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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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    Eine meiner Exkolleginnen hat stets ein Pendel in der Handtasche. Am meisten begeistert mich daran, dass sie es immer sofort findet. Seit man mehr als einen Lipgloss benötigt, um anständig durch den Tag zu kommen, haben Handtaschen groteske Größen angenommen. So findet man zwar den Schlüssel nicht mehr, hat aber die Gewissheit, dass man jederzeit auch noch einen Zwergpinscher verstauen könnte. Vor Kurzem hat besagte Kollegin zwei Fragen für mich ausgependelt, und die Antworten waren genau so, wie ich es hören wollte. Muss man sich mal vorstellen. Leider hatte ich Belangloses gefragt, mir fehlte der Mut, die wirklich wichtigen Dinge wissen zu wollen. Wenn da ein Nein kommt! Will man sich gar nicht ausmalen, die Konsequenzen. Hätte ich ein Pendel, ich würde jedes Mal als letzte Frage ein »du lügst doch, oder?« stellen. Dann hätte ich ein beleidigtes Pendel in der Handtasche unter dem Zwergpinscher rumliegen und wäre auch nicht weiter.
    Ich kenne Menschen, die sehen immer und überall Zeichen. Ich habe bisher nur einmal ein Zeichen beziehungsweise vielmehr eine Aufforderung gesehen, aber auch nicht wirklich. Als ich in New York lebte, war eine Zeitlang ganz Downtown, Manhattan mit Aufklebern bepflastert, auf denen nicht Think Pink! stand, aber »Kinky, be all you can be«. Kinki ist mein Spitzname. Sagt man das noch, Spitzname? Ich aber fühlte mich trotzdem nicht angesprochen, ich dachte höchstens ein genervtes: »Look, I’m fucking trying, okay?« Fast wie ein echter New Yorker. Derart respektlos sollte man auf keinen Fall mit Himmelszeichen umgehen, das rächt sich. Vermutlich wird sich das Karmarad, wenn es so weit ist, ein paarmal ratlos drehen und mich dann als Käfer wiederkommen lassen. Als dicken, kurzsichtigen Käfer, mit dem niemand spielen will. Als dicken, kurzsichtigen Käfer, der eine Brille tragen muss, weil er Kontaktlinsen nicht verträgt, und mit dem nicht einmal die anderen Brillenkäfer auf dem Schulhof spielen wollen. So wird mir geschehen, wenn ich die Zeichen weiterhin nicht zu würdigen weiß.
    Wen kann ich noch fragen? Tarotkarten. Ich war auf der Suche nach Lesestoff, als sie mir aus dem Regal nicht in die Arme, aber auf den Boden fielen. Wenn sie da schon mal gut gemischt liegen, dachte ich, aber auch hier fehlt mir jedes Verständnis. Zum einen gefallen mir die Motive nicht, die Karten sehen aus wie von einer bekifften Elfe im Kreativrausch gemalt. Ich kann derart pastellig verschwurbeltes Gekritzel nicht ohne Schmerzen ansehen, wahrscheinlich war ich in einem früheren Leben Grafikdesigner. Ein Käfer-Grafikdesigner. Mit Kassengestellbrille. Zum anderen sind Tarotkarten noch entscheidungsunfähiger als ich vor einer Sushi-Menükarte. Immer gibt es gut oder Katastrophe oder so oder nee, vielleicht auch nicht, ich kann es mir also aussuchen. Das ist einerseits nicht schlecht, mir aber andererseits zu blöd. Wenn ich stundenlang im Schneidersitz auf dem Boden die kompliziertesten Legesysteme, äh, lege, dann möchte ich gefälligst eine konkrete Antwort. Und nicht ein lapidares »woher sollen wir das wissen, wir wurden von einer zugedröhnten Elfe gemalt«.
    Letzte Ausfahrt Horoskope. Ich lese sie alle, ich lese sie immer, nie stimmt auch nur ein Wort. Warum sonst bin ich immer noch nicht reich, und warum sonst ruft immer nur eplus wegen neuen Tarifen an, aber nie Hollywood? Vielleicht liegt es an meinem Aszendenten, oder es kommt vom Rauchen, aber eigentlich verdächtige ich auch hier bekiffte Geister, die hysterisch kichernd Löwe und Wassermann vertauschen. Immerhin liefert mir mein Horoskop in der letzten Vogue einen Spitzentipp: »Erheben Sie sich bitte von Ihrem Bett, und schieben Sie die Schwarten weg, die sich darauf stapeln, besonders all den esoterischen Hokuspokus, den Sie seit Monaten konsumieren.«
    Gut, steh ich halt jetzt auf.

»Warst du das?«
    »Ich kann das einfach nicht mehr mit ansehen.«
    »Wie kannst du’s wagen? Wie konntest du nur?«
    »Das war eigentlich ganz einfach.«
    »Vielleicht fragst du mich erst mal, wir stecken hier schließlich beide mit drin!«
    »Ich hab einen Plan.«
    »Plan, my ass. So geht das nicht.«
    »Ich will doch auch nur ihr Bestes.«
    »Wir müssen reden. Du kannst sie doch nicht feuern lassen, ohne vorher mit mir zu reden! Wie stehen wir denn jetzt da!«
    »…«
    »Außerdem musst du mal lernen, über deine Gefühle zu sprechen. Kann ich Gedanken lesen, oder was?«
    »Äh, ja? Können wir?«
    »Aber doch

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