Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
gezeigt. Frag sie.
Haarstylingidee für Freitag, den 5. Oktober:
ÜPPIGE HAARPRACHT
Bei dieser Frisur heißt es Toupieren, Toupieren und noch mal Toupieren! Der absolute Partyknaller, weil die großen, schimmernden Luxuswellen viel Glanz und Volumen bekommen.
Strähne für Strähne wird kräftig toupiert und mit einem extrastarken Volumenhaarspray eingesprüht. Damit die Frisur richtig frech und groß wird, mit beiden Händen das toupierte Haar vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung glätten und darauf achten, dass es weich und locker fällt. Das hat Schwung. Das ist sexy. Du weißt, dass du toll aussiehst. Go, Girl!
Wenn das hier die Geschichte meines Cousins Billy de Souza wäre – also wenn Billy seinen Vater suchen würde –, dann würde er sich an die Fakten halten, weil er ein Tatsachenmensch ist. »Okay, gut«, würde er sagen. »Wir hatten drei Verdächtige und zwei konnten wir ausschließen. Daraus folgt, dass Nr. 241 – Abraham Smith – mein Dad sein muss. Rätsel gelöst. Meine Neugier in Bezug auf mein genetisches Erbe ist fürs Erste befriedigt und ich kann mich jetzt guten Gewissens um andere Dinge kümmern. Obwohl ich mich manchmal schon frage, ob mein Erzeuger eine Gitarre hat. Und wenn ja, was für eine, Mann.«
Wenn Shonna Matthews an meiner Stelle wäre und wir ihren Dad suchen würden, dann würde sie sagen: »Ich bin sauer auf Mum, dass sie mir das alles verheimlicht hat. Wofür hält sie sich eigentlich? Für den lieben Gott, oder was? Auf jeden Fall will ich ihr eine Lektion erteilen und ihr zeigen, dass sie mich nicht an der Nase rumführen kann. Deshalb hab ich das gemacht. Ich hab mich mit ein paar alten Säcken getroffen, die jede Menge Kohle hatten. Aber natürlich war keiner von denen mein Dad – also kann’s nur der Gärtner gewesen sein, wenn Mum mich nicht total verarscht hat und es in Wahrheit Onkel Zé war. Und dann wäre ich ECHT STOCKSAUER – ABER SO WAS VON ! Aaarrrrrggghhh!« So ungefähr würde Shonna reden.
Nur war es weder Shonnas noch Billys Geschichte, sondern meine, und ich musste mich irgendwie selber darin zurechtfinden. Und im Moment sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich angelogen worden war, auch wenn ich keine konkreten Beweise dafür hatte. Onkel Zé war jetzt mein Dad-Verdächtiger Nummer eins, und alles andere erschien mir als Ablenkungsmanöver, mit dem diese Tatsache vertuscht werden sollte. Leider sah ich keine andere Möglichkeit, den Beweis dafür zu erbringen, als durch direkte Konfrontation. Das war folglich der Weg, den ich einschlagen musste. Und mal im Ernst, wenn meine Familie mich tatsächlich all die Jahre angelogen hatte, hatte sie nichts Besseres verdient.
»Ich werde die Flucht nach vorn ergreifen und meine Familie gleich heute Abend fragen«, verkündete ich Tony, als wir uns am Freitag in der Mittagspause im Probenraum trafen. Wir wollten meine Stylingpläne für die Band besprechen und hatten uns ausgerechnet, dass ich am Freitagabend genau zwei Stunden Zeit zwischen dem Abendessen bei Tante Lilah und dem Auftritt im Forge hatte. In diesem Zeitfenster musste ich fünf Typen, von denen einer spitze Stiefel trug und zwei in übergroßen Skaterklamotten herumliefen, plus Tony (der Postrock-Freak) und Billy (nerdige Klamotten, von seiner Mum ausgesucht), einen Look verpassen, der wenigstens annähernd nach »Band« aussah. Und vor allem mussten sie stylemäßig eine Einheit bilden, was nicht leicht war. Ehrlich gesagt bezweifelte ich, ob es überhaupt machbar war, besonders weil keiner der Typen das geringste Interesse daran hatte, außer Tony. Billy hatte sich aus der Diskussion ausgeklinkt und war lieber zu Hause geblieben, um neue Saiten auf seine Gitarre aufzuziehen. Vielleicht wollte er sich dafür rächen, dass ich ihn letzten Samstag mit nassen Haaren sitzen gelassen hatte.
Er textete mir nur: Rock Dove = kein Haarsalon.
Die restliche Band war auch nicht aufgekreuzt. Glaubten die im Ernst, dass sie es in verwaschenen Metal-T-Shirts und Skaterhosen oder in schwarzen Röhrenjeans und spitzen Schuhen in die Charts schaffen würden? Auf jeden Fall war ich mit Tony allein, was mir nur recht sein konnte. Unser Stylingplan war: Alle ganz in Schwarz, denn dagegen konnte niemand was haben. Tony wollte ein lila T-Shirt tragen, damit er als Leadsänger hervorstach, und ich würde mich ganz auf die Haare konzentrieren. Das Zwei-Stunden-Zeitfenster war eine echte Herausforderung für mich, aber noch viel stressiger war die
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