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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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schon hier draußen?«
    »Meinst du heute oder ganz allgemein?«
    »Du machst das regelmäßig?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es gibt kein Kino hier, da muss ich selbst für Unterhaltung sorgen … Jetzt kommt’s.«
    Felipe hatte die Leiter angelehnt und kletterte hinauf. Carlotta wartete, bis er auf dem Dach war, und dann schoss sie mit einer letzten Orange die Leiter weg. Game over.
    »So«, sagte sie, »willst du ’n Eis?«
    Carlottas Eltern arbeiteten beide im Diner. Ihre Mutter kümmerte sich um die Kasse und bediente. Ihr Vater managte die Küche – obwohl Señor Diaz’ Management hauptsächlich darin bestand, herumzusitzen, die Bibel und den Sportteil zu lesen und gelegentlich die Köche anzuschnauzen, weil sie nicht schnell genug machten.
    »He, du«, rief er, als Carlotta mich durch die Hintertür reinlotste. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich habe das Land umher durchzogen«, sagte Carlotta und nickte in Richtung des Buchs-der-Bücher, das ihr Vater auf dem Schoß hatte. Der Witz brachte ihr einen gestrengen Blick ein, der selbst dem Gott des Alten Testaments alle Ehre gemacht hätte.
    »Das ist nicht lustig, Carlotta. Deine Mutter hat dich gesucht. Sie braucht vorne Hilfe.«
    »Ja klar, nur eine Minute«, sagte Carlotta. Sie flitzte in den Kühlraum und ließ mich allein mit Jehova stehen.
    »Hi«, sagte ich. »Ich bin Jane.«
    Señor Diaz räusperte sich, als wollte er gleich ausspucken. Er wendete sich schon wieder seinem Bibelstudium zu, guckte aber noch mal hoch und sah mich mit einem langen, nachdenklichen Blick an. »Du bist das neue Mädchen«, sagte er endlich. »Bei den Fosters.«
    »Ja, das bin ich. Das neue Mädchen.«
    »Wirst du eine Zeitlang bei ihnen bleiben?«
    »Sieht so aus.«
    »Dann wirst du also auch hier zur Schule gehen.«
    Ich hatte noch gar nicht daran gedacht, aber natürlich hatte er recht. Die Aussicht machte mich nicht gerade an. »Ich denk schon.«
    Er nickte. »Und wie hast du vor, zur Schule zu kommen?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehm mal an … Gibt’s nicht einen Bus?«
    »Ah! Einen Bus!« Er winkte verächtlich ab. »Warum solltest du mit dem Bus in die Schule fahren?«
    »Tja, also …«
    »Ich werd dir was sagen – Jane, oder? –, der Schulbus hier, der ist nicht besonders gut.«
    »Nein?«
    »Nein. Ich würde meiner Tochter nie erlauben, den Bus zu nehmen. Wir fahren sie in die Schule. Du könntest mit ihr mitfahren, wenn du möchtest.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich glaube sogar, das wäre eine ausgezeichnete Idee.«
    Die Idee klang auch für mich ganz okay, aber da musste offensichtlich irgendein Haken dran sein. »Tja«, sagte ich ausweichend, »natürlich müsste ich erst meinen Onkel und meine Tante fragen …«
    »Ach, die haben bestimmt nichts dagegen. Lass du mich nur mit ihnen reden. Hier!« Er stand auf und wischte über den Hocker, auf dem er gesessen hatte. »Hier, setz dich, entspann dich! Möchtest du ein Eis?«
    Später erzählte mir Carlotta, was dahintersteckte. Vorigen Frühling war sie zweimal wegen Raufens aus dem Schulbus geflogen, und nach dem zweiten Mal hatte sich der Fahrer geweigert, sie ohne schriftliche Entschuldigung der Eltern wieder reinzulassen. Doch Señor Diaz wollte nichts davon wissen: »Er wollte den Busfahrer feuern lassen, weißt du, wegen Verletzung meiner Bürgerrechte. Aber der Schulrat spielt da nicht mit, also will mich mein Vater jetzt auf eine Privatschule schicken, bloß soll der Schulrat das bezahlen. Also haben wir einen Prozess laufen, aber bis wir den gewinnen, muss ich weiter auf die öffentliche Schule.« Aber nicht mit dem Bus. Stattdessen fuhr sie am Morgen ihre Mutter hin, und ihr Bruder holte sie nach Schulschluss wieder ab. »Was schon okay ist, bloß dass ich ziemlich viel warten muss, besonders am Nachmittag. Felipe kann von der Tankstelle erst weg, wenn ihn jemand ablöst, und an manchen Tagen ist das nicht vor fünf oder sechs.«
    »Das heißt, dann musst du so lange vor der Schule rumhängen?«
    »Na ja, müssen tu ich nicht – ich könnte zurücklaufen, das sind grad mal drei Kilometer –, aber mein Vater wird richtig fuchtig , wenn ich das tu. Er sagt, das ist zu gefährlich, besonders jetzt, mit dem Würgengel.«
    »Dem was?«
    Die meisten Zeitungen bezeichneten ihn als den »Route-99-Killer« – ein anonymer Irgendwer, der seit einem Jahr den Highway abfuhr, rauf und runter, und sich an Rastplätzen Kids schnappte, wenn die Eltern mal nicht aufpassten –, aber ein paar Revolverblätter, denen

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