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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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aufgewachter Komapatient aussieht. Nicht so hübsch. Wärmflasche klingt zunächst gut, trägt aber oft ein Polyester-Plüschtier-Outfit. Möchte ich eine Plüschtierkuh auf meinem nackten Bauch haben, möchte ich gar mit einem kalten Plüschtier aus hundert Prozent Polyester im Bett aufwachen? Igitt.
    An meiner Schlafposition liegt es auch nicht, und wenn, dann kann ich es nicht ändern. Ich kann beziehungsweise konnte schon immer nur in Embryostellung einschlafen, warum schreibe ich eigentlich dauernd beziehungsweise? Weil ich zu müde bin, mich klar auszudrücken, darum. Auf dem Rücken liegend bekomme ich Albträume, noch nie habe ich verstanden, wie man so schlafen kann, am Ende noch mit den Armen über dem Kopf. Wer sich derart schutzlos der Nacht ausliefert, der kann nicht mehr alle beisammen haben. Ich sage nicht, dass die Nacht böse ist. Ich sage nur.
    Doch, sag ich schon. Die Nacht ist böse, und zwar so gegen 4:00 Uhr. Wer jemals um 4:00 Uhr wach lag, und offensichtlich sind das alle, der weiß, wovon ich rede, was red ich eigentlich noch. »Wee small hours of the morning« nennt der Amerikaner diese Zeit und hat keine Ahnung, wovon er spricht. Wee, small, haha. Nie werden Dinge größer und furchteinflößender als zu dieser Stunde, ich war schon des Öfteren überzeugt, dass am nächsten Tag sowieso die Welt über mir zusammenkracht, nur weil ich keine Milch mehr im Kühlschrank hatte. Gerade fällt mir auf, dass dann immerhin endlich alles wirklich scheißegal wäre, auch das mit der Milch. Es bliebe wohl kaum Zeit für einen ordentlichen Kaffee, wenn die Welt mal keine Lust mehr hat. Sollte es ganz schlimm werden, so hilft man mir, soll ich einfach an etwas Schönes denken, wie beim Zahnarzt. Wie beim Zahnarzt, vielen Dank auch, kann ich mir gleich die nächste Angst für heute Nacht einpacken. An Weihnachten zum Beispiel soll ich denken oder an süße Hunde, an Disneyland oder an süße Hunde mit rosa Schleifchen in Disneyland. Weihnachten, Hündchen, igitt.
    Lieber hätte ich Besuch von ein, zwei Gespenstern, als mir zu dieser Stunde meine Sorgen in Dolby Surround anhören zu müssen. Einmal im Monat kommen die Höllenstunden mit Bonustrack, dem Vollmond. Um Punkt 3:00 Uhr hat er es so weit über den Himmel geschafft, dass er zentriert in meinem Dachfenster steht, vermutlich muss das Runde auch am Firmament ins Eckige. Da steht er dann wie eine alte Discokugel, die ihren Glitter über die Jahre verloren hat, und spotlightet mein Schlafzimmer. Ich will aber nicht tanzen, verdammt.
    Nicht alleine ins Bett gehen macht die Sache übrigens auch nicht einfacher, beziehungsweise nur manchmal, ich sage nur: Löffelchen. Hübscher Ausdruck, passt wie Löffelchen an Löffelchen im Besteckkasten, aha, heißt deshalb wohl auch im Englischen so, spooning nämlich. Englisch kann ich auch müde, aber was hab ich davon. Offensichtlich hat die ganze Welt ordentlichere Besteckschubläden als ich, meine Löffelchen fliegen einfach so herum, die Löffel übrigens auch, obwohl man von einem ausgewachsenen Löffel ein bisschen mehr Ordnung erwarten könnte, worüber denk ich hier eigentlich nach, kein Wunder, dass ich nicht einschlafen kann. Ich bin genau wie meine Löffelchen, mir wird ein anderer Arm schnell mal zur Handschelle, wenn er über meinem Bauch zuschnappt. Was, wenn ein wildes Tier ins Schlafzimmer eindringt, eine Spinne zum Beispiel? Ich könnte nicht schnell genug die Flucht ergreifen, und auf die Herren Jäger und Sammler verlasse ich mich in so einem Fall lieber nicht. Ich meine, wenn die erst mal schlafen.
    Schäfchen zählen klappt nicht, wie auch, so eine Schafherde ist ganz schön laut, kann doch kein Mensch einschlafen bei dem Geblöke. Rückwärtszählen fällt auch aus, ich kann keine Zahlen. Lesen geht immer, aber lesen ist nicht gleich schlafen. Ich bin noch nie über einem Buch eingeschlafen, ich bin auch noch nie auf der Couch vor dem Fernseher eingeschlafen, auch früher nicht, als ich noch wusste, wie das geht. Mittlerweile wäre es mir egal, wenn ich beim Fahrradabsperren im Hinterhof wegdriften würde. Hauptsache, keiner klaut mein Rad, und Hauptsache schlafen, verdammt.
    Nur gestern, gestern war ich so kurz davor. Ich fiel schon, war zu schwer, konnte mich nicht schon wieder umdrehen beziehungsweise rumwälzen, zudecken, freistrampeln, Kissen boxen, kippte rüber, am Rand meines ersten Traumes warteten Tine und Natascha auf mich, obwohl die sich gar nicht kennen. Sie redeten aufgeregt auf

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