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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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nun mein Dad war.

Nach einer Weile kam Billy in sein Zimmer zurück, setzte sich vor den Computer und fing wieder mit seinem bescheuerten Summen an, während ich weiterhin auf die Ausdrucke starrte. Ich konnte das gar nicht alles auf einmal verdauen. Der Computer lieferte mir mehr an Information, als ich je gehabt hatte – und mehr, als ich wirklich brauchte. Das war mein Problem. Wenn es nur einen Ausdruck gäbe, dann …
    Ich starrte blind aus dem Fenster. Die Leuchtreklame des Royal Standard Tandoori gegenüber von Billys Zimmer blinkte pausenlos, wie immer. Mr Kahn schaute aus dem Vorderfenster und hielt missmutig nach früher Kundschaft Ausschau. Er blickte auf, lächelte mir zu und winkte halb. Ich nickte zurück. Ich kannte Mr Kahn viel besser, als ich Richard Swain-Coles, Abraham Smith oder Charles Ward je kennen würde, obwohl ich die Hälfte meiner Gene von einem von ihnen hatte. Auch Ken, den Zeitungsverkäufer, die 50-Pence-Frau und Colin vom Vietnamesen standen mir näher als mein Dad.
    »Und? Was sagst du dazu?«, fragte Billy schließlich. »Tony und ich …. Also wir finden, du sollst ihnen mailen und sie fragen, ob sie dein Dad sind oder nicht.«
    Ich sagte nichts. Die Situation war zu verwickelt für großes Kino.
    »Ich würde es jedenfalls so machen, wenn ich an deiner Stelle wäre«, fügte Billy noch hinzu.
    »Ach ja?«, sagte ich. »Das würdest du also machen, wenn dein Dad ein Samenspender wäre und du die Wahl zwischen drei Kandidaten hättest, die du gerade im PC deiner Mum gehackt hast? Einfach fragen, ja klar! Und wenn sie nun gar nicht wissen, ob sie mein Dad sind oder nicht? Mum hat sie garantiert nicht angerufen und ihnen zu ihrem Beitrag zu meiner Geburt gratuliert.«
    »Ich meine ja nur …«, verteidigte sich Billy.
    »Nein. Ist schon okay«, sagte ich. »Gut zu wissen, was du an meiner Stelle tun würdest.«
    Ich starrte weiter reglos aus dem Fenster. Ich wollte nicht darüber reden. Es war bescheuert. Woher wollte Billy wissen, was er in meiner Situation tun würde? Er hatte doch keine Ahnung, wie sich das anfühlte.
    »Tut mir leid«, fing Billy wieder an. »Ich wollte wirklich nicht …«
    »Ich bin nur ein bisschen durcheinander«, sagte ich, »und wenn du mir jetzt erzählst, was ihr an meiner Stelle tun würdet, hilft mir das auch nicht weiter, verstehst du? Du bist eben nicht an meiner Stelle.«
    »Tut mir leid«, wiederholte Billy.
    »Ich meine, ich hab schon gehört, dass In-vitro-Befruchtungen häufig zu Mehrfachgeburten führen, aber nicht zu Mehrfachvätern. Oder?«
    Billy lachte und überspielte es schnell mit einem Hüsteln, als er mein Gesicht sah.
    »Ich muss das erst alles verdauen, bevor ich weitere Entschlüsse fasse«, verkündete ich. »Auf jeden Fall hab ich jetzt konkrete Namen, und das ist viel mehr, als ich erwartet hatte.«
    Billy war sichtlich enttäuscht. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Schultern heruntersackten.
    »Nicht, dass ich mit der Suche aufhören will oder so«, fügte ich hinzu. »Aber ich brauche ein bisschen Luft und Raum, bevor ich weitermache. Und außerdem muss ich den Computer nach Hause zurückbringen, damit Mum nichts merkt.«
    »Ja, klar«, sagte Billy.
    Mit Tonys Hilfe hievten wir den PC wieder in Großtante Ritas Einkaufstrolley und beförderten ihn so leise wie möglich die Treppe hinunter. Aber leider doch nicht leise genug, weil Onkel Zé den Kopf aus dem Wohnzimmer streckte und uns beobachtete.
    »Wäsche«, sagte ich.
    Entweder war ich total überzeugend oder Onkel Zé war von der Tatsache abgelenkt, dass Tony Cruz weniger als einen Meter von mir entfernt stand. Auf jeden Fall gab er sich mit meiner Erklärung zufrieden und ging mit unwilligem Kopfschütteln ins Wohnzimmer zurück, ohne mir weitere Fragen zu stellen.
    Tante Lilah hatte eine Kundin im Salon, die sie gerade mit vollem Körpereinsatz in Alufolie einwickelte wie einen 190-Pfund-Truthahn. Sie drehte sich nicht mal um, als ich an ihr vorbeirauschte.
    Ich rollte den PC auf der Straße nach Hause zurück und war heilfroh, dass wenigstens hier draußen alles beim Alten war. In meinem Kopf ging alles drunter und drüber. Ich atmete aus und mein Puls wurde langsamer.
    Als ich in meine Straße einbog, sah ich schon von Weitem, dass Licht in der Küche brannte. Verdammt. Mum war da und das bedeutete, dass ich den PC in ihr Zimmer zurückschmuggeln musste, ohne dass sie es merkte.
    Ich weiß nicht warum, aber plötzlich nahm ich einen Kreidestein und zeichnete

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