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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ganze Zeit die Luft angehalten. Zu benommen, um etwas zu sagen, ballte ich nur wortlos die Fäuste. Dann beugte ich mich über Billys Schulter und scrollte die E-Mail hinunter, bis zu der ursprünglichen Mail, die Mum geschickt hatte, die Mail, auf die diese Lucy geantwortet hatte. Mums E-Mail war um 02:26 morgens geschickt worden. Wahrscheinlich habe ich ihr damals nicht viel Schlaf gegönnt. Ich stellte mir Mum vor, wie sie bei schummrigem Licht in unserer Wohnung saß und diese E-Mail tippte. Wie sie auf die Häuser hinausschaute, während ich brabbelnd auf meiner Babydecke lag.
    Mums Botschaft lautete einfach:
    Von: [email protected]
    Gesendet: Mittwoch, 24. Oktober 02:26 Uhr
    An: [email protected]
    Betreff: Dankeschön
    Liebe Lucy,
    nur ein paar Zeilen, um Ihnen die freudige Nachricht mitzuteilen, dass am 24. September dieses Jahres meine kleine Tochter Sadie geboren ist.
    Ich danke Ihnen nochmals ganz herzlich für Ihre Hilfe und Anteilnahme.
    Mit besten Grüßen
    Angela Nathanson
    Wahnsinn. Ob Mum es wohl bereute, dass sie mich in die Welt gesetzt hatte, als sie diese E-Mail schrieb? Wenn nicht, dann aber garantiert jetzt, das möchte ich wetten.
    »Sie sagt aber nicht, welchen Spender sie ausgewählt hat«, stellte Tony fest.
    »Welcher war es, Tante Angela, jetzt spuck’s schon aus«, sagte Billy zum Computer. »War es 241, 254 oder 278 …? Na los doch!«
    Die beiden Jungs blieben voll konzentriert am Ball.
    »Du musst nach dem Anhang suchen«, sagte Tony.
    Billy checkte das C-Laufwerk und tatsächlich fand sich unter den Ordnern der Exceltabellen, die Mum für ihre Klienten angelegt hatte, eine mit der Bezeichnung »Babyprojekt«. Mum war so vorhersehbar!
    Aber der Ordner »Babyprojekt« war leer.
    Ich starrte mit brennenden Augen auf den Bildschirm – beschwor ihn, etwas Greifbares auszuspucken. Billy startete eine Suche nach »241«, dann »254«, dann »278«, aber es kam nichts dabei heraus.
    Ich schwitzte jetzt. Meine Stirn fühlte sich feucht an und das Make-up drohte mir an den Wangen hinunterzulaufen. Wenn ich doch nur einen Spiegel gehabt hätte!
    »Such einfach alle Ordner durch«, sagte Tony, »mal sehen, ob da vielleicht welche ein Passwort haben.«
    Zwanzig Minuten lang schuftete Billy am Computer und klickte alle Ordner im C-Laufwerk an und weg, während der Uraltrechner surrte und ächzte, als ob er jeden Moment abheben würde.
    »Der hier«, sagte er schließlich. »Kein Dateiname und das Passwort ist geschützt.«
    Ich atmete ein. »Okay. Und was jetzt?«, fragte ich.
    »Wir müssen das Passworterkennungsprogramm laufen lassen«, sagte Billy.
    Das machten wir natürlich, und Tony Cruz griff wieder in seine Tasche und holte den USB -Stick heraus, auf dem das Passworterkennungsprogramm gespeichert war. Ich tigerte im Zimmer hin und her und kam mir vor wie in einem alten Film, in dem die Männer im Wartezimmer auf und ab laufen, während ihr Baby geboren wird. Als Mann hätte ich damals einen Bürstenschnitt getragen und ich überlegte, wie ich den hinkriegen würde. Auf jeden Fall brauchte ich eine Haarschneidemaschine dafür. Vielleicht sollte ich mir einen Samstagsjob bei einem Männerfriseur im Viertel suchen, um den Umgang mit der Haarschneidemaschine zu lernen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Tante Lilah keinen Bürstenschnitt hinkriegen würde …
    »Wir sind drin«, verkündete Tony plötzlich.
    Ich sog scharf die Luft ein. Das war doch nicht möglich. So leicht konnte es doch nicht sein? Bestimmt nicht. Nie und nimmer.
    Und dann sagte er: »Ich glaube, das ist es! Wir haben es gefunden!«
    Ich spürte, wie ein winziger Schweißtropfen langsam und kühl an der Innenseite meines Arms hinunterglitt. Mein Herz klopfte, als wollte es mir gleich aus der Brust springen. Vorsichtig spähte ich auf den Bildschirm. Drei Dokumente tauchten dort auf. Drei Dokumente. Drei Spender, aber kein Hinweis darauf, wer von ihnen denn nun mein Dad war.
    241.
    254.
    278.
    Wir starrten schweigend auf die Dateien, während Tony die Maus hin und her bewegte – unentschlossen, welche er öffnen sollte.
    »Um Himmels willen«, sagte Billy schließlich. »Welche ist es denn jetzt?«
    »Alle drei«, sagte Tony. »Was meinst du, Sadie? Sollen wir alle drei aufmachen?«
    »Ja, klar«, sagte ich leise. »Ich meine, warum nicht?«
    Ein Geräusch vor der Tür ließ uns zusammenfahren. Onkel Zé kam die Treppe herauf und brüllte zu Tante Lilah in den Laden hinunter: »Ich hol

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