Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
beugte sich vor: »Tut mir einen Gefallen, ihr beiden«, sagte er. »Erzählt das bitte nicht weiter, okay? Ich schicke euch die Nummer meines Agenten. Wenn ihr mal Eintrittskarten braucht oder so – ruft ihn einfach an. Ist ein riesig netter Kerl, Dennis heißt er. Und für meine Freunde hat er immer ein offenes Ohr.«
    Dann stand er auf – der Mann, der nicht mein Vater war –, drehte sich um, ging auf die Straße hinaus und zog den Schirm seiner Basecap tiefer in die Stirn.
    »Nur Mut! Nur Mut!«, äffte Billy ihn nach. »Nicht wie der Typ hier, der sich gerade als totaler Feigling geoutet hat.« Er lachte und nach einer Weile lachte ich auch, und schließlich lachten wir beide, weil die ganze Szene so absurd war und wir tatsächlich einen Moment lang befürchtet hatten, dass ich dieselben Gene in mir trug wie Harry »the Hurricane« – und wenn das nicht zum Lachen war, dann weiß ich auch nicht. Ich lachte, bis mir die Tränen in die Augen schossen und ungehindert über die Wangen in meinen Mund flossen. Plötzlich wünschte ich mir, dass Tony hier wäre. Vielleicht machte es ihm ja nichts aus, mich weinen zu sehen.
    Dann spürte ich, dass das Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Charles Ward? Harry Hodder? Aber nein, es war Mum. Ich machte das alte Telefon aus. Dann checkte ich mein neues Handy, auf dem auch schon drei entgangene Anrufe von Mum drauf waren. Wahrscheinlich wunderte sie sich, wo ich blieb, und ging schon an die Decke vor lauter Hysterie. Höchste Zeit, dass ich nach Hause kam, wenn ich unangenehme Fragen vermeiden wollte.
    »Lass uns einen Pakt schließen«, sagte ich zu Billy. »Wir schwören uns gegenseitig, dass wir nie und nimmer auf dieses dumme, gönnerhafte Angebot von Harry Hodder zurückgreifen, kostenlose Eintrittskarten bei seinem Agenten zu bestellen. Auch wenn deine Mum noch so wild auf ihn ist!«
    »Einverstanden«, sagte Billy und selbst in diesem heiligen Moment schweifte sein Blick zu dem Laden nebenan ab.
    Billy war super gewesen. Er hatte eine Belohnung verdient.
    »Billy«, sagte ich und drehte mich zu meinem nerdigen Cousin um, »wenn du willst, können wir in den Musikladen gehen und die Gitarren anschauen.«
    Billy strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

»Gitarrensaiten«, sagten wir zu Onkel Zé und Tante Lilah, als wir am Abend in den Friseursalon traten. Das war die Ausrede, mit der wir unsere vierstündige Abwesenheit erklären wollten. Wenn eine Familie so gnadenlos hysterisch ist wie meine, sind fünf Minuten Zuspätkommen bereits eine Katastrophe, weil alle sofort das Schlimmste befürchten – dass man gestürzt ist, mit zertrümmertem Schädel im Krankenhaus liegt oder was auch immer. Vier Stunden Zuspätkommen, das bedeutet einen Angriff von tollwütigen Hunden, Mord oder Vergewaltigung.
    »Gitarrensaiten«, schnaubte Onkel Zé, »ja, genau, denn die brauchen wir dringend in diesem Haushalt. Lilah, was hab ich dir gesagt? Hab ich nicht gerade noch gesagt, dass uns die Gitarrensaiten ausgehen? Hoffentlich bringt Billy welche mit, hab ich gesagt, wenn er vom Mars zurückkommt oder wo immer ihr beiden Nulpen angeblich gewesen seid. Es ist fast halb acht!«
    Es ist immer dasselbe: Wenn die Erwachsenen einem unter die Nase reiben wollen, wie schlecht man sich benommen hat, hauen sie einem als Erstes die Uhrzeit um die Ohren.
    »Da war so ’n Typ in der Schule, der Saiten verkauft hat«, log Billy halbherzig. »Er hatte jede Menge dabei. Ich glaube, der hat ’nen alten Musikladen ausgeräumt oder so.«
    Echt lahm, diese Ausrede. Und sie stand auch nicht in dem Drehbuch, das wir unterwegs verfasst hatten.
    »Ach nee, Saiten hat er verkauft?«, sagte Tante Lilah, die mit dem Lockenstab in der Hand dastand. Drohend starrte sie uns an. »Und wo wohnt dieser Typ? Auf den Shetlandinseln?«
    »Nein«, sagte Billy. »Gleich hinter der Queensbridge Road, wenn ihr’s genau wissen wollt.«
    »Erzähl mir doch nichts – es ist halb acht und ihr wart bei McDonald’s«, sagte Onkel Zé.
    »Woher willst du das wissen?«, warf ich ein.
    »Weil du einen McFlurry in der Hand hast, du Huhn.«
    Oh, ja. Autsch.
    »Und in der Queensbridge Road gibt es keinen McDonald’s«, ergänzte Tante Lilah.
    »Ach, wir sind noch ein Stück weiter Richtung Mare Street gegangen.«
    »Und wir haben dich siebenmal angerufen …«, sagte Tante Lilah zu Billy.
    »Billy hatte sein Handy nicht dabei …«
    »Und deine Mutter hat dich auch auf dem Handy angerufen, Sadie. Wir möchten nicht, dass

Weitere Kostenlose Bücher