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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Seite des Flurs und betete, dass er schnell fertig würde. Die Affengeräusche wurden lauter – zum Ende hin klangen sie eher nach Gorilla als nach Schimpanse –, und dann macht’s einen Knall wie von einer Schulbank, die umkippt, dann Stille, und dann, ganz leise, das Wrrrr von einem Reißverschluss. Und dann Schritte, aus dem Zimmer raus und den Korridor lang, kein Laufen, aber eilig, als war ihm plötzlich wieder eingefallen, dass er eine Verabredung hatte.
    Als ich sicher war, dass die Luft rein war, bin ich aus meinem Versteck rausgekommen. Was Dope anging, war Fehlanzeige: Er hatte zwar was liegenlassen, aber Marihuana war es nicht.
    Ich warf einen Blick durch das Fernrohr, um zu sehen, was da so Spannendes war. Ich erwartete den Mädchen-Umkleideraum oder was in der Richtung, aber wie sich rausstellte, hatte der Typ einen schrägeren Geschmack. Das Fernrohr war auf einen kleinen Picknickplatz ein paar hundert Meter südlich der Schule ausgerichtet. Nichts Besonderes, nur so ’ne Art Wendestelle an der Route 99 mit ein paar Holztischen und einer Reifenschaukel. Die Stelle fungierte nebenbei als Knutschplatz, und freitag- oder samstagnachts hätte es für einen Spanner da bestimmt jede Menge Interessantes zu sehen gegeben, aber momentan war bloß eine Touristenfamilie da: Mutti, Vati, zwei Jungs, ein Golden Retriever und ein mit Disneyland-Stickern vollgepappter Campingbus.
    Ich kapierte nicht, was da toll dran sein sollte. Ich meine, über Perversionen lässt sich nicht streiten, aber diese Familie wirkte auf mich einfach nicht wie die typische, Sie wissen schon, Onaniervorlage . Ich zerbrach mir also den Kopf – War es die Mutti, die ihn anmachte? War es der Hund? –, als ich eine Tür zuknallen hörte. Und ich voll die Panik, so, o Kacke, Mann, er kommt zurück!, aber es war nicht die Korridortür, es war die Eingangstür der Schule. Ich seh aus dem Fenster, und da ist der Hausmeister auf dem Parkplatz. Er ging rüber zu seinem braunen Van, stieg ein, startete den Motor … Und blieb dann einfach so sitzen.
    Nach einer Minute fällt mir dann auf, dass aus dem Fahrerfenster Rauch rauskommt: Der Mistkerl hatte sich den nächsten Joint angesteckt! Da bin ich echt sauer geworden, denn ich betrachtete das Dope schon als mein rechtmäßiges Eigentum, also hab ich angefangen, mentale Vibes in die Runde zu funken und jeden Dorfcousin von Officer Friendly, der sich zufällig in meinem Sendebereich befinden mochte, anzuflehen, möglichst schnell herzufahren und den Typ hoppzunehmen.
    Natürlich ist nix passiert. Aber wer ein paar Minuten später vorbeigefahren kam, das war die Familie im Campingbus. Und kaum waren die an der Schule vorbei, als die Bremslichter des Vans endlich ausgingen; der Hausmeister bog direkt hinter dem Bus auf den Highway und hängte sich dran.
    Und da ist Ihnen der Verdacht gekommen, dass der Hausmeister der Würgengel sein könnte?
    Nein. Der Typ hatte einen Sprung, gar keine Frage, aber zu dem Zeitpunkt dachte ich noch immer in Richtung Voyeur, nicht Psycho-Killer. Ich dachte, er verfolgte sie, weil er sich noch ein paar runterholen wollte – oder vielleicht hoffte er auch, ein Höschen oder einen Kauknochen mitgehen lassen zu können.
    Wie ich dann am nächsten Morgen aus dem Haus geh, um zu Carlotta ins Auto zu steigen, sitzt Señor Diaz am Steuer, was bisher noch nie passiert war.
    »Was ist los?«, sagte ich. »Geht’s ins himmlische Jerusalem?«
    »Der Würgengel«, sagte Carlotta. »Er hat sich gestern wieder einen Jungen geschnappt, direkt am Stadtrand von Modesto.«
    Modesto lag im Norden, in derselben Richtung, in die gestern der Campingbus gefahren war. Das hätte eigentlich schon ausreichen müssen, um mich ins Grübeln zu bringen, aber die Glühbirne ging erst an, als Carlotta sagte: »Stell dir vor. Der hat diesmal nicht bloß den Jungen genommen. Den Hund des Jungen hat er auch umgebracht.«
    »Hund?«, sagte ich. »Was war das für ein Hund?«
    »Keine Ahnung, ein großer wohl. Die glauben, dass der Hund versucht hat, den Jungen zu beschützen, und da hat der Engel ihn, na, aufgeschlitzt.«
    »Und der Junge? Haben die seine Leiche schon gefunden?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    Carlotta schaute ganz aufgeregt. »Wirst schon sehen.«
    Einen knappen Kilometer vor der Schule kamen wir in einen Stau. Das war auch etwas, was noch nie passiert war – um diese Uhrzeit war die Straße normalerweise leer –, aber wie ich die Lichter weiter vorn kreiseln sah, wusste ich augenblicklich

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