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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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in den schreienden Mund, biss, schüttelte und zerrte, bis der große kahle Kopf sich vom Körper löste.
    Meine linke Körperhälfte fand ihre Sinne wieder. Ich stand auf und eilte zu meinem Sohn.
    Weil das Universum pervers ist, stellte sich heraus, dass das vierte Kabel härter war als die anderen drei. Meine zerschnittenen Handflächen taten weh und waren blutverschmiert, und eine halbe Ewigkeit stand ich da, zerrte und mühte mich ab, die Hände bluteten, die Oberschenkel zitterten, wieder sank der Geräuschpegel ringsumher, und ich stellte mir schon vor, wie ich für immer in dieser Handlung gefangen war wie in einer makabren Schneekugel. Walker hatte Konstantinov befreit und sich den Bewusstlosen über die Schulter gelegt. Dutzende von Vampiren waren geflohen (nachdem die Silbermunition aus dem Spiel genommen worden war, hatten sie wohl keine Lust mehr, weiterzuspielen), aber noch waren mindestens zwanzig von ihnen in verschiedenen Stadien des Kampfes oder der Verstümmelung verwickelt. Trish hatte sich zu Cloquet durchgearbeitet und hackte mit einer der Macheten durch seine Fesseln.
    Lorcan war der Einzige von uns, der noch gefangen war.
    Ich heulte. Den Vampiren standen die Haare zu Berge.
    Das Kabel schmirgelte in beiden Händen über blanke Knochen.
    Ich sah Marco aufblicken und hörte ihn sagen: »Besucher. Ein andermal, die Dame.«
    Dann rissen die Stahlfasern, der Lärm des Raumes stürmte wieder auf mich ein – und mein Sohn sprang mir in die Arme.
    Freude schließt uns die Augen.
    Bist du Werwolf, so öffnet Silber sie dir wieder.
    In diesem Falle, um zu sehen, wie Remshi auf dem Boden um einen unserer selbstgemachten Pflöcke zuckte, und wie Jacqueline Delon über ihm stand, eine der weggeworfenen Waffen mit beiden Händen hielt und auf mich zielte.

63
    Ich wollte nur noch Zeit genug haben, um mich zwischen die Kugel und meinen Sohn zu drehen. Selbst die hatte ich nicht mehr. Ich war noch mitten in der Bewegung und der aufkeimenden Erkenntnis, dass Jacqueline sich nicht mit der Siegesrede des Bösewichts in Hollywoodfilmen abgeben, sondern sofort schießen würde, als es direkt vor ihren Füßen eine Explosion gab (so als habe in Remshi selbst eine Zeitbombe getickt).
    Planetarisch große Hitze traf uns und wirbelte Wände, Decke und Boden durcheinander. Wir hoben ab und kreisten stundenlang. Zumindest so lange, um zu sehen, dass Marco verschwunden war und es keine Spur von Jacqueline gab. Die untere Hälfte von Remshis Leiche war verschwunden. Fergus fraß in einer Ecke ungehindert einen menschlichen Vertrauten. Lucy hatte ihre Fänge um die Kehle eines weiblichen Vampirs gelegt, nach menschlichem Alter wohl siebzig, mit altersfleckigen Händen, Diamantenohrringen und einem zu Beginn des Abends ausgefeilten Haarknoten. Trish hatte Cloquet die Machete gegeben, aber die Vampire, die noch im Raum waren, waren mehr an Flucht denn an Kampf interessiert.
    Lorcan und ich warfen uns zu Boden, als eine zweite Explosion ein Loch in die Westwand riss und mit dem Geruch der Sprengstoffe die kühle Luft der kretischen Nacht hereinließ, Thymian und Fichte und feuchtes Gras. Dazu Gewehrschüsse und das seelenlose Geschnatter von Hubschraubern.
    Mein Sohn rührte sich.
    ›Er lebt. Er lebt, und du hast ihn.‹
    Ich wusste, dass er lebte, weil die Explosionsflammen ihn zum Winseln brachten und das Winseln mich inwendig traf. Irgendwo weit weg spürte auch Zoë etwas, eine winzige Version seines Traumas in ihrer Haut. Ich musste den Schwall Freude unterdrücken, den ich bei dem Gedanken spürte, wie die beiden nebeneinanderlagen. Noch nicht. Noch nicht. Zwei weitere Explosionen, die zweite davon riss ein großes Stück vom Dach weg und schleuderte Fergus über den Gang, wo er ein paar Meter neben mir verwirrt und blutig landete.
    WOKOP. WIR VERSCHWINDEN.
    Walker, der noch immer den bewusstlosen Konstantinov auf der Schulter trug, hob mich mit einer Hand unterm Arm hoch.
    VIELLEICHT SILBER. SCHNELL WEG.
    Fergus mühte sich auf die Füße. Trish und Lucy blockierten fast den Ausgang und wechselten sich darin ab, einen unglücklichen menschlichen Vertrauten zu fressen, der dort gestürzt war. Die letzten Vampire nahmen das Loch in der Decke. Blauweiße WOKOP-Suchscheinwerfer blitzten auf, vibrierten, fuhren weiter. Ein von mindestens zwanzig Holzpfeilen (die Hickorypfeile des ›Hagelschlags‹) getroffener Vampir schrie und fiel von einem der stählernen Träger.
    Direkt neben Mia.
    Sie war bei Bewusstsein, lag

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