krümmen und zu winden schien.
    Hieronymus Neruda verlor keine Zeit. Kaum war der Großteil des Petroleums ausgelaufen, zerschlug er die Glashülse, die die Flamme vor Zugluft schützte, mit der freien Faust und stieß den immer noch brennenden Docht wie eine Waffe gegen das sich einmal weitende, dann wieder zusammenziehende Gebilde, das augenblicklich von einem flirrenden und knisternden Hitzepolster umschlossen wurde.
    Überall, wohin der Petroleum gedrungen war, waberte blauviolettes Feuer! Neruda versuchte auf die Beine zu kommen und von der Gefahr abzurücken.
    Die Flammen griffen auch teilweise auf das Muttertier über... und spätestens da entpuppte sich die Ruhe, die es beibehielt, als etwas zutiefst Abnormes!
    Die Augen der Ziege starrten selbst dann noch vertrauensvoll auf Neruda, als die Flammen sich über das versengende Fell zu ihnen vorarbeiteten.
    Neruda sah nicht mehr hin. Unweit stand eine Heugabel gegen einen Stützbalken gelehnt. Nur noch vom dem Drang beherrscht, das Wahrwerden seiner Vision zu verhindern, taumelte er darauf zu, riss sie an sich – und stieß den eisernen Dreizack mit voller Wucht in die gerade wieder gewaltig aufgeblähte Haut.
    Sie barst.
    Und nicht nur das.
    Ein Laut, von dem Neruda instinktiv wusste, dass er noch keinem anderen Bürger dieser Stadt je zu Ohren gekommen war, erschütterte ihn bis ins Mark – und brachte etwas in seinem Verstand zum Zerspringen!
    Ein Lallen, das Neruda selbst zutiefst erschreckte, kam über seine Lippen. Irgendwo tief in ihm brach ein Damm...
    Etwas rüttelte an der Heugabel, die er immer noch festhielt, und als er hinabsah auf die zerrissene Membran, starrten ihm von dort Augen entgegen, denen das immer noch prasselnde Feuer nichts anzuhaben vermochte.
    Augen, die das einzig
Fertige
in einem sonst völlig unbeschriebenen Gesicht waren!
    Die mannsgroße, fahlblasse Gestalt schälte sich aus dem zusammengesunkenen Sack und streifte ihn ab wie ein altes Kleidungsstück.
    Ohne sich vor Neruda zu genieren, bildete das entsteigende Neutrum die Merkmale eines Mannes aus, dessen Geschlechtsteile und typischen Haarwuchs. Fast beiläufig berührten die Hände den Stiel der Heugabel und zogen den eisernen Dreizack mit einem saugenden Geräusch aus dem Körper.
    Nerudas Erwartung, Blut hervorquellen zu sehen, wurde enttäuscht. So schnell, dass der Blick kaum folgen konnte, schlossen sich die Einstiche und verheilten spurlos.
    Keine Narben... nichts!
    Abschätzige Blicke vermaßen Neruda, der die Gabel wie unter Zwang losließ. Noch während er den fremden Blicken trotzte, spürte er, wie das Blut in seinen Adern wärmer wurde, beinahe zu kochen anfing.
    Er stöhnte.
    Spielerisch drehte die Gestalt vor ihm die Heugabel, und während sich ein Lachen auf den allmählich an Ausdruck gewinnenden Zügen herauskristallisierte, erhielt Neruda seine Lektion in Sachen Schmerz. Er bekam zu spüren, wie es war, wenn ein Dreizack Bauch und Brust durchbohrte...
    Es gab kein Ausweichen, keine Chance zur Flucht.
    Die Umgebung explodierte für Neruda ins Groteske. Noch nie war er sich seiner so bewusst gewesen wie in den letzten Atemzügen, die der NEUGEBORENE ihm gönnte.
    Dann aber setzte der freie Fall ein. Der Absturz und das Verlöschen aller Sinne!
    Das letzte, was Neruda noch begriff, war, dass das Gesicht des Ungeheuerlichen eine verhöhnende Vertrautheit angenommen hatte – sich in einen Spiegel verwandelte.
    Einen Spiegel, der den Tod dessen, den er zeigte, überdauerte...
     
     
    Matthäus Wenzel stieg noch vor Morgengrauen ein

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