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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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selber!« zu denken, nie habe ich liebevoll sogenannte Besucherkekse auf Untertassen arrangiert. Ich verfluchte stets nur die Tatsache, dass ich überhaupt Kaffee servieren musste, und wenn Kekse da waren, futterte ich die selbstverständlich selbst. Es reicht vollkommen aus, Leitz-Ordner mit der Hand zu beschriften, wenn überhaupt, »Rechnungen wichtig, 2008« auszudrucken und auf einen Ordner zu kleben erscheint mir immer noch derart bizarr, dass ich mir eigentlich ein neues Wort für bizarrer als bizarr ausdenken müsste. Wozu überhaupt Ordner? Als würde da je ein Mensch noch einmal reinschauen, das ist doch lächerlich.

Bin gleich total im Reinen mit mir. Muss mich nur noch abtrocknen
    Ich komme nicht drüber weg, wie tipptopp meine Kolleginnen Tag für Tag im Büro auftauchen, und das schon so früh am Morgen. Natürlich lege auch ich Wert auf mein Äußeres, meistens, aber manchmal muss ich mich halt auf meine inneren Werte verlassen. Machen wir uns nichts vor, wir wissen doch, wie viel Zeit und Arbeit da drinsteckt, ganz zu schweigen vom Geld, ein Blick in jedes beliebige Badezimmer genügt. Das geht mit der Einrichtung los, spätestens im Bad mutiert jede Frau zur Martha Stewart oder Tine Wittler, und deshalb herrschen dort meist zwei Farbtöne vor.
    Handtücher, Duschvorhang und manchmal sogar die Wattestäbchen werden sorgfältig auf die Farbe der Fliesen abgestimmt. Die man sich leider oft nicht selbst aussuchen kann, es sei denn, man ist Prinzessin und lebt in einem selbst gebauten Schloss. Man verbringt einfach sehr viel Zeit dort, um einigermaßen hübsch daherzukommen. Sogar die Schneewittchen unter uns haben ab und zu schmutzige Fingernägel, die brauchen zwar keine Wimperntusche, aber waschen müssen die sich auch. Ich spreche auch gar nicht vom Farbtopf, ich spreche von den ganz normalen Wartungsarbeiten. Wie das dauert! Was das kostet! Dabei gehöre ich noch zum Team Dusche, also zu den schnellen. Vollbad kann ich nicht, ich wohne im fünften Stock eines Münchner Altbaus, es dauert ungefähr sieben Stunden, bis das Wasser in der Wanne wenigstens meinen Bauch bedeckt. Nach circa drei Minuten wird mir schwummrig, und ich muss zusehen, dass ich es auf die Couch schaffe, bevor ich kollabiere und die nächste Stunde unbrauchbar bin. So viel Zeit habe ich nicht. Vor allem aber vermeide ich Vollbäder, weil ich nicht drei Tage lang mit Tod durch Kreislaufversagen in meiner Badewanne liegen will, bis sich endlich mal jemand denkt »Seltsam, die wollte aber schon lang nicht mehr auf ein Bier.« Dann muss die Polizei meine Wohnungstür aufbrechen, und wie sieht das denn dann aus.
    Waschen, Rasieren, Cremen, Feilen sind bitte schön das Mindeste. Sprecht mir nach, Schwestern: Erst die Pediküre, dann die Sandalen! Seit ich unlängst einen ganzen Abend unrasierte Frauenbeine an Rock unter hautfarbener Strumpfhose ertragen musste, bin ich auch zu keinerlei Diskussion mehr bereit, ich brauche meine Toleranz für andere Dinge. Hautfarbene Strumpfhosen, auch so was, das kriegt kaum eine richtig hin. Gott sei Dank tauchen sie nur kurz im Frühling auf, und so wie es aussieht, gibt es den Frühling sowieso bald nicht mehr.
    Ja, es dauert und ja, danach hat man noch nicht mal die Wangen rot oder die Wimpern schwarz, aber es ist trotzdem gut investierte Zeit. Es muss ja nicht gleich heißes Wachs sein, eine frische Klinge tut es auch und vor allem nicht so weh. Oft gehört aber nie verstanden habe ich in diesem Zusammenhang übrigens, wieso man sich im Winter oder wenn gerade kein Kerl da ist, nicht rasiert. Deshalb hier gleich noch mal: Warum? Warum nicht immer smoothe Beine, Mann oder Winter, ja oder nein? Ich muss mich schon sehr wundern, und ich gehöre ganz bestimmt nicht zu der Sorte Frau, die den ganzen Aufwand nur für sich selbst betreibt. Warum sollte ich mich in Acht-Zentimeter-Absätzen durch den Tag quälen, wenn mir sowieso schon dauernd der Bus vor der Nase davonfährt? Schon mal im Bleistiftrock auf ein Mountainbike gestiegen? Das geht andererseits erstaunlich leicht, es darf einem halt nur nichts ausmachen, dass sich die ganze Nachbarschaft den Rest des Tages darüber unterhält, was man so drunter trägt. Ich mache das natürlich nicht, um nur mir selbst zu gefallen, ich mache das selbstverständlich, wie die meisten Frauen, für die anderen Weiber da draußen. Nur die wissen ein sauber gestyltes Outfit zu schätzen oder aber können still in sich rein »Kauf dir mal ’ne Haarkur« denken, wenn

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