Bad Hair Years
auch einigermaßen ausdrücken, es müssen ja nicht gleich Gefühle sein, es reicht schon, wenn er nicht allzu viele Dass/das-Fehler macht. Krass sollte nicht das einzige Adjektiv im aktiven Wortschatz sein, Ausrufezeichen nach jedem Satz machen mich nervös, und Smileys mag ich auch nicht, ich kann Ironie auch ohne Hilfestellung.
Jemand, der in Sachen Musik allen Ernstes mit »och so Charts und alles so querbeet« lebt, dem muss ich leider mit »och so tschüss« antworten. Von mir aus kann er auch Black Sabbath oder ähnlich Böses hören, solange das mit Liebe und Leidenschaft geschieht, und halt lieber dann, wenn ich gerade nicht da bin. Nicht umsonst erzählt man sich, dass DJs Leben retten können. Das Leben braucht einen Soundtrack, und wenn der von Radio Energy kommt, dann möchte ich da nicht mal eine kleine Nebenrolle spielen.
Was noch? Klamotten. »Meine Güte, kann man ja dann immer noch was machen«, so denken viele Frauen, aber mir ist das zu anstrengend. Wenn der sich nicht anziehen kann, dann mische ich mich nicht ein, ich hab selbst dauernd nichts anzuziehen. Dabei ist es so einfach: Hose, Hemd, Schuhe, Jeans, Kapuzenpulli, T-Shirt, es müssen halt nur jeweils die richtigen sein. Hosen dürfen unter keinen Umständen zu kurz sein, und der Bund sollte auf den Hüften sitzen, nicht über dem Bauchnabel. Ein Hemd ist ein Hemd ist kein Hawaiihemd. Wenn es dann noch leicht zerknittert ist und ein bisschen aus der Hose raushängt: Ja, ich hätte gerne noch einen Drink. Über Kosmetik möchte ich nicht sprechen, der soll sich halt bitte duschen, seine Finger aus meiner zehntausend Euro teuren Creme lassen und trotzdem gut riechen. Um mich schwach zu machen, muss man sich eigentlich nur mit nacktem Oberkörper rasieren, das reicht meist schon.
Haarfarbe, Frisur oder auch keine, mir egal, beziehungsweise nicht, ich gebe meine Vorliebe für sehr kurze Haare und Glatzen gerne zu. Mit Mütze hat bei mir jeder Mann sofort einen Lässigkeits-Bonus, es sei denn, die Mütze hat einen Bommel. Lange Haare sind ausschließlich Frauen vorbehalten und eventuell Surfern, Dude, aber auch nur, wenn ich gut gelaunt bin. Ich will nicht wissen, was in einem Mann vorgeht, der tatsächlich lange Haare hat, aber er müsste zu Recht Angst vor meiner Reaktion auf »Süße, hast du mal ’nen Haargummi für mich?« haben.
Überhaupt ist mir das Übliche fast schon besorgniserregend egal: Augenfarbe? Zwinkern geht in jeder Farbe. Hände? Solange kein Ehering mich zwingt, schau ich da erst mal nicht drauf, über meinen Unterarmfetischismus möchte ich nicht sprechen. Figur? Eher lieber zu dünn mit eher lieber Muskeln, doch auch da habe ich mir schon oft genug das Gegenteil bewiesen. Bei Sixpack denke ich wirklich ausschließlich an Bier.
Kochen muss er nicht können, aber er sollte bitte tunlichst wissen, was gut schmeckt und gut tut. Dann weiß er auch, dass bis auf Espresso mit heißer aufgeschäumter Milch alles eine Zumutung ist. Ich funktioniere morgens leider nicht ohne, ich habe schon Horden von mir durchaus wohlgesonnenen Menschen in den Hass getrieben, weil wir irgendwo waren, wo ich nicht schnell genug anständigen Kaffee bekommen konnte. Ich bin kein Morgenmuffel, ich bin nur nach dem Aufwachen sehr verloren und brauche etwas Heißes Tröstendes, und zwar pronto, ich kann mich sonst nicht waschen und anziehen. Moment, ich hab’s mir anders überlegt, er sollte doch kochen können. Ich spül dann auch ab.
Geld ist mir egal. Das ist natürlich glatt gelogen, Geld ist mir überhaupt nicht egal. Ich bin gerne irgendwo, wo mir Brot, Wein und Spiele serviert werden. Wenn ich meine Wohnung betrete, möchte ich nicht nach zwei Schritten vor einer Wand stehen. Geiz finde ich ebenso unangenehm wie das Wörtchen geil, ich bin auch gerne mal woanders, und das alles kann ich meistens sogar bezahlen. Immer für zwei zu bezahlen wäre schwierig, weil ich leider nicht reich bin, und bitte, wie käm ich mir denn vor? Deshalb muss er auch nicht reich sein, reich macht oft doof und einfallslos.
Einfallsreich sollte er nämlich schon sein, oder, sag ich’s halt: kreativ. Der soll einfach gerne mit irgendwas spielen, ob jetzt Buchstaben, Musik oder Stift oder Codes, mir völlig egal. Wenn er damit auch noch Erfolg hat, umso besser, solange er dabei nicht zum Arsch mutiert. Das schaffen die wenigsten, das ist meist eine ganz schmale Gratwanderung. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe diesen Typen schließlich jahrelang »sofort,
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