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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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wissen, was › gammou-jhi ‹ heißt. Also wirklich, Madame, das ist lächerlich. Er sollte umgehend entfernt werden.«
    Mit einer Bewegung, die fast so schnell war wie die, mit der sie festgesetzt worden war, schlug Mia mit unglaublicher Kraft unter Remshis Kinn. Wir alle hörten das absurd leise Klappern seiner unteren Zähne, die gegen den Oberkiefer schlugen. Mia wand sich unter dem Pflock hervor, und bevor Remshi noch reagieren konnte, hatte sie sich weg von ihm in die Luft geschleudert – doch nach einer Sekunde war sie wieder auf dem Boden, so als habe sie eine plötzliche unnatürliche Schwerkraft nach unten gezogen.
    »Bleiben Sie um Himmels willen, wo Sie sind, Miss Tourisheva«, mahnte Marco. »Mir gefällt Ihr Stil, aber vierundsiebzig zu eins … oder zwei«, mit einem Zwinkern in meine Richtung, »ist ein blödsinnig hohes Risiko. Also, wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Übersetzung.« Er zog ein letztes Mal an der Zigarette und schnippte die Kippe weg. »› Vor klez mych ‹, wie der Pater schon gesagt hat, heißt tatsächlich, ›wenn er trinkt‹. Das Problem dabei ist nur, dass › mych ‹ ein falsches Verb ist. Es steht zwar seit über viertausend Jahren dort, ist aber falsch. Im Orignal steht ein ganz anderes Verb. Stimmt doch, Madame?«
    Jacqueline blähte die Nüstern. Sie wich rückwärts zum Altar, wo Remshi sich das Kinn hielt.
    »Das ursprüngliche Wort ging verloren, weil das ursprüngliche Wort im Text ausgelöscht wurde«, erklärte Marco. »Buchstäblich ausgelöscht, von einer Pfeilspitze, aber das ist eine andere Geschichte. Außer dem Verfasser des Buchs gab es nur zwei Personen, die wussten, wie die Zeile vor der Lakune lautete.«
    »Tötet ihn«, befahl Jacqueline. »Auf der Stelle.«
    Mindestens zehn Flattermänner sprangen vor – und blieben völlig verwirrt stehen. Sie öffneten und schlossen ihre Münder. Ihre Augenlider flatterten.
    »Und die Waffen«, sagte Marco. Die bewaffneten Vampire taten exakt dasselbe: Sie besahen sich ihre Waffen, runzelten die Stirn, erlitten eine kurze, heftige Lähmung in den Händen, die sie hielten, machten ein überraschtes Geräusch und ließen sie fallen. Eine der Pistolen ging los und traf einen der Schüler am Schienbein. Die Vampire, die Dimitri festhielten, rührten sich kaum, als er sie abschüttelte und zu seiner Schwester ging.
    »Wer bist du?«, wiederholte Jacqueline.
    »Ach, noch was«, sagte Marco, senkte das Buch und sprach zur Gemeinde. »Dieser Unsinn mit dem Tageslicht. Wo sind sie, diese leichtgläubigen Gläubigen, die im Sonnenschein umherspaziert sind?«
    »Remshi hat ihnen die Gabe verliehen«, verkündete Jacqueline. »Ihr habt es mit euren eigenen Augen gesehen. Ihr alle habt es gesehen.« Ein eindeutig verteidigender Ton. »Olivia. Olivia? Olivia und Federico, wo seid ihr? Tretet vor. Tretet vor. Da. Sie sind heute Morgen in der Sonne draußen gewesen.«
    Zwei Vampire, eine dünne, sommersprossige Frau Mitte vierzig und ein junger spanischstämmiger Mann, dessen Gesichtszüge sich alle ein wenig zu eng in die Mitte drängten, traten vor die Menge.
    »Bitte«, sagte Jacqueline. »Du hast doch selbst den Film gesehen.«
    »Habe ich«, räumte Marco ein. »Ich habe alle Filme gesehen. Sie gehen, reden, lächeln in die Kamera, schauen CNN, bleiben noch ein, zwei Tage hier und verschwinden dann. Na, Kopfschmerzen, Olivia? Und Federico, was macht der Ausschlag an der Ferse?«
    ›Die Formel ist fehlerhaft. Tödlich fehlerhaft. Sie sterben früher oder später, je nach Höhe der Dosis.‹
    Federico und Olivia sahen sich an. Dann wendeten sie sich an Jacqueline.
    »Kopfschmerzen, Ausschlag, Fieber, Koma, Tod. Zwischen achtundvierzig Stunden und einer Woche. Besser als das Projekt Helios. Deren Versuchskaninchen haben das alles ausgelassen und sind gleich krepiert. Normalerweise innerhalb von zwölf Stunden.« Dann wandte er sich an Federico und Olivia: »Tut mir leid, ihr zwei.«
    Die Frage lautete: Konnte ich Lorcas Fesseln vom Altar reißen? Ich hatte vielleicht zwei Sekunden Zeit. Von meinem Standpunkt aus konnte ich die Verschlüsse nicht genau erkennen. Mit einer der Macheten hätte ich ihm Hände und Füße abhacken können. Das hätte ich machen können. Er hätte mich erneut gehasst. Aber sie würden nachwachsen, und ich würde es wiedergutmachen …
    Marco war Jacqueline die Treppe hinauf gefolgt. Nun stand er Remshi direkt gegenüber. Ein sichtbar lächerlicher Gegensatz. Remshi war groß, schön,

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