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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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Tiegelchen, die kosten siebenhundertsiebzig Euro, echt wahr. Auf einem Flughafen bekam ich mal ein Pröbchen eines solchen Luxus in die Hand gedrückt. Leider hatte ich gerade nicht alle beisammen und schmierte mir das pure Gold sogleich zum Testen auf den Handrücken, obwohl es meinen Teint wahrscheinlich zwei Wochen lang hätte erstrahlen lassen. Dafür war meine Hand den Rest des Tages zum Knutschen.
    Als ich vor Kurzem ob meines Alters hysterisch zu werden drohte, schenkte mir Mario, ein lieber Freund und seines Zeichens Beauty-Experte, aus reinem Selbstschutz ein Wundermittel, das ich des Nächtens auf meine tiefen Falten auftragen sollte. Es besteht aus Diamantenstaub und kostet ungefähr dreißigtausend Euro. Ich tat, wie mir befohlen, und stand am nächsten Morgen schreiend und Mario verdammend vor dem Spiegel, denn mein Gesicht hing in Fetzen, Freddy Krüger nichts dagegen. Es war zwar gottlob nur das Zeug, das einen weißen Film gebildet hatte, der sich löste, aber Wunder konnte ich keine entdecken. Bald bleibt nur noch Gift. Leider hält auch Botox nicht ganz, was es verspricht. Es zeigt sich zwar eine faltenfreie Stirn- und Mundpartie, bei näherem Hinsehen aber fällt einem der eigene Hals gnadenlos in den Rücken. Ich weiß, wovon ich spreche, ich war nämlich trotz meiner jungen Jahre schon mal beim Schönheitschirurgen.

Ich wünschte, die Dinge nähmen etwas mehr Rücksicht. Ich meine dich, Spiegel
    Meine Hautärztin hatte mich dorthin geschickt, als sie etwas in meinem Gesicht fand, das ihr nicht so gut gefiel. Ich konnte das durchaus nachvollziehen, war dann aber doch überrascht, als sie gar nicht meine Nase meinte. Wenn es um mein zartes Antlitz geht, klingt Schönheitschirurg natürlich allemal besser als ein simpler Hautarzt. Die zahlreichen Muttermale an meinem Körper schneidet mir meine Ärztin immer selbst raus, und wenn ich schneiden sage, meine ich säbeln, und wenn ich säbeln sage, sieht es hinterher auch so aus. Mein Rücken zum Beispiel tut sich mittlerweile ganz schön schwer mit Entzücken. Schönheitschirurg fand ich deshalb erst mal fantastisch, ich lese aber auch gern die Gala oder die Bunte . Erst später sollte sich herausstellen, dass ich höchstwahrscheinlich die Einzige war, die zum Herrn Professor stöckelte, um sich Narben abzuholen, nicht etwa, um sich Falten wegmachen zu lassen. Hat sich im Wartezimmer dann auch sofort bestätigt, diese Vermutung.
    Sofort bestätigt, heißt in meinem Fall: nach ungefähr zwanzig Minuten, mein Hirn braucht manchmal etwas länger, um mir Dinge zu erklären. Ganz anders mein Gesichtsausdruck, der war wie immer schneller: Erst mal fiel mir nämlich die Kinnlade runter. Im Wartezimmer saß ein und dieselbe Frau, und zwar in zehnfacher Ausführung. Blond, groß, schlank, nein, dünn, nein, runtergehungert, in weißer Jeans und dem restlichen Chic, der an so was neben zu viel Schmuck noch drangehört. Dass die Klonfrau weitaus jünger war als ich, war noch nicht einmal das Bemerkenswerteste. Das Bemerkenswerteste war, dass sich das gesamte Weiber-Spiegelkabinett Tampons an die Stirn oder die Mundfalten drückte.
    Hä?
    Wie gesagt, mein Hirn. Es kam schließlich doch noch drauf, dass da wohl Druck auf Einstichstellen ausgeübt wurde, damit kein hässlicher Bluterguss das Ergebnis verschandelte. Kennt man ja vom Blutabnehmen. Hat bei mir noch nie funktioniert, mich muss man aber auch nur einmal scharf anschauen, schon formt sich ein beleidigter blauer Fleck. Alle InStyle -Ausgaben mit den bunten Modebildchen waren von den Dünnen in Beschlag genommen. Klar, wenn man eine Hand an der Stirn hat und mit der anderen die Zeitschrift hält, dann bleibt kein Zeigefinger mehr zum Lesen. Ich kann deshalb leider nicht mitteilen, was man diesen Sommer so trägt, empfehle aber Lederjacken, Schals und bunte Mützen. Für mich blieb immerhin die aktuelle Donna für die Frau ab vierzig, obwohl ich in diese Zielgruppe überhaupt noch gar nicht gehöre. Nach gefühlten drei Stunden passierte dann endlich, was in Arztpraxen immer drei Stunden nach vereinbartem Termin passiert: Mein Name wurde aufgerufen, und danach passierte, was danach dann auch immer passiert. Man kommt ins Sprechzimmer, um dort eine weitere halbe Stunde – machen Sie sich schon mal frei! – halb nackt und frierend auf der Behandlungsliege zu sitzen. Das ist ein bisschen entwürdigend bei offener Tür, aber richtig schlimm daran ist, dass man jetzt nicht einmal mehr die Gala oder sonst was

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