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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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oft im Leben jemanden, dem man nicht nur andauernd mit »Genau!« ins Wort fallen, sondern dem man auch sofort um den Hals fallen möchte. Das ist bei Freundschaften so, und bei Liebe noch viel mehr. Findet man solche Menschen, ob jetzt nebenan oder hinter den sieben Bergen, dann sollte man lieb zu denen sein. Das ergibt sich aber von selbst, man muss da nicht sonderlich drauf achten.
    Weil ein BUMM bei mir aber selten vorkommt, sollte ich mich ab und zu auch auf ein bumm einlassen, bevor überhaupt gar nichts passiert und ich mir am Ende doch noch zwanzig Katzen anschaffe. Es gibt auch flügellahme Schmetterlinge, die brauchen halt ein bisschen. Auf überhaupt keinen Fall jedoch sollte man es mal mit einem bum versuchen. So wie ich vor zwei Wochen auf einem Konzert. Da stand der, ich dachte ja, naja, bum. Andrea und Petra, die bei mir waren, fanden, ein bisschen Übung könne mir ja wohl nicht schaden, nach dem ganzen Internet-Debakel, und ich solle doch jetzt mal. Da hab ich halt dann mal, und was hab ich jetzt davon? Einen Irren am Hals, das hab ich davon.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach ihn mit dem mir eigenen Charme und Witz an. »Coole Jacke«, hab ich gesagt. Dazu darf man mir gerne begeistert gratulieren, und wer jetzt schon den Fehler gefunden hat, der bekommt ein Getränk seiner Wahl von mir spendiert. Ich habe ihn angesprochen. Das ist natürlich grundfalsch. Bei einem bum kann man da aber mal nicht so sein. Hätte es BUMM gemacht, wäre ich selbstverständlich auf der Stelle verstummt. Dann fällt sofort jede Natürlichkeit von mir ab, ich fummel mir in den Haaren und am Rock rum oder hab was auf der Kontaktlinse, und mein Sprachschatz reduziert sich in Sekunden auf »… .«. So werde ich dann. Merkt ihr was?
    Es ging ganz leicht, ehrlich. Ich war überrascht. Der junge Mann war angetan, ich war auch angetan und hab mich küssen lassen, zum Abschied. Na gut, vielleicht hab ich auch zurückgeküsst. Noch im Taxi piepsten die ersten zwei SMS. Da stand was von schöne Frau, das fand ich charmant. Wohl deshalb hat es mir nicht zu denken gegeben, dass er nachts um halb drei noch meine Adresse wissen wollte. Ich dachte eben das, was man so denkt, wenn jemand nachts um halb drei noch die Adresse will, und dann dachte ich »Och, nee, müde, bum.«
    Am nächsten Morgen fiel mir fast das Handy aus der Hand, so viele SMS waren da drauf. Das ließ mich stutzen, aber ich bin derart aus der Übung, was weiß denn ich, wie so was heutzutage läuft. Ich bejahte also die Frage nach einem Treffen vorsichtig mit vielen Irgendwanns und Irgendwos. Den Rest des Tages hatte ich keine Ruhe mehr, es piepte und piepte, ganz ohne mein Zutun sah ich mich mit einem vollkommen unbegründeten emotionalen Overkill konfrontiert, als hätte ich sein erstes Kind unter dem Herzen. Bei SMS acht hob sich meine rechte Augenbraue. Bei Nummer zehn schlug sich der einsame kleine Schmetterling in meinem Bauch mit dem Flügel gegen die Stirn und trudelte kopfschüttelnd zu Boden. Nummer zwölf hab ich gar nicht erst gelesen. Ich sage das nicht oft, aber ich mein, hallo?!
    Was ist mit dem Mann los? Hat den in der Grundschule niemand beiseitegenommen und ihm erklärt, wie das geht mit den Mädchen und dem sich melden? Hat er die Ecke mit den coolen Kindern nicht gefunden? »Jajaja«, denkt ihr jetzt, »aber wär’s der Richtige gewesen, es könnten gar nicht genug SMS sein!« Nein, sag ich euch da, nein nein nein. Der Richtige würde niemals ein solches Drama veranstalten und schon am nächsten Tag das L-Wort in den Mund nehmen. Mein Richtiger ist sehr cool. Deshalb lässt der sich auch so lange Zeit.
    Ab der vierten SMS reagierte ich nicht mehr. So viel unbegründetes Drama macht mich erst mal sprachlos und gleich danach sehr wütend. Wenn ihr wüsstet. »Ach komm!«, würdet ihr sagen, »ach komm!« Dann stieg er von Schreiben auf Anrufen um. Und zwar immer, und zwar dauernd, und zwar auch um zwei Uhr nachts. Er wollte anscheinend nicht, dass ich ranging, denn es klingelte immer nur zweimal. Klingelklingel stopp. Ja, ich habe überlegt, mir das zu verbitten. Aber erstens will ich mit diesem Mann nicht sprechen, der ist nämlich gemeingefährlich, und zweitens bin ich in keiner sehr höflichen Stimmung. Ich sag mal so: Es würde sich ein bisschen anders anhören als »bitte lass das doch, das ist sehr aufdringlich und außerdem unsexy as hell.« Würde ich jetzt rangehen, müsste ich mich auf Gefühlsdebatten mit jemandem

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