Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
Vom Netzwerk:
heimtückischen Droge hingeben. Das große Tabu – eine andere Spezies  – zerbrach am Ende einfach nebenbei und führte ihn in die Wärme, meine Wärme, mich. Ich spürte, wie seine Vorstellungskraft Platz schuf für die Gräuel, denn leugnen konnte man sie nicht, da waren sie in meiner Haut, meinem Mund und in der verschlagenen Hitze meiner Vagina, die er jetzt haben wollte, oh ja, er wollte, ganz gleich, was passierte, ganz gleich, ganz gleich.
    Dank telepathischer Übereinkunft ließen wir einander los, um Jeans und Unterwäsche abzulegen, dann wandten wir uns wieder einander zu, seitlich, Gesichter zueinander. Ich drückte ihn auf den Boden und glitt auf ihn. Ein wenig Milch war mir abgegangen. Er wich ihr nicht aus, machte kein Aufhebens davon. Für ihn war das nur Teil des zwanglos heilig gewordenen Kontinuums des Körpers. Wollte er dich körperlich, dann wollte er alles. Das war es gewesen, was die Mädchen auf dem Schulhof animalisch gespürt hatten. Deshalb hatten sie bei ihm eine Ausnahme gemacht. Ich griff nach meiner Handtasche, nahm ein Kondom heraus, riss die Folie auf und glitt seinen Leib hinab. Sein Schwanz, nicht sonderlich groß, aber wunderbar anzüglich gebogen, pulste sichtlich. Voller Blut, erinnerte mich das Ungeheuer mit Stupsen und Zwinkern und einem Lecken der Zähne – aber ich war weit genug vom Vollmond entfernt, um es verscheuchen zu können. Walker ging auf die Ellbogen. Sein Gesicht war voller Leben, auf mich konzentriert, die blaugrünen Augen schimmerten, der Mund verzog sich zu einer weniger unschuldigen Version seines Lächelns. Ich atmete, hatte meinen offenen Mund über der Spitze seines Glieds, sah seine rhythmische Unterwerfung, erduldete das geistige Bild, ihn einfach abzubeißen, das Gesudel des pumpenden Blutes, Walkers Schreie. Ein weiterer verschlagener Blick zu ihm hinauf – ja, ich weiß genau, wie gut sich das anfühlt –, dann nahm ich ihn in den Mund. Ich spürte, wie er schlucken musste, spürte, wie er den Kopf zurücklegte – dann wieder nach vorn hob, um wieder gierig zuzuschauen.
    Später. Später mehr davon. In diesem Augenblick war ich verzweifelt, unmissverständlich, rechtschaffen egoistisch. Ich streifte das Kondom ohne Katastrophe über, glitt wieder seinen Körper hinauf, nahm ihn in die Hand, sah in Walkers vollkommen verführtes und strahlend hungriges Gesicht und senkte mich auf seinen Schwanz.

24
    Es war nicht perfekt, aber es war mehr als genug für den Anfang. Walkers Instinkte waren gut, Hände und Mund deuteten die Signale richtig, bewegten sich mehr oder weniger dorthin, wo sie sollten. Wir beide wussten, dass der erste große Aufwand mir gehörte, mir, mir, allein mir, und Walker hielt sich zurück und arbeitete in einer Mischung aus Galanterie und handwerklicher Konzentration daran, dass ich kam. Nicht, dass das – in meinem Zustand – eine besondere Leistung gewesen wäre. Es dauerte vielleicht drei Minuten. Dann wieder drei, dann fünf, dann zehn. Dann beruhigte ich mich wieder und war für vernünftige Argumente zu haben. Als Walker kam (wir lagen etwa in Löffelstellung), sammelte sich seine ganze Kraft in Hüften und Brust, seine Arme umschlangen mich, und sein Atem schlug sanft und heiß an mein Ohr, und am Ende lag ein Ton von Zärtlichkeit darin wie ein hübscher Schnörkel, und ich mochte ihn, denn die ehrliche männliche Freude, die von seinem Körper in meinen fuhr, war nicht zu leugnen.
    »Ach, du heilige Scheiße«, sagte er hinterher.
    »Das ist mein Satz«, stellte ich fest.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich werde ihn nie wieder benutzen.«
    »Ach übrigens, die Art, wie damit umzugehen ist, ist nicht darüber zu sprechen.«
    »Womit?«
    »Mit dem, was wir gerade getan haben.«
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Ich meine nicht anderen gegenüber. Ich meine uns.«
    »Verstanden.«
    »Bist du immer so fügsam?«
    »Na ja, du bist wohl so was wie eine Pferdeflüsterin, weißt du?«
    Ich dachte an die Tagebücher. (Ich dachte oft an die Tagebücher. Immerwährende blutlose Untreue gehörte zu dem Bündel, das ich trug, jahrzehntelang, vielleicht für immer.) ›Die modernen Menschen quatschen ihre Affären in ein frühes Grab‹, hatte Jake geschrieben. ›Eros hat einfach keine Chance bei Leuten, die einander die ganze Zeit über in den Ohren liegen.‹ Ich glaube, wir sollten reden. ›Nein, glauben Sie mir, wir sollten nicht. Wollen Sie der Liebe eine Chance geben? Dann suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie

Weitere Kostenlose Bücher