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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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tun? Na klar doch. Ohne die geringsten Skrupel. Wütend riss ich die Tür zum Probenraum auf.
    Der Probenraum der Schule war gut schallisoliert, sodass einem fast das Herz stehen blieb, wenn man von draußen hereinkam und drinnen gerade eine Band probte. Der Lärm traf mich wie ein Tsunami, zusammen mit dem Gestank. Es war heiß und stickig und es miefte nach Jungs und Schweiß und vergammelten Pausenbroten. Alle fünf Mitglieder von Rock Dove (denn so lautet der jämmerliche Name von Billys Band) waren da, droschen auf ihre Gitarren ein und brüllten was von bpm – das heißt Beats pro Minute – oder »zu viel Bass hier« oder »mehr Hi-Hat dort«.
    »Hey, Sadie«, sagte Tony, als ich hereinkam und meine dicke Lippe hinter meiner »glatten Außenwelle« versteckte, »wie fühlt man sich so mit fünfzehn?«
    Er legte seine Gitarre weg und kam zu mir herüber.
    Ich kämpfte mit meiner totalen Jungslähmung, die mich manchmal überfällt, wenn ein süßer Typ mit mir redet. Mit letzter Kraft riss ich meine Schultasche auf und kramte blindlings darin herum, damit ich Tony Cruz nicht in die Augen sehen musste.
    »Hey, Tony«, brachte ich endlich heraus, so beiläufig wie ich nur konnte, während ich weiter in meiner Schultasche wühlte. »Auch nicht anders als mit vierzehn, nur dass es eine Kerze mehr war.«
    War das jetzt okay? Oder hörte ich mich wie der letzte Idiot an?
    Aber Tony lachte. Dann konnte es nicht so schlimm gewesen sein, obwohl mein Gesicht mich garantiert verriet, weil ich schon wieder rote Flecken hatte, das spürte ich. Wie machen andere Mädchen das bloß? Mit Jungs reden, meine ich, besonders mit solchen wie Tony?
    Tony Cruz ist eindeutig der bestaussehende Junge an der Schule und natürlich gab es mir einen Kick, dass er meinen Namen wusste und noch dazu ein Gespräch mit mir anfing. Er ist groß und sportlich – wenn er nicht gerade in der Band spielt, punktet er beim Fußball oder Basketball (also gar nicht mein Ding) – und er hat dunkles, »naturgewelltes« Haar, wie Tante Lilah sagen würde. Tonys Augen sind blau, ein cooles Blau, das einem den Atem raubt, und er hat einen ganz weichen, fast mädchenhaften Mund mit einer winzigen Narbe über der Oberlippe, dazu ein kantiges Kinn, wie die Superhelden aus Billys Comicheften.
    Nur eines gefällt mir nicht so gut an Tony: sein ewiges Nicken. Der Typ nickt zu allem. Egal was.
    »Jaja, das ist cool, Billy«, sagt er zum Beispiel und wippt mit dem Kopf, und im nächsten Moment: »Nein, nein, nein, gar nicht cool«, zu was anderem, aber der Kopf wippt trotzdem weiter.
    Das gibt ihm eine extrem positive Ausstrahlung, aber mich erinnert es an die bescheuerten Wackelhunde, die manche Leute im Auto haben. Zum Beispiel Onkel Zés Cousin Moss, der seinen Job hingeschmissen hat, um »in E-Bay ein Vermögen zu machen«, fährt so einen Tony-Cruz-Wackelhund spazieren, und letztes Jahr hat ihn seine Frau verlassen, weil sie nicht länger mit einem Typ zusammenleben wollte, der seinen Lebensunterhalt mit E-Bay verdient. Bevor sie ging, köpfte sie noch seinen Wackelhund.
    Billy schaltete den Verstärker aus und kam herüber, und dann redeten wir miteinander. Als Erstes über meinen Unfall in Mathe, wie ich gestolpert und gestürzt bin. Ich weiß nicht, warum ich es als Unfall hinstellte. Vielleicht weil ich Shonna und Imelda nicht den Triumph gönnte, dass sie mir eins reingewürgt hatten. Oder vielleicht weil ich Angst hatte, was sie mit mir machen würden, wenn ich die Wahrheit sagte. Auf jeden Fall war ich richtig in Fahrt und es machte direkt Spaß, mit Tony Cruz zu quasseln, obwohl ich die ganze Zeit nur den einen Gedanken hatte: He, Mann, du redest mit Tony Cruz! Du redest mit Tony Cruz, du redest mit Tony Cruz, du redest mit Tony Cruz!, sodass ich mich kaum konzentrieren konnte.
    Tonys süßer kleiner Kopf wippte immer eifriger auf und ab, also fing ich von meinem Geburtstag an und von den Betty Boop Uggs, die Mum mir geschenkt hat, und ehe ich michs versah, wisperte ich: »Ich hab auch eine Karte von meinem Dad bekommen!«
    Vor Schreck biss ich mir auf die Lippen und es brannte wie Hölle. Ich musste mich beherrschen, um nicht laut aufzuschreien. War ich übergeschnappt? Warum hatte ich das gesagt? Vielleicht weil ich das schöne neue Gefühl wieder anfachen wollte, das ich heute Morgen gehabt hatte, als die Sonne in mein Zimmer schien?
    Tonys Augenbrauen schossen in die Höhe, bis unter den Haaransatz, und er beugte sich weiter zu Billy und mir

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