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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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reichte sie mir eine Essiggurke. Ich aß sie einfach auf, weil ich keine Lust hatte, die Essiggurkendiskussion neu zu entfachen. Ältere Menschen können so gnadenlos sein. Sie lassen dir keine Ruhe, bis du irgendwann Essiggurken runterwürgst, obwohl du es gar nicht willst.
    »Und? Gehst du immer noch gern in die Schule?«, fragte Großtante Rita.
    Autsch! Genauso gut hätte sie mich fragen können, ob ich mich gerne jeden Tag von einem Auto überfahren lasse.
    »Ja, klar«, sagte ich.
    »Und wie geht’s Gad?«, bohrte Großtante Rita weiter.
    Im ersten Moment wusste ich nicht, wovon sie redete. Dann fiel es mir wieder ein, Dad, Gad und das ganze Drama mit der Geburtstagskarte und wie Billy mir aus der Patsche geholfen hatte.
    »Oh, dem geht’s gut, Tante Rita«, brachte ich fast ohne Stocken hervor.
    »Ich hab noch nie von einem Gad gehört«, schniefte Mum und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann wandte sie den Blick ab. »Aber ich bin ja auch die Letzte, die es erfahren würde.«
    Damit hatte sie nicht ganz Unrecht, aber warum musste sie es unbedingt aussprechen? Wahrscheinlich sollte es witzig sein, war es aber nicht, weil niemand darüber lachen konnte, sodass es nur vorwurfsvoll und sarkastisch rüberkam. Und natürlich konnte ich meinen Mund nicht halten.
    »Was soll das heißen, du bist die Letzte, die es erfahren würde?«, schoss ich zurück. »Du warst doch an meinem Geburtstag dabei, als ich die Karte von Gad bekommen habe?« Ich wartete ihre Antwort nicht ab, sondern legte schnell nach: »Ich meine, alle anderen können sich dran erinnern, warum also du nicht?«
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Schließlich war das alles ihre Schuld; wenn sie mir zugehört hätte, als ich neulich mit ihr reden wollte, dann müsste ich jetzt die Suche nach meinem Dad nicht alleine durchziehen.
    Ich drehte mich abrupt um und marschierte in den Küchenbereich. Auf der Arbeitsplatte lag ein Stück Cheddarkäse und daneben ein großes Messer. Ich nahm das Messer in die Hand und rammte es in den Käse und danach fühlte ich mich gleich viel besser.
    »Ich hab Jeanette heute im Laden gesehen«, sagte Mum.
    Sie drehte sich zu mir um und starrte mich vielsagend an. Ich hackte weiter in dem Cheddarkäse herum.
    Jeanette, Shonnas Mum, hat einen Kleiderladen namens »Empire of Bling« an der Roman Road unten. Es gibt dort fast nur Leoprintklamotten und limettengrüne Stringtangas, und Mum ist ihre Buchhalterin. Jeanette und Mum sind nicht mehr ganz so eng befreundet wie früher, als Shonna und ich klein waren, aber sie tratschen immer noch gern miteinander. Vielleicht hatte Mum erfahren, dass Imelda jetzt Shonnas beste Freundin war. Vielleicht hatte sie was von meinem abgesplitterten Zahn gehört – und natürlich nur aus Shonnas Sicht. Ich sagte nichts. Weil es nichts zu sagen gab.
    »Hast du gehört, Süße?«, fuhr Mum fort. »Ich hab Jeanette im Empire gesehen.«
    »Ja, Mum, ich hab’s gehört«, sagte ich und blendete sie aus, indem ich mich darauf konzentrierte, den Käse so dünn wie möglich aufzuschneiden, ohne mir dabei den Daumen abzusäbeln.
    »Und sie hat … hörst du, Sadie? Also kannst du jetzt nicht mal rüberkommen und dich hinsetzen?«
    »Sprich mit deiner Mutter, Liebes«, bellte Großtante Rita in ihren Lautsprecher.
    Ich hatte den Käse inzwischen hauchdünn aufgeschnitten und jetzt nahm ich die Nagelschere, die in der Küchenschublade lag, und schnippelte daran herum, als ob es Haare wären. He, du wärst echt gut mit der Haarschneidemaschine, dachte ich unwillkürlich, lass dir einen Job beim Männerfriseur um die Ecke geben, damit du lernst, wie man einen Bürstenschnitt macht.
    »Sadie!« Mum hob ihre Stimme.
    »Komm her und setz dich!«, donnerte Großtante Rita. »Mein Liebes«, fügte sie leise hinzu, als sei ihr das eben erst eingefallen.
    Ich hatte keine Lust, über Shonna zu reden. Ich meine, es war schlimm genug, dass ich mich jeden Tag in der Schule von ihr terrorisieren lassen musste. Mum schaute ein bisschen beleidigt, als sei es eine Zumutung, dass sie ihre Stimme mal über ein Flüstern anheben musste. Sie hielt mir ihre Hand hin und deutete auf den anderen Stuhl.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du immer noch nicht mit Shonna sprichst, Schätzchen?«
    Zum Glück ließ sie mir nicht wirklich Zeit für eine Antwort. »Jeanette meint, sie hat keine Ahnung, was zwischen euch vorgeht, aber Shonna regt sich wahnsinnig drüber auf …«
    Ja, klar,

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