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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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musste ich nur noch heil an Tante Lilahs Salon vorbeikommen, dann hatte ich meine Schäfchen im Trockenen. Der vertraute Geruch nach verbranntem Haar und süßlichem Vanillekerzenaroma waberte mir aus dem Salon entgegen. Ich nickte Tante Lilahs Rücken zu, während sie gerade ein armes Opfer mit dem Glätteisen attackierte.
    »Wo gehst du hin?«, rief sie mir nach. »Warum bist du nicht in der …?«
    »Mir geht’s nicht gut!«, rief ich zurück.
    Ich hörte sie missbilligend mit der Zunge schnalzen. »Ihr geht’s nicht gut, aber in der Gegend herumrennen, das kann sie! Obwohl …«, sie redete jetzt mit ihrer Kundin, »gestern Abend ist sie tatsächlich umgekippt – mitten in ihr Essen rein.«
    Ich hörte Tante Lilah munter weiterplappern, während ich den schweren Trolley die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufhievte und dabei an der Tapete entlangscheuerte. »Schweinebauch mit Reis – ja, wirklich gut, wie er das macht. Liegt an der Fischsoße.« Ihre Stimme verebbte, als ich den obersten Treppenabsatz erreicht hatte und mich zu Billys Zimmer schleppte.
    Billy und Tony warteten schon auf mich. Mein Herz schlug einen Salto. Billy fing wieder mit seinem bescheuerten Summen an und Tonys Augen waren strahlend blau und er nickte wie verrückt und platzte fast vor Stolz auf seine kostbare kleine Sammlung von supercoolen Computerzusatzgeräten.
    Tony Cruz sah echt süß aus, okay, aber in Wahrheit war er auch nur ein nerdiger Computerfreak, so wie mein Cousin Billy.

»Wow!«, sagte Billy. »Das Ding ist ja echt aus der Steinzeit.«
    Wir starrten den Computer an, der mitten in Billys Zimmer thronte. Wir hatten praktisch die ganze Einrichtung umräumen müssen, damit er Platz hatte.
    »Der gehört in ein Museum«, stimmte Tony zu.
    Sie steckten das Kabel ein, schlossen den Rechner an einen Bildschirm an und Tony fuhr ihn hoch. Der Computer erwachte zum Leben. Er ächzte, als würde ihn jemand ankurbeln. Dann erlosch der Bildschirm, nur der orangefarbene Cursor blinkte oben links noch auf.
    »Wir brauchen das Passwort«, sagte Tony.
    »Das ist einfach«, verkündete ich. »2409 SN . Mein Geburtstag. Meine Anfangsbuchstaben.«
    »Der PC ist älter als du«, wandte Billy ein. »Und wenn Tante Angela keine Hellseherin war, kann es nicht dein Geburtstag sein.«
    Oh. Peinlich. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Tony, um zu checken, ob er mich jetzt für eine dumme Kuh hielt. Schwer zu sagen. Er hatte sogar das Nicken vergessen. Stattdessen lehnte er mit geschlossenen Augen an der Wand. Eine coole Nummer, die ihn richtig tiefsinnig aussehen ließ, ganz anders als das blöde Nicken.
    »Also dann weiß ich auch nicht«, gab ich zu. »Heißt das jetzt, dass wir nicht reinkommen?« Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. War meine ganze Schufterei wieder mal umsonst gewesen?
    Meine Frage riss Tony aus seiner Trance. Er machte die Augen auf und fing eine Diskussion mit Billy an, die wieder hauptsächlich aus Surren und Klicken bestand.
    Weil ich von all dem nichts kapierte, kletterte ich auf Billys Stockbett, steckte meinen Kopf unters Kissen und ballte die Fäuste. Die Spannung brachte mich fast um.
    »Sadie, du kannst wieder rauskommen«, sagte Billy schließlich.
    »Wieso? Oh, Mist – wir kommen nicht rein, stimmt’s?«
    »Nein, keine Sorge, wir kommen rein«, sagte Billy ruhig. »Dafür hat Gott uns Tony gegeben«, fügte er grinsend hinzu.
    »Nein«, widersprach Tony und zwinkerte mir zu, »dafür hat Gott uns Linux gegeben.« Für einen Computernerd ist er echt süß. Vorsichtig fuhr ich mit der Hand in mein Haar, um zu prüfen, ob meine Frisur noch standhielt. Mums Schmuckkamm, der meiner Frisur Volumen gab, war noch da, wo er sein sollte. Leider konnte ich mich nicht im Spiegel überprüfen, weil Billy keinen im Zimmer hatte. Ehrlich, wie kann man ohne Spiegel leben? Das ist unmenschlich.
    Tony legte eine CD ein und fuhr den Computer erneut hoch.
    Mit steifen Beinen kletterte ich von Billys Stockbett hinunter. Meine Muskeln waren bretthart vor Anspannung. Ich spürte, wie meine Fingernägel sich in meine Handflächen bohrten, so fest ballte ich die Fäuste. Wir waren drauf und dran, etwas Großes aufzudecken.
    Tony schlug einfach ein paar Tasten an oder jedenfalls sah es für mich so aus. Seine langen Finger bewegten sich schnell und geschickt, als ob er eine komplizierte Operation durchführte. Dann ließ er die CD herausgleiten und lehnte sich zurück.
    »Okay«, sagte er, »ein Passwort wird nicht mehr gebraucht.«

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