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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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nur ihre, du Depp!«
    »…«
    »Bleib gefälligst da! Wenn du so weitermachst, lass ich mich versetzen!«

Bye Bye, BMW
    Selbstverständlich weiß ich genau, was jetzt zu tun ist. Ich habe eine kleine Abfindung bekommen, immerhin, von der lässt sich gut ein Macbook kaufen, voilà, Home Office. Der Rest ergibt sich dann schon irgendwie. Am besten halt von selbst.
    Jetzt aber first things first. Wo kein Job, da kein Auto. Ich verkaufe den BMW, der steht eh nur vor der Tür, kostet Geld, und Geld hab ich jetzt keins mehr. Wie vernünftig! Er springt sowieso nie an, und ich darf nicht mal mit dem Fuß dagegentreten und fluchen, denn ich weiß ja, dass der nicht anspringt und sowieso bin ich selber schuld. Den ganzen langen Winter ließ ich ihn links liegen, hab die Straßenseite gewechselt, wenn ich ihn da stehen sah, kurz: Ich tat, als seien wir uns nie vorgestellt worden. Würde man mich monatelang derart ignorieren, ich würd mich auch nicht mehr anmachen lassen. Aber wie krieg ich den verdammt noch mal verkauft, wenn er nicht mal anspringt?
    Die Nachbarn verkabeln mit sämtlichen funktionierenden Autos der Straße, aber es hilft alles nichts, und so oder so hätte ich die Starthilfe eigentlich nötiger als das Auto. Professionelle Hilfe muss her, wenn ich jetzt nichts unternehme, dann steht der in zwei Jahren immer noch hier rum, ich kenn mich, ich kenn da nichts. Ich rufe den ADAC, werde pünktlich zum Schluss noch Mitglied, und denke ab sofort natürlich nur noch AC/DC. Highway to Hell, my ass, mir würde Highway schon reichen. Ein paar Minuten später werkelt ein gelber Engel am Motor rum und brummt Befehle: »Starten!« »Kein Gas!« »Aus!« Ich gehorche, der BMW nicht. Der Engel versenkt daraufhin den rechten Arm bis zur Schulter in den Eingeweiden des Autos: »Starten!« Ich sehe die Windschutzscheibe voller Blut und abgerissener Gliedmaßen vor mir, dann kneife ich die Augen zu und drehe eiskalt den Schlüssel. Ich verstehe wirklich überhaupt nichts von Autos, denn das Auto springt an, ohne Blut.
    »Mindestens eine Stunde fahren, nicht ausmachen«, spricht der gelbe Mann und lässt mich mit besorgtem Blick auf die Tanknadel zurück: fünfzehn Liter, wenn überhaupt. Eine Stunde. Kein Problem, möchte man meinen, aber dieses Auto verbraucht schon vierzehn Liter, wenn man nur die Tür aufmacht. Ich bete, wende, fahre los, und dann. Geht die Dreckskarre wieder aus. Aus dem Augenwinkel sehe ich den ADAC um die Ecke verschwinden. Zeitpunkt des Todes: 14:50 Uhr.
    Ein zweiter gelber Engel schafft die Reanimation und zerstreut meine Bedenken, gleich wieder abzusaufen. Also das Auto, nicht ich. Und zwar nicht in der kleinen Straße vor meinem Haus, sondern womöglich auf dem Mittleren Ring. Ich fahre los, im Rückspiegel sehe ich das gelbe Auto. Und zwar bis ich abbiege, da winkt er mir noch einmal. Ein Engel, aber echt.
    Eine Woche später gebe ich den BMW dank Autoscout24 in die Hände eines Führerscheinneulings und wünsche beiden alles Gute. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht mehr, was ich mir damals gedacht habe. Immerhin ist er mir nicht nach der ersten Rechtskurve unter dem Hintern zusammengerostet, fuhr auch sonst wie die sprichwörtliche Sau und zickte nie, also nicht, wenn er mal ansprang. Zugegeben, ich hatte auch immer ein bisschen Angst – ich hatte immer nur kleine Autos mit null PS, bei denen ich auf der Autobahn alle paar Minuten die Musik leiser drehen musste, weil immer irgendwas schepperte. Da hat man schon ein bisschen mehr Respekt, wenn plötzlich hundertdreißig PS mitfahren, man hört aber gar nichts.
    Leider wurde mir eines Winters beim Heimfahren vom Skifahren schmerzhaft bewusst, was hundertdreißig PS plus Heckantrieb plus rutschige Fahrbahn wirklich bedeuten. Baum nämlich. Die herbeigerufene Landpolizei blickte traurig auf das am Baum klebende Auto und fragte mit Kennerblick: »Dreizwanzga?« Ich stand unschön daneben und rotzte ein klägliches »Mhm«. »Mei, schad«, sprachen die Landpolizisten. Wie es mir ging, war denen scheißegal.
    Viele Autochecker erzählten mir nach dem Unfall, an dem ich selbstverständlich völlig unschuldig war, die Geschichte vom Sandsack im Kofferraum, um den Heckantrieb außer Gefecht zu setzen oder dings. Ich für meinen Teil möchte nicht eine Vollbremsung hinlegen müssen, nur um im Anschluss noch eine Hundertstelsekunde Zeit für ein »Boah, das war kna …« zu haben, bevor mir der Sandsack von hinten den Schädel zertrümmert. Damals

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