mir ’ne Cola? Willst du auch eine?«
Dann blieb er vor Billys Tür stehen und klopfte.
Ich wollte nicht, dass Onkel Zé ins Zimmer kam. Er sollte nicht sehen, dass wir Mums großen alten PC hier drin hatten. Und er brauchte auch nicht zu wissen, was wir da machten. Er würde nur Fragen stellen. Und misstrauisch werden.
Also lief ich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Mein Herz klopfte und flatterte in meiner Brust, als hätte sich ein verängstigter Vogel darin verfangen. Im Hintergrund hörte ich Billy und Tony rumoren, die Mums Computer schnell irgendwie zu verstecken versuchten.
»Hi, Tito «, sagte ich mit strahlendem Lächeln und in meinem charmantesten Plauderton, »tut mir echt leid wegen gestern Abend – ich meine, dass ich dir dein tolles Abendessen versaut habe.«
»Schon gut, Anak , wir holen das irgendwann nach«, sagte mein Onkel und versuchte an mir vorbei ins Zimmer zu spähen, aber ich schloss die Tür hinter mir und bugsierte ihn in Richtung Küche.
»Ich hätte auch gern eine Cola«, sagte ich. »Und Billy bestimmt auch.«
Hinter mir hörte ich, wie Billys Computer im Schlafzimmer hochfuhr.
»Und Tony?«, fragte Onkel Zé und starrte mich vielsagend an. »Was meinst du, was der gern hätte?«
»Das … ich weiß nicht. Auch ’ne Cola wahrscheinlich«, stotterte ich schuldbewusst, weil ich vor nicht allzu langer Zeit mit Tony Cruz im selben Zimmer gestanden hatte.
»Wie findest du Tony?«, fragte Onkel Zé scheinheilig, während er Cola einschenkte. »Magst du ihn, Anak ?«
Was sollte jetzt diese dämliche Fangfrage?
»Tony ist nur … also das ist doch nur Tony.«
»Und magst du ihn?«, beharrte Onkel Zé.
»Klar mag ich ihn … ich glaube, er ist wirklich …«
»Nett? Freundlich? Süß?«
Onkel Zé wollte mir eine Falle stellen, das hatte ich ja gleich gemerkt.
»Klar – er ist NETT «, sagte ich mit Nachdruck, damit gar nicht erst Zweifel aufkommen konnten.
Onkel Zé und seine Jungenphobie! Er musste endlich mal lockerlassen. In gewisser Weise wäre mein Leben viel einfacher gewesen, wenn Onkel Zé tatsächlich mein Vater gewesen wäre, weil er sich die ganze Zeit so benahm. Als ob ich ihm gehörte.
»Willste ’ne Coke, Billy iho? «, fragte Onkel Zé, und als ich mich umdrehte, standen Billy und Tony in der Küchentür – ein bisschen rot von der Anstrengung, aber sonst cool wie zwei Salatgurken und mit totaler Unschuldsmiene.
»Ja, gerne«, sagte Billy. Er schaute mich an und formte mit den Lippen die Worte: »In meinem Zimmer«, dann kam er in die Küche.
Ich zog mich in Billys Zimmer zurück, wo er irgendwie einen Drucker angeschlossen hatte, der jetzt massenhaft Papier in einem Haufen auf den Boden spuckte.
Ich sammelte es auf und sortierte es.
Charles Ward Spender: 254
[email protected] Familienstand: Ledig
Kinder: 0
Religion: Anglikanisch
Beruf: Schauspieler
Blutgruppe: 0+
Medikamentenallergie: Nein
Lebensmittelallergie: Nein
Tierhaarallergie: Nein
Heuschnupfen: Ja
Insektenallergie: Nein
Impfstoffallergie: Nein
Gesunde Zähne: Ja
Zahnregulierung: Ja
Rückenprobleme: Nein
Bronchitis: Nein
Windpocken: Ja
Windpocken im Alter von: 2
Höhenangst: Nein
Geistige Gesundheit: Gut
Richard Swain-Coles Spender: 278
[email protected] Familienstand: Ledig
Kinder: 0
Religion: Ohne Bekenntnis
Beruf: Medizinstudent
Blutgruppe: 0+
Medikamentenallergie: Nein
Lebensmittelallergie: Nein
Tierhaarallergie: Nein
Heuschnupfen: Nein
Insektenallergie: Nein
Impfstoffallergie: Nein
Gesunde Zähne: Ja
Zahnregulierung: Nein
Rückenprobleme: Nein
Bronchitis: Nein
Windpocken: Ja
Windpocken im Alter von: 5
Höhenangst: Nein
Geistige Gesundheit: Gut
Abraham Smith Spender 241
[email protected] Familienstand: Ledig
Kinder: 0
Religion: Ohne Bekenntnis
Beruf: Gärtner
Blutgruppe: 0+
Medikamentenallergie: Nein
Lebensmittelallergie: Nein
Tierhaarallergie: Nein
Heuschnupfen: Nein
Insektenallergie: Nein
Impfstoffallergie: Nein
Gesunde Zähne: Ja
Zahnregulierung: Nein
Rückenprobleme: Nein
Bronchitis: Nein
Windpocken: Ja
Windpocken im Alter von: 3
Höhenangst: Ja
Geistige Gesundheit: Gut
Charles Ward. Richard Swain-Coles. Abraham Smith.
Schauspieler. Doktor. Gärtner.
Das war’s also. Aus den Spendernummern waren Namen und Berufe geworden. Die Daten meiner Dads.
Drei mögliche Dads.
Denn auch diese Daten gaben keinerlei Hinweis darauf, wer von den drei Spendern