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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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schon nach Hause begleitet und jetzt wieder.«
    »Weißt du was, Sadie? An deiner Stelle würde ich die Dadsuche einstellen. Du hast doch einen direkt vor der Nase.«
    Ich sog scharf die Luft ein. Selbst Tony konnte es sehen.
    »Komisch«, sagte ich zu ihm. »Genau dasselbe hab ich auch schon gedacht.«
    »Wieso? Wie meinst du das?«, fragte Tony und drehte sich zu mir um. »Willst du damit sagen, dass er wirklich dein Dad ist – also ich meine, dein leiblicher Vater?«
    Ich nickte.
    »Im Ernst?«
    Ich nickte wieder. Und erst in diesem Moment wurde mir klar, welchen Gedanken ich die ganze Zeit verdrängt hatte. Dass Onkel Zé vielleicht mein richtiger Dad war.
    »Glaubst du im Ernst, dass …?«
    Wieder nickte ich.
    »Mann, das wär ja ’n Ding«, sagte Tony. »Also ich meine, deine Familie redet doch sonst ziemlich offen über alles. Du glaubst also, dass sie … Nein, ehrlich jetzt? Wir leben in London, mitten in der Stadt. Ich dachte immer, so was passiert nur irgendwo in der amerikanischen Pampa.«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo solche Sachen normalerweise passieren. Und ich bin mir auch gar nicht sicher. Aber es ist doch möglich, oder?«
    »Dieser Tag wird irgendwie immer verrückter«, sagte Tony.
    »Ich weiß.« Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    Ich schniefte. Tony legte seine Arme um mich. Es war eine spontane Geste und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter, ohne mir etwas dabei zu denken.
    »Was, wenn Onkel Zé wirklich mein Dad ist?«, murmelte ich und meine Stimme klang gedämpft durch den weichen Stoff.
    »Aber was ist dann mit den Dateien im Computer?«
    Daran hatte ich auch schon gedacht. Ich wich ein Stück von Tony zurück und schaute zu ihm auf. Er sah total verwirrt aus.
    »Also, zwei sind ja schon weggefallen und wer sagt uns denn, dass der dritte Versuch nicht auch ein Fehlschlag ist?«
    »Aber was ist mit der E-Mail an die Fertility-Website – in der deine Mum schreibt, dass du geboren bist?«
    Auch das hatte ich mir überlegt. »Tony, da drin stand nie, dass sie tatsächlich einen der Spender genommen hat. Es war nur eine Höflichkeitsgeste, ein einfaches ›Dankeschön für Ihre Hilfe und Anteilnahme‹ – ich glaube, so ähnlich hat sie es geschrieben. Kann doch sein, dass sie aufgegeben hat. Diese ganze Internetsuche, die Tante Lilah jedes Jahr von A bis Z durchkaut …«
    »Und in Wahrheit war es dein Onkel Zé.«
    An der Straßenecke verabschiedete ich mich von Tony. Er schüttelte den Kopf und sein unerschütterlicher Optimismus schien ihm ausnahmsweise mal abhandengekommen zu sein. Ganz allein und verloren stand er da und sah genauso aus, wie ich mich fühlte. Während ich weiterlief, gingen mir verschiedene Satzfetzen durch den Kopf, halb erinnerte Gespräche, die im Nachhinein verräterisch klangen.
    Es gibt keinen »Richtigen«, wenn du mich fragst. Außer für deine Tante Lilah. Die hat ihn gefunden.
    Anak.
    Eine bessere Tochter als du hätte ich mir nicht wünschen können. Mehr brauche ich nicht .
    Anak.
    Du wirst froh sein, dass du keinen Dad hast – einer reicht dir, was?
    Anak.
    Zu Hause musste ich erst Mums aufgestaute Wut über mich ergehen und mich anbrüllen lassen, weil ich ihr nicht gesagt hatte, wo ich war, weil ich nicht ans Handy gegangen war und ihr überhaupt immer nur Ärger machte. Dann packte ich den Laptop und flüchtete in mein Zimmer. Ich googelte »Anak« – den Kosenamen, den Onkel Zé mir gegeben hatte.
    »Anak – Philippinisch für Kind, Sohn bzw. Tochter.«
    Ich starrte in den Spiegel. Glattes schwarzes Haar. Olivfarbene Haut. Meine Augen haben die gleiche Form wie die von Mum, aber Billy und ich könnten leicht als Geschwister durchgehen.
    Oh, Onkel Zé – warum hat mir das niemand erzählt?
    Warum hatten sie mich die ganze Zeit angelogen?
    Was würde Billy dazu sagen?
    Stimmungsstatus: ankerlos.
    Groovechick2: Wow. Und wer hat dir den Anker genommen?
    SayD: Alle. Meine Family. Bin total am Schwimmen – ich glaube, die haben mich alle die ganze Zeit angelogen.
    Groovechick2: Inwiefern?
    SayD: Mein Dad.
    Groovechick2: Warum sollten sie das tun?
    SayD: Weiß nicht.
    Groovechick2: Um dich zu schützen?
    SayD: Vielleicht.
    Groovechick2: Frag sie doch.
    SayD: Wie denn? Ich kann sie nicht einfach fragen. Oder doch?
    Groovechick2: Sei erwachsen, SayD. Konfrontier sie damit. Wehr dich, wenn du glaubst, dass sie dich anlügen! Du hast es auch den Fiesgirls

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